Sport ist Mord featuring Marta Bubková
"Stellt Euch vor, was wir heute gemacht haben", berichtete eine sichtlich stolze Sängerin Marta Jandová, jetzt alias Marta Bubková, am Mittwochabend inmitten des Konzerts der Rockband Die Happy' im Nürnberger Hirsch' ihren erstaunten Fans, "wir haben Stabhochsprung gemacht." Die temperamentvolle Tschechin ließ es sich dann nicht nehmen, auf der Bühne unter erschwerten Bedingungen mit ihrem Mikroständer gleich ihr neu erworbenes Sprungkönnen vorzuführen und noch mal einen "großen Dank an Freddy, der uns das Ganze beigebracht hat" zu richten.
Marta Jandová, alias Marta Bubková, bejubelt ihren Zwei-Meter-Sprung (Foto: Kiefner)
Was war geschehen? Die bekannte Ulmer Formation "Die Happy" rockte wenige Stunden zuvor im Rahmen ihrer ausgerufenen "Sport ist Mord-Tour" die Leichtathletik-Halle des LAC Quelle in Fürth. Allerdings ohne Schlagzeug, Bass und Gitarre. Stattdessen hatten sie reichlich ungewohnte und unförmige Arbeitsgeräte in ihren Händen. Stabhochsprungstäbe!Schon auf dem Weg zur Halle wusste Frontfrau Marta, wen sie denn zum großen Vorbild für die nächsten eineinhalb Stunden auserkoren möchte: "Sergej Bubka, der war doch Weltmeister, oder?" Ja. Und Olympiasieger. Und ist natürlich Weltrekordhalter.
Der ungewohnte Anblick einer Leichtathletik-Halle sorgte bei der Band erst einmal für große Augen. Rasch hatten Thorsten Mewes, Ralph Rieker und Jürgen Stiehle ihre eigentliche Mission vergessen und testeten die Kugelstoßanlage sowie die 60-Meter-Sprintbahn, ehe sie die Fürther Stabhochspringerin Simone Langhirt, die sich mit ihrem Trainer Freddy Schlund bereit erklärt hatte, die sportlichen und bis unter die Haarspitzen motivierten Rocker in die Geheimnisse des Stabhochsprungs einzuweihen, zum kollektiven Aufwärmen einfing und damit mögliche unangenehme Konsequenzen für die Musikergelenke und Bänder verhinderte.
Die magischen vier Meter
Den ersten Sprungversuchen mit dem Stab und den damit verbundenen fragenden Blicken folgte bald weitestgehend grenzenloser Enthusiasmus. Schlagzeuger Jürgen hatte rasch den Dreh raus und verkündete selbstbewusst: "Die vier Meter dürften drin sein."
Marta interpretierte ihren neuen Sport auf ihre ganz eigene Weise und den Stab als Lanze: "Ich komme mir vor wie ein Ritter." Während die 29-jährige noch vom Mittelalter träumte, war Gitarrist Thorsten schon bald auf seinem Boden der Tatsachen angelangt. Der Einstichkasten hatte ihm mächtig Respekt eingeflößt. "Das ist nicht mein Sport. Ich werde kein Stabhochspringer."
Doch dann wurde es erst richtig ernst. Der "Die Happy"-Coach Freddy gab das Tempo vor: "Stabhochsprung hat etwas mit Sprint zu tun. Ihr lauft jetzt nicht mehr so, dass Euch eine Wanderdüne überholt!" Also schalteten die Musiker einen Gang höher und schwangen sich mit frischem Elan und ungebrochener Begeisterung – mit Ausnahme von Thorsten, dessen Schulter nicht daran gewöhnt war, dass man mit den Händen über dem Kopf auch etwas anderes als Klatschen fertig bringen kann - in die weiche Stabhochsprungmatte.
Sportlichste Band der Welt
Das Quartett untermauerte in der Quelle-Sporthalle damit nachhaltig ihren Anspruch als "sportlichste Band der Welt". Die Aktion "Sport ist Mord" hatten sie ins Leben gerufen, um in die Nachmittage ihres Touralltags etwas Abwechslung zu bringen, was in Fürth ohne Zweifel gelang. "Wir sind die sportlichen Rocker", erklärte Marta als das Sprachrohr der Band, "wir wollen zeigen, dass Musiker nicht nur saufen können. Sport hält fit." Thorsten ergänzte: "Wir versuchen jetzt als Berufsmusiker eine Sportlerkarriere zu machen."
Bis zum Stabhochsprungprofi ist allerdings noch ein Stück harten Trainings zurückzulegen. Die Weltrekordhöhe von Sergej Bubka (6,14 m) bestaunten "Die Happy" mit verwunderten Augen. Doch Marta Jandová, die sich nach ihrer neuen persönlichen Bestleistung von zwei Metern sogleich zur "Marta Bubková" erklärte, ließ keinen Zweifel an ihrer Motivation: "Wenn wir so weitermachen, werden wir das bestimmt noch schaffen."
Einem Mysterium auf der Spur
Doch aller Anfang ist schwer. Obwohl vor allem Drummer Jürgen und Bassist Ralph mit ihren Sprüngen über 2,20 bzw. 2,50 Meter bei ihrer ersten Stabhochsprungeinheit eine beachtlich gute Figur abgaben und sich bei Freddy auch gleich Informationen zu den Trainingszeiten holten und das "Mysterium", das sie sonst nur aus dem Fernsehen kannten, im Expertengespräch ergründeten. Viel Neues über die Biegung der Stäbe, die Stablängen und weitere Geheimnisse war dem fränkischen Trainer zu entlocken.
Simone Langhirt, die "Die Happy" nicht weniger mit Rat, Tat und praktischen Tipps ("Höher greifen" – Antwort: "Noch höher?" oder "Ralph, brauchst Du nen härteren Stab?" – Ralph: "Nein, ich habe mich gerade erst an den gewöhnt") kompetent zur Seite stand, strahlte nach dem ungewohnten Zusammentreffen mit der Band angesichts der sportlichen Leistungen: "Ich bin zufrieden."
Eines stand am Ende der Aktion jedenfalls fest. Vier neue Stabhochsprungfans, bei denen die Vorfreude sofort endloser Nachfreude wich und die schmerzenden Schultern vergessen ließ, waren gefunden.
Um nicht zu vergessen: Marta Bubková is born! Und vielleicht ist es ja nur eine Frage der Zeit, bis ein neuer Stern am tschechischen Stabhochsprunghimmel aufgeht oder Tim Lobinger & Co. mit Jürgen Stiehle, der seine "Mission Athen" bereits ausrief, und Ralph Rieker am Anlauf stehen. Wer weiß, welche Stabhochsprungmatte "Die Happy" als nächstes rocken!?
Mehr:
Impressionen von "Sport ist Mord" mit "Die Happy"
www.diehappy.de