Speed Cross-Premiere in Vaterstetten machte Laune
"Ich werde jetzt Crossläuferin und wechsle in die Trainingsgruppe von Sebastian Hallmann", flachste Birgit Rockmeier zum Ende des Bayerischen Cross-Festivals in Vaterstetten dem momentan verletzten Läufer des LAC Quelle Fürth/München/Würzburg entgegen. Die Niederlage mit einem zweiten Platz bei der Premiere des Speed Cross hatte der Staffel-Europameisterin, die von ihrer Schwester Gabi als Zuschauerin begleitet wurde, die Laune nicht verdorben.
Auf ungewohntem Terrain startete Birgit Rockmeier durch
"Es war ganz lustig, der Speed Cross ist eine tolle Idee", fasste die Moosburgerin die vom Wettergott mit viel Sonne beschenkte Veranstaltung vor den Toren Münchens zusammen. Der grasige Untergrund, die beiden Anstiege, die Pfützen unterwegs – all das war für die etablierte Bahnläuferin etwas ungewohnt, ebenso die verschmutzten Spikes nach den Läufen.Vorsichtig betastete sie im Zwischenlauf – der Vorlauf war ausgefallen - auch die Strecke, die rund 530 Meter umfasste. "Etwas zu lang für mich", meinte Birgit Rockmeier, "aber ich bin im Finale zu schnell angelaufen."
Mutige Maria Fröhler stürmte zum Sieg
Maria Fröhler heftete sich mutig an die Fersen der flott angehenden bayerischen Vorzeigeathletin, die aus einer "Bierlaune" heraus ihre Startzusage für den Speed Cross gegeben hatte. Die junge Regensburgerin nutzte etwa zur Hälfte der Distanz ihre Chance im richtigen Moment, als sich Birgit Rockmeier um die Pfützen und Kurven kämpfte, um vor dem entscheidenden zweiten Anstieg zu attackieren.
Bis ins Ziel lief sich Maria Fröhler (1:24,7 min) einen Vorsprung von rund sechs Sekunden heraus. Die Siegerin war selbst vom ihrem Husarenstück, das erstaunte Gesichter bei so manchen Experten an der Strecke hervor rief, überrascht: "Ich hatte mir das nicht gedacht. Vor allem am Anfang des Rennens rechnete ich mir noch nichts aus."
Birgit Rockmeier erreichte nach 1:30,2 Minuten das Ziel und war nicht unzufrieden: "Für 500 Meter Cross ist das doch gar nicht so schlecht." Pamela Schmid von der LG Passau, die auch den Classic Cross über 4.000 Meter gewann, wurde in 1:31,3 Minuten Dritte.
Souverän zog sich in Vaterstetten der Youngster René Bauschinger (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) aus der Affäre. Er bestimmte den Speed Cross in der männlichen Jugend B nach Belieben und stellte in dem neuen Bewerb einmal mehr seine Möglichkeiten mit einem Start-Ziel-Sieg unter Beweis. In 1:11,6 Minuten lief er auch die schnellste Zeit des Tages. In einem packenden Rennen der Männer holte sich auf der Zielgeraden mit einem starken Finish der Leipziger Christian Siebach (1:13,3 min) den ersten Platz.
Rockmeier-Coach Heinz Löser zufrieden
Heinz Löser, Erfolgscoach der Rockmeier-Zwillinge, war mit dem Ausflug seines Schützlings auf das Crossgelände zufrieden. "Für uns stand die Gaudi im Vordergrund, wir hätten heute sowieso trainiert. Jetzt war sie eben hier mit dabei. Schade nur, dass Birgit zuletzt sechs Wochen lang wegen des Lehrgangs bei der Bundeswehr nicht trainieren konnte."
Der Trainer hatte allerdings auch den ein oder anderen Verbesserungsvorschlag für die Veranstaltung parat: "Ich fände es gut, wenn der Bayerische Leichtathletik-Verband diesen Speed Cross als Kader-Maßnahme durchführen würde." Die Kurz- und Mittelstreckler könnten vor dem Winter ihre Verfassung und vorhandene Ausdauer ohne jeden Druck überprüfen und auch aufschlussreiche Erkenntnisse aus dem Vergleich mit ihren Konkurrenten gewinnen.
Speed Cross die Attraktion
Die Attraktion der Veranstaltung, die erstmals in dieser Form auf dem Gelände des Jugend- und Sportzentrums in Vaterstetten durchgeführt wurde, war zweifelsfrei der Speed Cross. Die kurzen Läufe stellten die drei klassischen Rennen über vier bzw. sechs Kilometer in den Schatten.
"Es ist ein Zuckerl", sah sich deshalb Kurt Ring, der Ideengeber von der LG Domspitzmilch Regensburg, bestätigt, "und es ist ein Ansatz." Dieser Analyse stimmte auch Heinz Löser "ohne Wenn und Aber" zu.
Defizite waren beim Veranstalter allerdings noch in der Wettkampfdurchführung, die unter den deutlichen Verzögerungen im Zeitplan litt, der Art der Präsentation, wobei sich Moderator Peter Maisenbacher redlich mühte, und der Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld und vor Ort zu erkennen.
Budget für mehr Professionalität nötig
Kurt Ring, der für die beiden letzten Deutschen Cross-Meisterschaften in Regensburg verantwortlich und erfolgreich zeichnete, weiß aber in dem Zusammenhang: "Eine professionelle Durchführung ist nur mit einem entsprechenden Etat zu realisieren."
Mit etwas Taschengeld wäre es vielleicht auch möglich gewesen, die Starterliste gezielter prominent zu besetzen und den ein oder anderen weiteren Headliner neben Birgit Rockmeier zu präsentieren. Claudia Gesell, die EM-Fünfte von München über 800 Meter, hatte durchaus Interesse signalisiert, musste sich allerdings bereits frühzeitig verletzungsbedingt abmelden. Auch der Traum von einem Start des 400-Meter-Europameisters Ingo Schultz war nicht zu realisieren.
Aber der Speed Cross steht am Anfang und Vaterstetten konnte aufzeigen, dass diese neue Form des Geländelaufs eine Zukunft haben könnte. Jedenfalls sollten weitere Veranstalter diese Idee aufgreifen und – sei es nur als Einlagebewerb und nicht als Vor-, Zwischen- und Endlauf – mit in das Programm nehmen. Auch für Deutsche Cross-Meisterschaften wäre ein Sprint über eine Distanz zwischen 400 und 600 Metern eine interessante und überlegenswerte Sache. Eine echte Chance hat sich der Speed Cross verdient!
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