Sprint-Überraschung durch Platini Alex
Für eine faustdicke Überraschung sorgte am Samstag in Dormagen Platini Alex. Der erst 18-Jährige gewann dort bei idealen Bedingungen die 100 Meter in 10,39 Sekunden und verbesserte damit seine persönliche Bestzeit um vier Zehntel.
Es gibt einen neuen Stern am Sprinterhimmel (Foto: Klaue)
Der Angolaner, der schon seit der Grundschulzeit in Deutschland lebt und für die SG Langenfeld startet, steht damit plötzlich im Mittelpunkt. Schließlich ist er die zweitschnellste Zeit eines Sprinters von einem deutschen Verein in diesem Jahr gelaufen und das als Jugendlicher.Schon jetzt ist er ein Mitfavorit bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid (21. bis 23. Juli), denn dort ist er startberechtigt und wird nun dem Fürther Christian Blum, der auch bereits 10,40 Sekunden auf die Bahn gebracht hatte, Paroli bieten wollen. Sein Startrecht bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven und Junioren wird momentan von seinem Verein noch geklärt. Bald könnten solche bürokratischen Winkelzüge der Vergangenheit angehören, denn Platini Alex, der sehr gut Deutsch spricht, strebt die Einbürgerung an.
Talent zu sehen
Bei der Leichtathletik ist er erst seit etwas mehr als einem Jahr. Vorher spielte er Fußball. "Ich habe ihn damals zweimal laufen gesehen und geahnt, dass er sehr talentiert ist", erzählt sein Trainer Dirk Zorn, der ihn schließlich unter seine Fittiche nahm.
Dass nun förmlich der Knoten geplatzt ist, kam für den Coach gar nicht so überraschend: "Die Zeit war im Bereich des Möglichen. Ich bin überzeugt, dass er noch mehr kann." Bereits bei den letzten Wettkämpfen, in denen er bei schlechten Bedingungen schon um 10,80 Sekunden gelaufen ist, wäre eine Steigerung um zwei oder drei Zehntel absehbar gewesen, wenn der Rahmen passt.
Riesending
"Aber das ist für ihn schon ein Riesending, er ist sehr emotional", sagt Dirk Zorn, der bei Platini Alex auch ein selbst entwickeltes Lauftrainingsgerät, das einem Roller mit Widerstand ähnelt und mit dem man die Schrittlänge trainieren kann, einsetzte. Dadurch sei eine technische Umstellung zu einem längeren Schritt möglich gewesen.
Eine weitere Voraussetzung zur Leistungsexplosion bei Platini Alex, der in Monheim wohnt, war auch, dass er inzwischen Wettkampfpraxis sammeln konnte. "Er war es ja nicht gewohnt, in Wettkämpfen zu laufen."
Diese Unerfahrenheit hat er nun am Samstag in Dormagen wohl endgültig abgelegt, denn immerhin ließ der Youngster keinen Geringeren als den 400-Meter-Europameister Ingo Schultz (TSV Bayer 04 Leverkusen) hinter sich. Große Namen scheinen Platini Alex schon einmal nicht zu beeindrucken und wenn er bald im Besitz des deutschen Passes sein sollte, dann kann er selbst auf den Sprintbahnen hierzulande ein ganz Großer werden.