Stabhochspringer treiben es auf die Spitze
Sie sind zurück und drauf und dran, die Weltspitze zu erobern! Die deutschen Stabhochspringer lieferten sich bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften den hochklassigsten Wettkampf in der Geschichte dieser Titelkämpfe. Oldie Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) setzte sich mit all seiner Routine durch und untermauerte seinen Anspruch auf eine Medaille bei der Hallen-WM in Istanbul (Türkei; 9. bis 11. März).
Es ist ja schon Tradition, dass der Konkurrenzkampf und die Leistungsdichte unter den deutschen Stabhochspringern besonders hoch sind. Doch am Wochenende trieben es die Herren der Lüfte noch einmal auf die Spitze. Bei der "wahnsinnig geilen Flugshow" - wie der Moderator treffend formulierte - lieferten sich Björn Otto (5,92 m), Malte Mohr (TV Wattenscheid 01; 5,87 m) und Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken; 5,82 m) den hochklassigsten Wettkampf der Hallen-DM-Geschichte."Das waren drei absolute Weltklasse-Leistungen", sagte Herbert Czingon, der für die Stabhochspringer zuständige Cheftrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Zur Einordnung: Im vergangenen Sommer sprangen nur bei einem einzigen Wettkampf, den Weltmeisterschaften in Daegu (Südkorea), die Zweit- und Drittplatzierten höher als in Karlsruhe.
Nummer fünf der Welt muss zuhause bleiben
Und so kommt es zu der skurrilen Situation, dass mit Raphael Holzdeppe die Nummer fünf der Weltbestenliste nicht bei der Hallen-WM springen wird. "Ich wollte natürlich auch gerne zur Hallen-WM, aber die beiden waren einfach besser", sagte der erst 22-Jährige, "sie verdienen es, nach Istanbul zu fahren." Insgesamt haben vier Athleten die geforderte Norm (5,72 m) für Istanbul erfüllt - der DLV darf aber nur zwei Tickets vergeben.
Am Montag nominierte der Verband erwartungsgemäß Björn Otto und Malte Mohr für die Titelkämpfe in der Türkei. Beide wollen nicht mit leeren Händen zurückkommen. "Eine Medaille ist natürlich das Ziel", sagte Björn Otto, der hinter dem Franzosen Renaud Lavillenie (5,93 m) auf Platz zwei der Weltjahresbestenliste liegt, "aber wenn man mit 5,90 Metern Vierter wird, kann man auch zufrieden sein."
Und Malte Mohr, der zuletzt mit Muskelproblemen im Oberschenkel zu kämpfen hatte, meinte: "Dafür, dass mir ein paar Wochen Training fehlen, war es eine ordentliche Leistung. Vielleicht geht es noch etwas höher."
Endlich schmerzfrei
Dass es ausgerechnet für den Stab-Oldie Björn Otto in diesem Winter gleich so hoch hinausgeht, ist schon überraschend. Schließlich hat der 34 Jahre alte Hobby-Pilot Seuchenjahre hinter sich. Die letzten vier Großereignisse im Sommer fanden ohne ihn statt.
"2008 habe ich mir die linke Achillessehne angerissen, 2010 die rechte. Jetzt bin ich endlich schmerzfrei - das zahlt sich aus", sagte Björn Otto und lieferte eine ebenso einfache, wie einleuchtende Erklärung für seinen Aufschwung im Herbst der Karriere, "seit einem halben Jahr habe ich kein Training abgebrochen." Herbert Czingon glaubt, dass ihm die verschärfte Konkurrenzsituation in Karlsruhe einen weiteren Schub gegeben hat. "Er wollte nichts anbrennen lassen."
Zudem hat Björn Otto gemeinsam mit Trainer Michael Kühnke an seiner Technik gefeilt. Der Biologie-Student springt jetzt mit einer größeren Entfernung vom Einstichkasten ab. Das erfordert Mut, katapultiert ihn aber noch höher hinaus. Die 5,92 Meter hat er in diesem Winter schon zweimal überflogen. Nur der Leverkusener Danny Ecker (6,00 m/ 2001) und der Münchner Tim Lobinger (5,95 m/2000) sind in Deutschland in der Halle jemals höher gesprungen. "Sechs Meter sind der nächste Schritt", sagte Björn Otto.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)
leichtathletik.TV:
Björn Otto schraubt sich über 5,92 Meter
Björn Otto: "Hochklassiges Feld"
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