Sprint-Stars vor der WM fast wie Phantome
Es ist bekannt und belegt, dass Usain Bolt, Asafa Powell (beide Jamaika) und Tyson Gay (USA) die drei schnellsten Männer der Welt sind. Doch knapp eine Woche vor dem Showdown um Gold über die 100 Meter bei den Weltmeisterschaften in Berlin sind sie vor allem eines: schnell im Davonlaufen vor den Augen der Öffentlichkeit.
Tyson Gay etwa verzichtete am Samstag auf einen Start mit der US-Staffel beim Meeting in Cottbus. Einen Tag vor seinem 27. Geburtstag schonte sich der schnellste Mann des Jahres 2009 über die 100 und 200 Meter (9,77/19,58 sec) - wegen Leistenbeschwerden, teilte er mit, beruhigte allerdings: „Bis zur WM bin ich wieder 100 Prozent fit. Ich wollte kein Risiko eingehen.“Unbekannt ist, was Asafa Powell will. Der drittschnellste Mann des Jahres 2009 über die 100 Meter (9,88 sec) war am Samstag noch immer nicht im Trainingslager der Jamaikaner in Herzogenaurach angekommen. Er bereitet sich in Italien vor. „Er wird kommen. Sicher“, beteuerte der jamaikanische Delegationsleiter Trevor Campbell noch am Freitag. Asafa Powell werde an diesem Tag nicht kommen, widersprach dessen Manager Paul Doyle.
Jamaikas Verband in unangenehmer Position
In Gefolgschaft befinden sich auch die Olympia-Zweite Shericka Williams (400 m) und Brigitte Foster-Hylton, zweimalige WM-Medaillengewinnerin über 100 Meter Hürden. Für Jamaikas Leichtathletik-Verband JAAA ist die Angelegenheit sehr unangenehm: Er hatte dem Weltverband IAAF mitgeteilt, am 6. August seien alle Athleten im Fränkischen erreichbar. Etwa für Doping-Tests.
Usain Bolt dagegen hat im HerzogsPark in Herzogenaurach ein Zimmer bezogen. Er hat in der 23.000-Einwohner-Stadt auch brav den Diener gemacht und dem Bürgermeister German Hacker einen vergoldeten Schuh für dessen Rathaus-Sammlung überreicht. Sogar die Botschafterin der Jamaikaner in Deutschland, die ehrenwerte Joy Wheeler, war gekommen, um die Leichtathleten des Landes zu begrüßen und zu lobpreisen.
Schnell verschwunden
Aber irgendwie ging dann auch in Herzogenaurach alles schief. Kaum hatte er den Schuh überreicht, verschwand Usain Bolt auch schon. Er tauchte nach einigem Drängen kurz wieder auf und erklärte sich zur Beantwortung einiger Fragen bereit: in der unbeleuchteten Hotelbar. Wichtigste Botschaft des übel gelaunten Superstars: Wenn die Bahn in Berlin gut sei, könnten seine Weltrekorde über 100 und 200 m (9, 69/19,30 sec) fallen. Auch die Leute in Herzogenaurach sind ein wenig sauer auf „den Bolt“.
Ein öffentliches Training war versprochen, gleich gegenüber vom HerzogsPark, auf dem Platz des Gymnasiums. Schöne Anlage. Doch Usain Bolt ignorierte die Kolleginnen und Kollegen auf der anderen Seite der Straße, sprang in einen schwarzen Mercedes und weg war er. Auf dem Weg zum Geheimtraining. Das Geheimtraining wurde schnell öffentlich - es gibt ja Handys.
Flucht vor den Zuschauern
Usain Bolt war auf dem Gelände der Turnerschaft Herzogenaurach von 1861 e.V. aufgetaucht, „Sportheim und Bundeskegelbahn“ steht dort am Eingang. Nebenan: Einfamilienhäuser, Gewächshäuser und Wäscheleinen. Auf dem Platz trainiert die Dorfjugend Weitsprung und mit dem Speer. Die Zuschauerzahl wächst.
Nach einer halben Stunde flieht Usain Bolt. Das sei aber schlecht organisiert, und das in Deutschland, brummt ein Trainer der Jamaikaner. Die Zuschauer auf dem Platz am Gymnasium sind ebenfalls unzufrieden - sie sehen nur eine bekannte Person: Auf dem grünen Rasen scheucht der frühere Bundesliga-Coach Frank Pagelsdorf die Spieler seines Klubs Al-Nasri aus den Vereinigten Arabischen Emiraten herum.
Usain Bolt und die Jamaikaner wollen bis Dienstag in Herzogenaurach bleiben und trainieren. Dann geht’s weiter nach Berlin. So schnell wie möglich.
Quelle: Sport-Informations-Dienst
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