Sprinter Marc Blume hat die Ruhe weg
Der Seriensieger gibt sich die Ehre. Leipzig, Schauplatz der Deutschen Hallenmeisterschaften, steht dick eingekreist in seinem Terminkalender. Marc Blume, 2002 in Sindelfingen mit drei Titeln der erfolgreichste Teilnehmer, ist live dabei.
Gibt Marc Blume in Leipzig wieder mächtig Gas? (Foto: Kiefner)
Ronald Stein, Trainer beim TV Wattenscheid 01, weiß natürlich, dass sein Schützling in den vergangenen Wochen nicht richtig auf Touren gekommen ist. Dennoch macht er auf Optimismus: "Die Messe ist noch nicht gegessen." Stein traut ihm in der "Arena", Deutschlands größter und modernster Leichtathletik-Halle, einen weiteren Triumph zu, auch wenn Blume in der aktuellen Jahresbestenliste mit bescheidenen 6,72 Sekunden nur an Position vier auftaucht.Vorliebe für die Halle
Der Weg hin zu den begehrten Medaillen führt über Marc Blume, denn hier zu Lande ist er noch immer die Nr. 1 im Sprint. Wenn's drauf ankommt, ist er motiviert bis in die Haarspitzen. "In der Halle", hat der Wattenscheider selber verlauten lassen, "lauf ich besonders gern."
1994 hatte er hier erstmals über 60 Meter die Nase vorn. Vier weitere Siege folgten, obendrein zwei zweite Plätze und ein dritter Rang. 1995 und 1996 gewann er noch dazu die 200 Meter, 1995 und im Vorjahr auch die 4 x 200-Meter-Staffel mit seinen Kollegen vom TV Wattenscheid 01.
Es war 1996 in der "Golden Globe Arena" in Stockholm, als Marc Blume seine erste und bisher einzige Medaille bei einer internationalen Meisterschaft einkassierte. Damals dominierte er im 60-Meter-Sprint in 6,62 Sekunden als zweiter Deutscher nach Christian Haas, der 1984 Gold holte.
Noch Trainingsrückstand aufzuholen
Diese Form hat er momentan nicht. Ronald Stein weiß, dass der Schnellere der beiden Blume-Zwillinge noch Trainingsrückstand aufzuholen hat. "Marc ist nicht in Top-Verfassung", betont Stein und liefert die Begründung gleich hinterher: "Man darf ja auch nicht vergessen, dass er im Oktober an der Leiste operiert worden ist."
Deshalb hatte er nach seinem misslungenen Auftritt beim Indoor-Meeting in Dortmund die weiteren Starts kurzerhand abgeblasen. Im Wattenscheider Olympiastützpunkt an der Hollandstraße hat er lieber mit Ronald Stein an seiner Technik gearbeitet. Damit die Konkurrenten in Leipzig wieder den alten Blume erleben, der ihnen mit flottem Schrittwirbel auf und davon stürmt.
Marc Blume ist noch immer heiß. 29 wurde er im Dezember. So langsam biegt er auf die Zielgerade seiner Laufbahn ein. Gleichwohl steckt der gelernte Bürokaufmann noch voller Ziele. Und voller Pläne.
Am Montag Schluss mit der Halle
Die Weltmeisterschaft in Paris ist für ihn ein besonderer Anreiz. Ganz egal, welche Zeit in Leipzig herausschaut, die Hallen-WM in Birmingham spielt in seinen Gedanken keine Rolle. Paris genießt absolute Priorität. "Am Montag ist Schluss mit der Halle", redet Ronald Stein Klartext, "Birmingham ist für uns kein Thema." Denn der späte Termin passt nicht ins Programm. "Dadurch", so Stein, "würden uns zwei, drei Wochen Vorbereitungszeit für die Freiluftsaison fehlen."
Die Olympischen Spiele in Athen 2004 sind ein weiteres Ziel für den Abonnementmeister, der ungeachtet seiner Vorherrschaft kräftig was aufs Haupt bekommen hat. O-Ton Blume: "Wenn es um den Männersprint im DLV ging, fiel immer mein Name. Ich war der Buhmann und musste für alles herhalten." Nicht selten wurden Hohn und Spott über ihn gekübelt.
Noch andere Dinge als Sport
Aber Marc Blume, der in Lüdinghausen, einer Kleinstadt im Münsterland, geboren wurde, lässt sich nicht unterkriegen. Er doch nicht! Dazu liebt er die Leichtathletik viel zu sehr, obschon er selber sagt: "Es gibt im Leben noch andere Dinge als Sport."
Verbotene Hilfsmittel, sprich Doping, lehnt er deshalb auch strikt ab. Rein optisch tun sich stets riesige Unterschiede auf, wenn man ihn mit seinen ausländischen Rivalen vergleicht. Eigentlich müsste er in einer anderen Gewichtsklasse starten. Denn mit einem muskelbepackten Oberkörper kann Blume nicht dienen.
Dafür ist er sauber geblieben in all den Jahren und hat kaum Anerkennung erhalten. Schlimmer noch: Ihm wurde regelmäßig vorgeworfen, er könne international keinen Blumenpott gewinnen. Doch national hat er die Titel gesammelt wie andere Leute Briefmarken.
Ulrich Hörnemann