Sportgrößen diskutieren über Werte
„Kapital kann man beschaffen. Fabriken kann man bauen. Menschen muss man gewinnen“, so lautet das Motto von Holger Follmann, Ideengeber der Stiftung „Initiative Werte Stipendium“, die sich unter anderem für Sportförderung im Nachwuchsbereich engagiert. Die Stiftung hatte am Mittwochabend in das Frankfurter Thurn und Taxis Palais eingeladen.
Raphael Holzdeppe im Palais geehrtBevor die vor Vertretern aus Sport, Kultur und Wirtschaft die Werte-Prämien 2012 vergeben wurden, diskutierten Franz Beckenbauer, Henry Maske, Roland Berger und Dietmar Hopp über Werte in der Gesellschaft. Kompetent geleitet wurde die Runde von n-tv-Moderatorin Corinna Wohlfeil.
„Der wichtigste Wert ist Menschlichkeit. Mit den Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, muss man fair und menschlich umgehen“, sagte Dietmar Hopp, der mit der Dietmar Hopp Stiftung bisher rund 300 Millionen Euro für gemeinnützige Zwecke ausgeschüttet hat. Seine Stiftung wurde 1995 gegründet. Sie zählt zu den größten Privatstiftungen Europas und wirbt vor allem dafür, das Ehrenamt besser zu fördern. „Die vielen Vereine in Deutschland hätten ohne Ehrenamt keine Chance, zu überleben.“
„Was kostet schon ein Lächeln“
Auch für Franz Beckenbauer zählen Menschlichkeit und Respekt zu den Grundwerten der Gesellschaft und des Lebens. „Die Freundlichkeit kommt der Menschlichkeit zu Gute. Was kostet schon ein Lächeln?“ Dabei könne es nicht schaden, Bescheidenheit und Zurückhaltung an den Tag zu legen. „Man darf nie vergessen wo man herkommt. Ich bin zum Beispiel im ‚Diplomatenviertel‘ Giesing aufgewachsen. Da galt noch das Faustrecht.“
Für Box-Idol Henry Maske zählen vor allem Toleranz und Respekt zu den wichtigsten Werten der Gesellschaft und des Sports. Gleichzeitig appellierte er dafür, negative Einzelfälle nicht immer gleich zu verallgemeinern und auf den gesamten Sport zu übertragen. Ein Großteil der Sportler kämpfe mit fairen Mitteln, dafür lege er seine Hand ins Feuer.
Auf die Frage wie man die Werte in die Gesellschaft bringt, sagte Unternehmens-Berater Roland Berger: „Als Manager brauchen Sie vor allem Glaubwürdigkeit. Auch wenn die deutschen Manager gerade in Zeiten der Bankenkrise oft kritisiert werden, gehören sie weltweit immer noch zur internationalen Spitze, da sie langfristig denken und innovativ agieren.“ Letztlich seien Manager und Unternehmer in der Wirtschaft verantwortlich für die materiellen Werte.
Sportpyramide ging erneut an Henry Maske
Gerade der Sport habe eine wichtige Funktion, wenn es um die Werte in der Gesellschaft geht. „Fairplay ist nicht nur im Sport, sondern auch in der Gesellschaft ein wesentlicher Bestandteil“, sagte Franz Beckenbauer, der das Publikum immer wieder zum Schmunzeln brachte.
Gefragt, ob er sich eine Reichen-Steuer vorstellen können, sagte der „Kaiser“: „Ich könnte sofort sagen: die Steuern für Reiche müssen rauf, denn ich lebe ja in Österreich.“ Dass Geld allein nicht glücklich macht, verdeutlichte er am Beispiel von Milliardär Roman Abramovich: „In zehn Jahren hat Herr Abramovich über eine Milliarde Euro in seinen Club Chelsea investiert. Der größte Erfolg war, dass sie einmal mit viel Dusel gegen Bayern München Champions-League-Sieger geworden sind.“
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion überreichte der Vorsitzende der Deutschen Sporthilfe, Werner E. Klatten, die Sportpyramide, den wichtigsten deutschen Sportpreis, an Henry Maske. Er hatte diese Auszeichnung bereits im Mai in Berlin erhalten und den Preis damals an seinen früheren Trainer Manfred Wolke für seine Verdienste weitergegeben. „Es war eine tolle Geste für Trainer, doch diesmal soll die Sportpyramide bei Henry Maske bleiben“, sagte Werner E. Klatten.
Raphael Holzdeppe im Palais geehrt
Diskutieren über Werte: Henry Maske, Franz Beckenbauer, Dietmar Hopp und Roland Berger mit Moderatorin Corinna Wohlfeil (Foto: Lauterbach)