Speerwerfer kämpfen mit WM-Anlage
Neun Stunden vor dem mit Spannung erwarteten Finale der Frauen haben sich am Freitag bei der WM in Osaka (Japan) mit der Ausscheidung der Männer die Anzeichen verdichtet, dass die Speerwurf-Anlage mit ihrem harten Belag im Nagai-Stadion alleine schon eine Herausforderung ist und so manchen vermeintlichen Favoriten auf eine Probe stellt.

Peter Esenwein fehlten 16 Zentimeter zum Finaleinzug (Foto: Chai)
Viele der Speerwerfer mussten sich in der Qualifikation erst auf den Boden einstellen. Selbst die Favoriten nahmen mehr Versuche in Anspruch als geplant. Der Lette Eriks Rags berichtete, dass er seinen Anlauf um zwei Meter nach hinten verlegen musste, um überhaupt einigermaßen zurechtzukommen. Auch der Schweizer Stefan Müller machte eine solche Erfahrung. "Ich bin fast einen Meter nach hinten gegangen. Der Belag ist schnell und hart. Ich hatte schon vorher gehört, dass die schnellen Athleten hier keinen Grip bekommen. Ich glaube, auf dieser Anlage kann es im Finale Überraschungen geben."
Vadims Vasilevskis trotz kurzem Anlauf stark
Solche gab es denn auch in der Qualifikation. Mit dem in diesem Sommer formschwachen Titelverteidiger Andrus Varnik (Estland; 75,96 m) und dem Olympia-Dritten Sergej Makarov (Russland; 78,22 m) blieben bekannte Namen auf der Strecke. Die beste Weite erzielte trotz Adduktorenproblemen, die ihn nur aus einem kurzen Anlauf werfen ließen, der Lette Vadims Vasilevskis (87,37 m). Er sagte: "Im Finale muss man für die Medaillen neunzig Meter werfen."
Auch der US-Amerikaner Breaux Greer übertraf die 85 Meter (86,78 m). Der Olympiasieger und Europameister Andreas Thorkildsen (Norwegen) kam mit 82,33 Metern direkt weiter. Deutlich mehr mühte sich der mitfavorisierte Vize-Europameister Tero Pitkämäki (Finnland; 80,62 m), der etwas am Fuß angeschlagen sein soll.
Peter Esenwein verfehlt Finale knapp
Von den beiden deutschen Teilnehmern erreichte keiner das Finale. Knapp dran war Peter Esenwein. Der Routinier vom LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg warf im dritten Durchgang 79,62 Meter. 16 Zentimeter fehlten ihm zum rettenden zwölften Platz in der Summe beider Gruppen.
"Ich bin sehr traurig und enttäuscht. Ich wollte am Sonntag zum Abschluss der WM noch einmal in einem vollen Stadion werfen", sagte der 39-Jährige, der im nächsten Jahr einen Olympiastart in Peking (China) anpeilt. "Es war zu wenig. Erst der dritte Wurf war so, wie ich es mir vorstelle." Auf den Boden wollte es Peter Esenwein nicht schieben: "Ich musste zwar mit meiner Anlaufmarke auch recht weit nach hinten gehen, aber ich fand den Belag für mich super."
Stephan Steding wie im Alptraum
In einem Alptraum wähnte sich sein Teamkollege Stephan Steding. Der Hannoveraner kam in der Qualifikation überhaupt nicht zurecht und landete mit 74,61 Metern, die er auch erst im dritten Durchgang geworfen hatte, nachdem zuvor nur 67,32 Meter zu Buche standen, auf Platz 13 seiner Gruppe.
"Ich hatte mich super gefühlt, im Training zuletzt noch 80 Meter geworfen. Ich habe keine Ahnung, woran es lag. Ich konnte einfach das, was ich kann, nicht umsetzen. Es war ein komisches Gefühl. Ich war nicht in der Lage, Spannung aufzubauen, es war richtig schwierig", meinte der Deutsche Meister. "So ein Reinfall ist wirklich nicht schön. Ich komme mir vor wie in einem Alptraum."
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