Speerwurf-Revanche beim Weltfinale erwartet
Auf dem Papier sieht es aus wie eine willkommene Revanche. Weltmeisterin Barbora Spotáková (Tschechische Republik) hat sich ebenso für den Speerwurf beim Weltfinale in Stuttgart (22./23. September) qualifiziert, wie Christina Obergföll (LG Offenburg) und Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen), die bei den Weltmeisterschaften in Osaka (Japan) neben der Tschechin auf dem Podest gestanden haben.

Christina Obergföll - Heimspiel in Stuttgart vor vielen Freunden (Foto: Chai)
Die beiden deutschen Athletinnen wollen jedoch von Revanche nichts wissen. "Barbora hat den Höhepunkt gewonnen, das akzeptiere ich", sagt Christina Obergföll, "bei ihr hat's super, super gut geklappt." Ihr dagegen habe nach der schwierigen Qualifikation die Lockerheit gefehlt. Und auch Steffi Nerius betont: "Ich bin mit meinem dritten Platz zufrieden, Revanche braucht man nur, wenn man nicht zufrieden ist."Trotzdem freuen sich die beiden deutschen Vorzeigeathletinnen auf den Wettbewerb im Gottlieb-Daimler-Stadion. "Das Weltfinale ist noch einmal ein großes Highlight", sagt Christina Obergföll, nicht nur, weil es "eine Menge Geld zu verdienen gibt". Die Offenburgerin empfindet ihren Auftritt in Stuttgart als Heimspiel: "Das Weltfinale ist bei mir zuhause, da kommen viele Freunde und Bekannte." Eine zusätzliche Motivation für die Europarekordlerin. Ihr Ziel sei es, zum Abschluss der Saison einfach noch einmal einen schönen und erfolgreichen Wettkampf zu bestreiten: "Dann wird das von alleine gut."
Ähnlich sieht dies auch Steffi Nerius. Die Leverkusenerin, die als Sportlehrerin in ihrem Verein TSV Bayer 04 Leverkusen Behindertensportler betreut, ist zwar mit ihrer Platzierung in Japan zufrieden, nicht aber mit ihrer Leistung von 64,42 Metern. "Ich möchte noch einmal ein wenig weiter werfen, zwischen 65 und 66 Meter", sagt die Europameisterin.
Silber gewonnen
Die Zufriedenheit von Christina Obergföll am Ende einer langen Saison ist verständlich. Auch wenn sie den wichtigsten Wettbewerb als Zweite beendet hat, ihre persönliche Bilanz fällt positiv aus: "Ich habe Silber gewonnen." Dass sie nach Gold greifen wollte, sei nach dem Saisonverlauf klar gewesen. Schließlich hatte die 27-Jährige im Vorfeld der Weltmeisterschaften alle neun Wettkämpfe gewonnen, bei denen sie geworfen hatte. Viel wichtiger als die Farbe der Medaille war für die 1,75 Meter große Blondine, dass sie sich auf einem hohen Niveau stabilisiert hat. Schließlich war sie 2005 in Helsinki (Finnland) die große Überraschung, als sie bei der WM mit Europarekord Silber gewonnen hat. "Das war die Sensation", erzählt Christina Obergföll, "es gab damals viele, die gesagt haben, dass das nur ein Glückswurf gewesen sei und ich das nie wieder schaffen würde."
Zwei Jahre später waren weder die Verbesserung des Europarekords auf 70,20 Meter noch die neuerliche Silbermedaille eine Überraschung, "weil ich das ganze Jahr auf einem ganz anderen, unglaublichen Niveau geworfen habe".
Christina Obergföll und Steffi Nerius stehen beide nicht nur für die Medaillen im Speerwerfen, sondern auch für zwei Generationen. Die Offenburgerin ist 26 Jahre alt, die Olympia-Zweite aus Leverkusen 35. Stolz ist Christina Obergföll, dass ihr in diesem Jahr der Hierarchiewechsel gelungen ist. "Jetzt kennt man die Obergföll."