DLV-Siebenkämpferinnen wollen sich etablieren
Und da waren es nur noch zwei. Fünf deutsche Siebenkämpferinnen hatten in diesem Jahr die Norm für die Europameisterschaft in Göteborg (Schweden; 7. bis 13. August) erfüllt, doch nur Lilli Schwarzkopf (LC Paderborn) und Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) werden nun am Montag und Dienstag im Ullevi-Stadion am Start sein.
Mit einem strahlenden Lächeln blickt Lilli Schwarzkopf der EM entgegen (Foto: Kiefner)
Mit der verletzten Claudia Tonn (LC Paderborn) und der erkrankten Karin Ertl (LG Domspitzmilch Regensburg) fielen in dieser Woche nacheinander gleich zwei Athletinnen aus.Für Lilli Schwarzkopf, aktuell Vierte in Europas Jahresvergleich, geht es in Göteborg nun darum, sich in der erweiterten Welt- und Europaspitze zu etablieren und ihre in diesem Jahr erzielten 6.413 Punkte zu bestätigen. Dass letzteres möglicherweise nicht so einfach wird, könnte auch an den äußeren Bedingungen liegen. "In Ratingen war das sehr optimal", erzählt sie, "ich war jetzt in Göteborg schon im Stadion und es hat sich anders angefühlt." Für sie sei wichtig, im Wettkampf "gut in Lauf" zu kommen: "Ich hoffe auch, dass ich auf einen guten zweiten Tag setzen kann."
Ihre Leistungssteigerung in diesem Jahr lässt sich unter anderem daran festmachen, dass sie die letzten Jahre verletzungsfrei trainieren konnte. Sie ergänzt außerdem: "Mein Umfeld spielt sich langsam ein." Aber noch ist längst nicht alles optimal. "Es fehlt an Dingen, die es mir erleichtern würden, etwa an finanziellen Mitteln."
Studium neben dem Sport
Ganz auf den Sport zu setzen, käme für die Sportstudentin, die noch bei ihren Eltern wohnt, aber gerne ausziehen würde, nicht in Frage. "Das wäre für mich tödlich", meint die Zweite der U23-Europameisterschaft. "Für mich ist es wichtig, neben dem Sport noch etwas anderes zu haben."
Die Leichtathletik spielt in ihrem Leben aber trotzdem eine große Rolle. Für die Blondine, die sich zur EM-Einstimmung ein Buch über Skandinavien gekauft hat, ist es im hohen Norden nicht der erste große Einsatz. Bereits im letzten Jahr konnte sie bei der WM in Helsinki (Finnland) Erfahrungen sammeln. Sie sagt aber trotzdem: "So eine EM ist schon was anderes als bei Meetings zu starten." Zumindest das Flair will sie bis zum Ende genießen, erst dann geht es wieder zurück nach Deutschland.
Bei ihrem eigenen Wettkampf erwartet die 22-Jährige auch angesichts der heimischen Top-Favoritin Carolina Klüft im Feld eine große Show: "Die Stimmung wird riesig sein, die Schweden sind sportbegeistert." Die Titelverteidigerin bezeichnet sie als "Granate". Carolina Klüft sei eine Person für sich, aber durchaus kontaktfreudig. Über Small Talk ist Lilli Schwarzkopf allerdings noch nicht hinausgekommen.
Begegnung in Kingston
Aus einer Zeit, in der der Stern von Carolina Klüft erst aufging, kennt die zweite deutsche EM-Siebenkämpferin, Jennifer Oeser, wie auch Lilli Schwarzkopf Schwedens Megastar. Bei der Junioren-WM in Kingston (Jamaika) hatten sich vor vier Jahren die Wege gekreuzt. "Ich mag ihre Art." Dadurch sei der Siebenkampf auch publik gemacht worden. "Jetzt bei der EM wird einiges los sein, da wird eingeheizt", glaubt die frühere U23-Europameisterin.
Für die Leverkusenerin ist es im Gegensatz zu Lilli Schwarzkopf der erste große internationale Einsatz. "Ich war bisher nur bei Kindermeisterschaften", sagt sie schmunzelnd. Mit ihren in diesem Jahr in Ratingen erzielten 6.251 Punkten ist die ebenfalls 22-Jährige aber endgültig auch mit ihrer sportlichen Leistung dem Kindesalter entwachsen.
Top 10 als Ziel
"Wenn mir vor diesem Jahr jemand gesagt hätte, dass ich 6.200 Punkte mache, hätte ich gelacht", meint sie, "auch damit, dass ich in Ratingen unter die ersten Drei komme, hatte ich nie gerechnet."
Doch bei Jennifer Oser lief es in diesem Jahr einfach rund. Sie fand in Leverkusen eine neue Trainingsgruppe um ihre Disziplinkollegin Christine Schulz, die sie neu motivierte. "Wir sind eine super Truppe." Außerdem ließ sie das gesundheitliche Pech, das sie im letzten Jahr ereilte, nun hinter sich.
Fit will sie sich auch im Ullevi-Stadion präsentieren. Die Leistung von Ratingen bestätigen zu können, das wäre schön. Jennifer Oser ergänzt: "Die Top 10 sind ein Ziel, unter den ersten Acht, das wäre super."