Stabhochspringer warten noch auf die großen Höhen
Das oft gepriesene Lager der deutschen Stabhochspringer hält sich im bisherigen Verlauf des Olympiasommers noch überwiegend bedeckt. Hin und wieder flackert das wahre Können auf, doch oft ist auch noch Frust festzustellen bei den Höhenjägern. Trotzdem bleiben das große Ziel Athen und der nationale Konkurrenzkampf bestimmend. Als eine gute Motivationsbasis, wenn man so will.
Tim Lobinger will kein Problem mit der Norm haben (Foto: Chai)
Für Tim Lobinger war das letzte kein erfolgreiches Wochenende. Nach Platz drei mit 5,60 Metern beim internationalen Meeting "Askina 2004" in Kassel fehlen dem Stabhochspringer vom ASV Köln weiterhin zehn Zentimeter zur Olympianorm. Auch zwei Tage später beim DLV-Meeting in Erfurt wurde es nichts damit. Gleich dreimal scheiterte er an seiner bei 5,50 Metern gewählten Anfangshöhe. Doch auch dieses Frusterlebnis soll den WM-Fünften von 2003 nicht aus der Bahn werfen. "Ich muss nun über die Wettkämpfe zu meiner Form finden", sagt der Kölner. Seine Technik könne er im Moment zwar im Schlaf, nicht aber im Wettkampf abrufen. "Ich bin gesund, was zunächst das Wichtigste ist, und alle, die mich springen sehen, sind von meiner Technik begeistert, also werde ich mein Potenzial auch bald schon im Wettkampf umsetzen können. Das wird schon", ist sich Tim Lobinger sicher.
Lars Börgeling wieder voll dabei
Ein anderer hat sich wieder zurückgemeldet, nachdem ihn seit seinem Vize-Europameistertitel von München immer wieder Rückschläge limitierten. Die Rede ist von Lars Börgeling. Er hat in Hengelo schon an Pfingsten die Olympianorm abgehakt und sich nun beim DLV-Meeting in Erfurt für den Europacup am nächsten Wochenende in Bydgoszcz qualifiziert.
Aber die 5,50 Meter waren keine Offenbarung. Das weiß er selbst und deshalb macht er auch keinen Hehl daraus. "Ich schäme mich, mit 5,50 Metern für den Europacup qualifiziert zu sein. In Bydgoszcz will ich jetzt unbedingt hoch springen, möglichst 5,80 Meter. Es kann nicht sein, dass ich mit 5,70 Meter in die Saison einsteige und dann drei Mal nur 5,50 Meter springe", hadert er.
Warum mit dem Frust Motivation einher geht, hat noch einen anderen Grund. Mit einem guten Platz könnte sich Lars Börgeling bereits für das Olympia-Ticket nach Athen nachhaltig empfehlen. Denn die Nominierungsrichtlinien des Deutschen Leichtathletik-Verbandes messen dem Europacup eine besondere Bedeutung bei.
Kampf bis zur letzten Minute in Braunschweig
Trotzdem wird sich das Gerangel um die Startplätze bei den Spielen im Stabhochsprung bis hin zur Nominierung nach den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig im Juli noch empfindlich zu einem Kampf bis zur letzten Minute zuspitzen.
Das gute Gefühl, die Olympianorm bereits gesprungen zu sein, kennt bislang neben Lars Börgeling nur dessen Leverkusener Vereinskollege Richard Spiegelburg, bei dem am Sonntag in Erfurt mehr eine Erkältung als er selbst im Anflug war.
Er macht auch das zuletzt immer wieder schlechte Wetter bei den Meetings in Deutschland dafür verantwortlich, dass der Knoten im Stabhochsprung-Lager noch nicht ganz geplatzt zu sein scheint. "Bei Nieselregen kann man einfach nicht gut hoch springen", erklärt Richard Spiegelburg und verweist etwa auf Dessau, "wenn das Wetter jetzt langsam besser wird, denke ich, dass auch die Leistungen kommen."
Michael Stolle macht sich keine Sorgen
Deshalb warnt er auch vor dem Hintergrund der Deutschen Meisterschaften: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass dort bei 5,80 Metern noch nichts entschieden ist. Das wird eine sehr spannende Sache. Die Konkurrenz ist unberechenbar. Auch ein Michael Stolle kann schon wieder 5,70 Meter springen."
Damit ist schon der nächste Olympiakandidat genannt. Der Vierte von Sydney, in den letzten Jahren immer wieder verletzt, ringt noch mit sich und seinem Schlüssel zu den ganz großen Höhen: "In Erfurt habe ich erstmals den längeren Anlauf genommen. Da habe ich gemerkt, dass das noch nicht so hinhaut. Aber in den nächsten zwei bis drei Wochen wird das schon. Wegen der Olympianorm von 5,70 Metern mache ich mir keine Sorgen. Wichtig ist, in Braunschweig unter den ersten Drei zu sein."
Und darauf arbeiten die deutschen Stabhochspringer, bei denen auch Björn Otto, Fabian Schulze und Danny Ecker noch zu den Olympiaanwärtern zählen, hin. Eher überwiegend frustig motiviert im Moment, aber vielleicht schon bald wieder ganz hoch hinaus jubelnd!