Stabhochsprung-Drama mit glücklichem Ausgang
Schon die Stabhochsprung-Qualifikation der Männer war bei den Olympischen Spielen in Athen aus deutscher Sicht ein kaum beschreibbares Drama mit glücklichem Ausgang. Denn der Deutsche Meister Danny Ecker schien 30 Minuten lang ohne gültigen Versuch ausgeschieden zu sein, bekam dann aber nach einem Protest durch IAAF-Vize-Präsident Prof. Helmut Digel und DLV-Cheftrainer Dr. Bernd Schubert doch noch einen extra Versuch über seine Anfangshöhe von 5,50 Meter zugesprochen und nutzte diesen souverän. So blieb er genau wie Lars Börgeling und Tim Lobinger im Wettbewerb und hat nun die Chance, am Freitag (19 Uhr MESZ) in den Kampf um die Medaillen einzugreifen. Alle drei Deutschen überflogen die Qualifikationshöhe von 5,70 Meter.
Danny Ecker bekam eine zweite Chance, als Olympia für ihn schon vorbei schien. (Foto: Chai)
Die Geschichte begann bei Eckers Anfangshöhe von 5,50 Meter. Den ersten Versuch riss der Leverkusener, der sich nach fast 18-monatiger Verletzungspause in diesem Jahr wieder an die internationale Spitze herangearbeitet hat, den Zweiten auch. Als er daraufhin zum Kampfgericht ging und den Ständerabstand (Lattenabstand vom Einstichkasten) ändern lassen wollte, musste er feststellen, dass die Kampfrichter ihn schon von 80 auf 50 Zentimeter geändert hatten, er also seine ersten beiden Versuche nicht beim gewünschten Abstand gesprungen war. Trotz einer Anzeigetafel neben der Anlage hatte der Sohn von Doppel-Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl dieses nicht mitbekommen. Als er nun beim Kampfgericht monierte, dass er ja schon zwei Sprünge beim falschen Ständerabstand machen musste und eine Wiederholung erbat, wiesen ihn die Schiedsrichter darauf hin, dass auf der Anzeigetafel der eingestellte Ständerabstand sichtbar war und er ihn hätte korrigieren lassen können. Eine Wiederholung der Versuche wurde nicht gestattet.
Die ultimative Chance genutzt
Als Ecker dann zum dritten Sprung bereit stand, wies die Anzeigetafel plötzlich erst den zweiten Versuch für ihn aus. Die Irritation war komplett. Es kam zu einer kurzen Diskussion, in deren Folge die Anzeige zu "Versuch drei" geändert wurde. Im finalen Sprung riss der 27-Jährige die Latte erneut. Olympia schien für ihn damit vorbei.
Dreißig Minuten später, die anderen Springer waren mittlerweile bei 5,65 Meter angekommen, hieß es plötzlich, Ecker darf doch noch einmal ran. Ihm wurde EINE Chance gewährt, um in einen Wettkampf zurück zu kommen, der schon zu Ende schien. Der BWL-Student nutzte sie in der Manier eines Champions. Doch das erhielt zwar die Chance aufs Finale, war aber längst noch nicht der letzte Schritt, denn nun musste Ecker gleich mit 5,70 Meter weitermachen. Eine Höhe, die er in diesem Jahr erst um zwei Zentimeter übertroffen hat. Dafür aber fünf Mal in zwölf Wettkämpfen. Das sechste Mal folgte in Athen.
"Ich habe mich schon eine halbe Stunde damit abgefunden gehabt, meinen Traum zerstört bekommen zu haben. In diesen 30 Minuten bin ich sehr, sehr alt geworden. Zwischenzeitlich hatte ich mit meiner Karriere abgeschlossen", beschrieb er später die Gedanken, die ihm nach dem vermeintlichen Ausscheiden durch den Kopf gegangen waren. Im Übrigen sei es der erste Wettkampf gewesen, bei dem es eine Anzeigetafel für den Ständerabstand gegeben habe. Deshalb sei diese von ihm nicht beachtet worden. "Darauf hätte man uns vorher schon mal hinweisen können", kritisierte der Athlet des TSV Bayer 04 Leverkusen, der aber auch Verständnis dafür zeigte, dass seinem Protest nicht gleich stattgegeben wurde.
Vier Mitfavoriten raus
Einen blitzsauberen und konzentrierten Wettkampf ohne Fehlversuch absolvierte Lars Börgeling. 5,50, 5,65 und 5,70 Meter übersprang er problemlos. Nicht ganz so rund lief es für den mit neuer Frisur springenden Tim Lobinger. Rastalocken zierten sein Haupt, dass er nach je einem Fehlversuch über 5,60 und 5,70 Meter kurz schüttelte, dann aber doch erheben konnte. "Dieser Wettkampf war eine kleine Katastrophe. Den Spruch, ;Die spinnen, die Römer', den gibt es nicht mehr. Es muss heißen, ;Die spinnen, die Griechen'", kritisierte der Kölner das Kampfgericht.
Während sich die Deutschen trotz der Turbulenzen schadlos hielten, mussten mehrere Mitfavoriten in der Qualifikation bereits passen. Unter anderem der Weltmeister von 2001, Dmitriy Markov (Australien), der Franzose Romain Mesnil, der südafrikanische Vize-Weltmeister Okkert Brits sowie der schwedische WM-Dritte Patrik Kristiansson.
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