Sporthilfe legt Förderkonzept bis 2008 fest
Bereits vor den Olympischen Spielen in Athen hat die Stiftung Deutsche Sporthilfe ihr neues Förderkonzept bis 2008 fest gelegt und in dieser Woche vorgestellt. Der zuständige achtköpfige Gutachterausschuss aus ehemaligen Weltklasse-Athleten hat das Konzept in zwei Klausurtagungen erarbeitet, so dass die Vorbereitungen auf die kommenden Olympischen Spiele in Turin 2006 und Peking 2008 ohne Zeitverzug in Angriff genommen werden können.
Auch Steffi Nerius wurde auf ihrem Weg zu Olympia von der Sporfhilfe unterstützt (Foto: Chai)
"Das neue Konzept basiert auf dem seit 2001 angewendeten Sporthilfe-Förderkonzept, das sich in den vergangenen drei Jahren bestens bewährt hat", sagte Gerd Klein, Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Sporthilfe. "Es erfährt einige Modifizierungen bei der Verbandspauschale. Diese berechnet sich für die einzelnen Fachverbände aufgrund erbrachter Leistungen in der letzten Olympiade und stellt einen erheblichen Anteil am jeweiligen Verbands-Etat dar. Zukünftig haben Fachverbände die Möglichkeit, eine noch stärkere sportartenspezifische Verteilung vorzuschlagen. Dies bietet jedem Verband die Chance, die für ihn wichtigen Maßnahmen flexibel umzusetzen. Je kreativer dabei ein Verband ist, desto besser. Die Individualisierung ist in heutiger Zeit einer der Schlüssel zum Erfolg in der deutschen Spitzensportförderung."
Modifizierung bei der Verbandspauschale
Derzeit fördert die Sporthilfe cirka 3.800 Athleten mit rund 12 Millionen Euro jährlich. Die variable Verbandspauschale macht derzeit knapp ein Drittel der Förderausgaben aus. Die Gutachter sehen in der 2001 eingeführten Verbandspauschale grundsätzlich den richtigen Weg zur flexibleren Steuerung der einzelnen Förderinstrumente, da sie disziplin- und sportartenspezifische Bedürfnisse berücksichtigt. Die Verbände werden nun noch stärker in die Verwendung dieser Fördermittel eingebunden, deren Beantragung der Sporthilfe-Gutachterschuss nur noch prüfen und letztendlich genehmigen muss.
B-Prämien: zeitnahe einmalige Prämien oder rückwirkende, verbandsspezifisch orientierte, laufende Prämien für Wettkampferfolge, die nach der geltenden Prämienregelung nicht vergütet werden. Die B-Prämien, die Anreiz und Perspektive für die Zukunft geben sollen, dürfen die A-Prämie für einen WM-Titel nicht übersteigen (max. 6.000 Euro pro Athlet).
Individuelle Förderungsleistungen (für Eliteförderung, TopTeam, Olympiakader, A-Kader): sport-, aufwands-, berufs- und sozialbedingte Zusatzfördermaßnahmen, die vom Verband beantragt werden können und somit die Möglichkeit bieten, "jenseits der Regelförderung" individuell und zeitnah zu reagieren.
Projektförderung (grundsätzlich mehrjährig): Verbands-Projekte zur Leistungsverbesserung in olympischen Disziplinen und mit nachprüfbaren Zwischenzielen; je nach Einstufung in das Fördersystem insbesondere für Verbände interessant, die Strukturdefizite aufweisen.
Aufteilung der Verbandspauschale: maximal 60 Prozent der Verbandspauschale dürfen für einen Bereich eingesetzt werden (Prämien, individuelle Förderungsleistungen, Projekte).
Duale Karriereplanung: Voraussetzung für den Bezug individueller Förderleistungen aus der Verbandspauschale ist die Vorlage einer "Dualen Laufbahnplanung" für die Athleten.
Folgende bisherigen Förderleistungen werden bis 2008 fortgeschrieben:
C-Kaderförderung; Leistungsbezogene Kostenerstattung / So genannte "A-Prämien" (Prämien bei Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen; werden von der Sporthilfe gewährt); Berufsbezogene Leistungen (Kostenerstattung für Nachhilfe-/Nachholunterricht, Studienbeihilfen, Verdienstausfall-Erstattungen) im Rahmen der geltenden Richtlinien; Eliteförderungsprogramme (Nachwuchs-Eliteförderung und Eliteförderung); Internatsförderung (Ost und West)
Nachwuchs-Eliteförderung ist höchste Förderstufe für Talente
"Der Fokus liegt auf der Nachwuchsförderung: ohne Nachwuchs keine Spitze, jedoch auch kein Nachwuchs ohne Spitze", so Gerd Klein. Die Nachwuchsförderung der Sporthilfe ist "breit" angelegt, um möglichst alle Talente früh in die Förderung einzubeziehen.
In der für junge Talente höchsten Förderstufe, der "Elite-Nachwuchsförderung", erhalten rund 100 Spitzentalente eine individuelle, auf Basis von Perspektivplänen abgestimmte Förderung. Künftige Titelträger sollen so bereits früh mit einer dualen Karriereplanung erfasst werden und schon jetzt die Basis der Teams für Peking und Vancouver bilden. Jeder vierte Athlet der Nachwuchs-Eliteförderung hat sich bereits jetzt für Athen qualifiziert.
Eliteförderung als Spitze der Förderpyramide
Rund 200 Elitesportler erhalten seit 2001 zusätzlich zur Regelförderung einen "Elite-Bonus" von bis zu 350 Euro pro Monat und weitere individuelle, schulisch-berufliche Sonderfördermaßnahmen. Damit konnten und können sie sich gezielt auf die Olympischen Spiele in Salt Lake City, Athen oder Turin vorbereiten.
Klassische spezifische Hilfen sind zum Beispiel Verdienstausfallerstattungen bei trainings- oder wettkampfbedingter Abwesenheit vom Arbeitsplatz, Studienbeihilfen für Studenten, Nachhilfe- und Nachholunterricht für Schüler sowie Beihilfen für Auszubildende. Bei besonderen sportbedingten, beruflichen und sozialen Aufwendungen sind weitere Leistungen möglich. Eine jährlich durchgeführte Leistungsüberprüfung garantiert, dass letztlich die besten und perspektivreichsten Athleten den Kern des Olympiakaders ausmachen.
Sowohl bei der Nachwuchs-Eliteförderung wie auch bei der Eliteförderung im Aktivenbereich werden erforderliche Maßnahmen von Fall zu Fall überprüft. Dabei wird Wert darauf gelegt, eine langfristige berufliche Karriereplanung abzusichern. Sportbedingte Mehraufwendungen werden ebenfalls gezielt finanziert, was eine intensive Einzelfallprüfung in enger Abstimmung mit den Trainern und Sportdirektoren der Fachverbände voraussetzt.