Stabhochsprung - Die australischen Überflieger
Stabhochsprung ist schon seit längerem die erfolgreichste Disziplin der deutschen Leichtathletikherren. In diesem Jahr sind Tim Lobinger & Co. mit fünf Mann in den Top 20 der Weltjahresbestenliste vertreten. Die größten Konkurrenten des deutschen Teams kommen jedoch vom kleinsten Kontinent der Erde.
Paul Burgess gehört zum "Sechs-Meter-Club" (Foto: Kiefner)
Die beiden Australier Paul Burgess und Steven Hooker haben der deutschen Stabhochsprungelite spätestens mit ihrem Doppelsieg beim DKB-ISTAF im Berliner Olympiastadion gezeigt, mit wem sie sich auch in Zukunft messen müssen.Der 26-jährige Paul Burgess ist Insidern schon seit längerem ein Begriff. International bekannt wurde er spätestens, seit es ihm 2005 gelang, die Sechs-Meter-Marke zu überqueren. Bei einem kleinen Meeting in Perth (Australien) konnte sich der Australier damals in den illustren Kreis der "Sechs-Meter-Springer" einreihen. Bislang haben im Freien erst zwölf Athleten diese Höhe gemeistert.
Surfen und Gitarre spielen
Sein Bewegungstalent, das ihm im Stabhochsprung ungemein zugute kommt, hat er schon früh offenbart. Mit 13 Jahren gewann Paul Burgess nämlich Silber bei den Turn-Meisterschaften Australiens. Bereits vier Jahre später war er mit dem Stab erfolgreich, als er in Sydney auf heimischem Boden mit dem Gewinn des Junioren-WM-Titels auf sich aufmerksam machte. Der richtige Durchbruch gelang ihm danach bei internationalen Großereignissen jedoch nicht. Erst in den letzten beiden Jahren hat sich der Multimedia-Student, der von Alex Parnov trainiert wird, in der Weltspitze so richtig festgebissen.
Für Paul Burgess, der gerne surft und Gitarre spielt, war Deutschland in diesem Jahr ein gutes Pflaster. Im Rahmen der Bauhaus-DLV-Junioren-Gala in Mannheim war er im Juli 5,92 Meter gesprungen und hatte damit einen neuen Meetingrekord aufgestellt. Mit dieser Höhe nimmt er Rang zwei der aktuellen Weltjahresbestenliste ein. Außerdem wurde er beim DKB-ISTAF in Berlin mit 5,91 Metern Zweiter hinter seinem Teamkollegen Steven Hooker. Die Krönung der Saison war sein Sieg beim Weltfinale in Stuttgart mit übersprungenen 5,82 Metern.
Sportliche familiäres Erbe
2006 war das Jahr von Steven Hooker. Der 24-Jährige, der ebenfalls von Alex Parnov trainiert wird, konnte zu Beginn des Jahres die Commonwealth Games mit einer Höhe von 5,80 Metern für sich entscheiden. Es war sein erster großer Titel, dementsprechend machte er sich auch erst jetzt in der Szene einen echten Namen.
Der 1,87 Meter große Mann aus Perth stammt aus einer echten Leichtathletik-Familie. Seine Mutter Erica nahm 1972 an den Olympischen Spielen in München teil und gewann 1978 bei den Commonwealth Games Silber im Weitsprung. Neun nationale Titel gingen auf ihr Konto, vier heimste sein Vater Bill ein. Er war Läufer und repräsentierte Australien auf den Strecken 400 Meter, 400 Meter Hürden und 800 Meter.
Spannende Duelle auch in der Zukunft
Im Gegensatz zu Paul Burgess hat Steven Hooker übrigens keinerlei Höhenflüge auf deutschem Boden aus den letzten Jahren vorzuweisen. Er kam als Debütant zum DKB-ISTAF und wurde prompt Erster mit der neuen persönlichen Bestleistung von 5,96 Metern. Eine Woche später gewann er den Worldcup in Athen mit 5,80 Metern. Am Ende der Saison steht der junge Australier nun auf Platz eins der Weltjahresbestenliste.
Die beiden "Aussis" dürften mit der abgelaufenen Saison mehr als zufrieden sein. Wenn sie das gezeigte Niveau auch im kommenden Jahr halten können, wird der Stabhochsprung 2007 - besonders aus deutscher Sicht - einige spannende Duelle erleben dürfen.