Sportler sind keine Roboter
Niederlagen gibt es immer im Sport, und manchmal müssen die Sportler nicht nur hinterher mit sich selbst klarkommen, sondern sich auch in der Öffentlichkeit rechtfertigen. So geschehen nach dem enttäuschenden Europacup-Auftritt der deutschen Leichtathleten vor einer Woche in Malaga (Spanien).
Betty Heidler beim Europacup in Malaga enttäuscht (Foto: Möldner)
Der Leverkusener Stabhochspringer Lars Börgeling entschuldigte sich über den Fernsehsender "Eurosport" für seinen "Salto Nullo". Bei der Frankfurter Hammerwerferin Betty Heidler trägt vor allem Trainer Michael Deyhle die Last der Rechtfertigung seines Schützlings. Und er ist recht genervt ob der vielen Anfragen."Ich finde es immer wieder witzig, dass über einzelne Wettkämpfe diskutiert wird", erklärte er gegenüber leichtathletik.de. "Da steckt auch eine Grundnaivität in der Gesamtbetrachtung drin. Hammerwerfen ist eine technische Disziplin, die ihre Schwierigkeiten hat. Man kann nicht jeden Tag wie ein Roboter seine Leistung abrufen. Man versucht natürlich, auf den Punkt fit zu sein."
Der Störfaktor
Dass das Betty Heidler könne, habe sie auch in Malaga bewiesen, denn dort sei das Einwerfen hervorragend gewesen. Dann kam es aus irgendwelchen Gründen zu einem Störfaktor. Michael Deyhle sagte: "Wie der zu erklären ist, ist uns beiden auch nicht ganz so klar. Aber mit diesem Störfaktor zurechtzukommen und positiv so gegenzusteuern, damit es innerhalb von vier Versuchen wieder in die richtige Richtung geht, ist in Malaga nicht gelungen."
In Schönebeck gelang es drei Wochen zuvor. Nach vier ungültigen Versuchen warf sie dort im fünften Versuch 73,20 Meter und im sechsten Versuch 74,08 Meter. "Dort hatte sie genug Zeit, eben zwei Versuche mehr, den Fehler, der sich eingeschlichen hatte, wieder auszumerzen. Aber bei großen internationalen Wettkämpfen habe ich als Trainer zum einen nicht die Einflussmöglichkeit und zum anderen hat die Athletin nur vier Versuche. Die Grundansteuerung war viel schwieriger, als es in einem normalen Wettkampf ist. Und dann geht auch ganz schnell mal ein Wettkampf daneben."
Die Frage nach dem Warum!
Viele fragen den Trainer seitdem, was da passiert sei. Und Michael Deyhle antwortet mit einer Gegenfrage: "Warum hat die deutsche Fußball-Mannschaft gegen Italien in den letzten zwei Minuten der Verlängerung noch zwei Tore kassiert, wo sie vorher überragend gespielt hat? Warum? Weil es Sport ist. Weil so viele Unbekannte da sind, so viele unkalkulierbare Risiken, die man letztlich akzeptieren muss."
Sieg und Niederlage liegen im Sport allgemein eng beieinander. Dass die Leichtathletik dabei längst keine Ausnahme bildet, haben nicht erst die jüngsten Beispiele bewiesen. Und einmal mehr ist klar: Auch gut trainierte Sportler sind keine Roboter…