Stabhoch - Joint Venture mal deutsch-brasilianisch
Zum dritten Mal weilt die brasilianische Stabhochspringerin Michaela R.H. Heitkotter in Deutschland, um in der Trainingsgruppe von Martin Kühr "das Fliegen" zu lernen. Erst mal über 3,90 Meter, denn das wäre die Qualifikationsnorm für die Junioren-Weltmeisterschaft im italienischen Grosseto gewesen. So war es geplant. Mittlerweile steht ihre Bestleistung bei vier Meter, gesprungen bei den deutschen Hochschulmeisterschaften vor einer Woche in Frankfurt.
Michaela Ruth Hoffmanbeck Heitkotter frischt die Szene auf (Foto: Gantenberg)
Das ist neuer Jugendrekord in ihrem Land und an dem Frauenrekord von 4,07 Meter scheiterte sie nur knapp. "Die Versuche sahen gut aus", meinte denn auch ihr deutscher Trainer Martin Kühr nach dem Wettkampf. Zusammen mit der früheren deutschen Hallenmeisterin, Sabine Schulte, wird sie vom dem eigenständigen Unternehmensberater trainiert, der die Leichtathletik aus "Lust und Liebe" macht.Aber wie kam der Kontakt zu der 18-jährige zustande? "Vor drei Jahren hat der brasilianische Verband eine Anfrage an die Sporthochschule in Köln gestellt, ob drei Stabhochspringerinnen hier einige Wochen trainieren können und Dr. Wolfgang Ritzdorf, vom Institut für Leichtathletik, hat die Anfrage an mich weitergeleitet", so Martin Kühr.
Die Athletinnen und ihr Trainer, Elson Miranda, wollten sehen, wie in Deutschland gearbeitet wird und Kontakte zu deutschen Stabhochsprunglehrern knüpfen. "Wir verstanden uns auf Anhieb gut und es gab keine sprachlichen Probleme", erklärt der frühere Zehnkämpfer.
Mehr deutsch als portugiesisch
Michaela R.H. Heitkotter spricht in der Tat perfekt deutsch: "Ich mache mein Abitur an einer deutschen Schule, meine Großeltern sind aus Deutschland und zuhause reden wir mehr deutsch als portugiesisch."
Da jetzt Ferien sind, hat die Schülerin ihre Ersparnisse zusammen gekratzt und ist mit Mutter, Schwester und zwei Cousins nach Deutschland gereist. Untergekommen ist sie bei Sabine Schulte – quasi eine Stabhochsprung-WG.
Über die Hallenwettkämpfe will Martin Kühr die Athletin vom brasilianischen Verein "BM&F Atletismo" behutsam aufbauen und Michaela ist Feuer und Flamme: "Hier kann ich sehen wie die Mädchen mal etwas höher springen und ihnen nacheifern" verrät sie voller Ehrgeiz.
Regen und Wind statt Hallen
In Brasilien gibt es kaum Konkurrenz für die Stabakrobatin, Wettkampf ist wie Training, beschreibt sie: "Es sind immer dieselben Personen, die springen. Wenn eine den Stab hochnimmt wissen wir schon vorher, ob sie drüber springen wird oder nicht." Daneben gefällt ihr das Training unterm Dach. "Es gibt keine Hallen in Brasilien, dafür viel Regen und Wind".
Nach einem Jahr mit Rücken- und Fußverletzungen ist sie jetzt seit drei Monaten wieder voll im Training und verspricht sich von den Methoden in Deutschland einen Leistungsschub. "Ich glaube sie ist sehr talentiert, wir arbeiten gezielt an ihrem Bewegungsablauf", meint Martin Kühr und Michaela bestätigt: "Wir trainieren hier Hürdenlauf und Weitsprung, das ist anders als in Brasilien", fügt aber gleich lachend hinzu: "Die Hürden sind langweilig".
Start in Wuppertal
Nachdem sie bei den Nordrhein-Meisterschaften außer Konkurrenz über 3,80 Meter flog und bei den IDHM in Frankfurt mit 4,00 Meter die Qualifikation für Grosseto frühzeitig unter Dach und Fach brachte, sollte am Sonntag in Dortmund eine weitere Steigerung folgen. Aber ein dreistündiger Wettkampf mit 23 Teilnehmerinnen ließ das Vorhaben bei 3,90 Meter enden.
Vorerst, denn am Freitag wird die hübsche Stabhochspringerin beim Springermeeting in Wuppertal antreten und sich mit der internationalen Elite messen. Nach einem weiteren Meeting in Dortmund zieht es Michaela Ruth Hoffmanbeck Heitkotter, wie sie eigentlich heißt wieder zurück in die Heimat, bis zum Sommer. Vier Wochen vor Grosseto wird es dann wieder brasilianisch am Niederrhein.