Steffi Nerius zeigt optimale Qualifikation
Für Speerwerferin Steffi Nerius war die Qualifikation nur eine Durchgangsstation. Nach einem Wurf auf 60,40 Meter konnte sie ihre Sachen wieder packen und ihre Vorbereitung aufs am Sonnabend um 16.40 Uhr stattfindende Finale beginnen. Problemlos überstanden auch die Favoritinnen Osleidys Menendez (Kuba/61,74 m), Mirela Manjani (Griechenland/62,48 m) und die Tagesbeste Tatjana Schikolenko (Russland/63,71 m) die Qualifikation. Gefordert waren 60,00 Meter.
Ins Finale hat es Steffi Nerius schon mal geschafft. (Foto: Chai)
"Das war eine optimale Qualifikation. Minimaler Aufwand, maximaler Erfolg", fasste Nerius ihren Auftritt zusammen. Dabei dachte die EM-Zweite von München vorige Woche noch an eine WM-Absage, weil sie sich im Training eine Rückenverletzung zugezogen hatte, die sie drei Tage lang nicht einmal aufrecht stehen ließ. "Wer weiß, wofür es gut ist, dass ich jetzt eine Woche nicht richtig trainieren konnte und gut erholt bin." Von der Verletzung habe sie heute nichts mehr gespürt. Trotzdem sei ihr Wurf "grottenschlecht" gewesen. Doch das bewertete die 31-Jährige keineswegs als schlechtes Zeichen. "Es wäre doch nicht schön, wenn ich einen perfekten Wurf auf 60,40 Meter geschafft hätte, oder?" Die Siegesserie richtig einschätzen
Angesprochen auf ihre Siegesserie von elf Erfolgen seit Anfang des Jahres, meinte die Leverkusenerin: "Ich glaube, ich bin die einzige, die diese Serie richtig einzuschätzen weiß." Allein fünf oder sechs Siege seien nur bei nationalen Meetings gewesen. Sie wisse genau, dass die WM-Favoritinnen andere sind: Schikolenko, Manjani und Menendez. Mit ihrer eigenen Saisonbestleistung von 64,42 Metern sei sicher keine Medaille drin. "Aber 65 Meter traue ich mir zu. Und wenn das dann Platz vier wird, wäre ich trotzdem zufrieden."
Vom bisherigen Abschneiden der deutschen Mannschaft hat sie noch nicht viel mitbekommen. "Ich versuche, den Tunnelblick zu entwickeln und mich auf mich selbst zu konzentrieren." Lediglich als sie vom Ausscheiden der Neubrandenburger Diskuswerferin Franka Dietzsch hörte, habe sie sich "kurz zusammenreißen müssen. Wir sind jahrelang gemeinsam zur Kinder- und Jugendsportschule gegangen und ich weiß, dass sie ein echtes Pfund drauf hatte."
"Ich finde es im Athletendorf schön"
Die Zeiten an der Sportschule sind auch ein Grund dafür, warum sie mit den Bedingungen im Athletendorf kein Problem hat: "Da hilft mir, dass ich aus dem Osten komme. An der KJS hatten wir auch nur Gemeinschaftsduschen, einen Gemeinschaftsfernsehraum und einen Gemeinschaftsessensraum. Ich finde das schön." Bevor Nerius Anfang der 90er Jahre zum TSV Bayer 04 Leverkusen wechselte, war sie in Rostock an der Kinder- und Jugendsportschule.