Die große DM-Vorschau - Frauen
Am Freitag um 14 Uhr greifen in Wattenscheid die Stabhochspringer um Tim Lobinger zu ihren Geräten, die Hürdenläuferinnen Heike Meißner und Ulrike Urbansky stehen auf der Bahn und auf dem Nebenplatz jagt Susanne Keil ihren Hammer weit hinaus, während Schahriar Bigdeli im Weitsprung antritt. Diese Top-Athleten werden im Lohrheidestadion die Deutschen Meisterschaften 2002 mit den ersten Ausscheidungen eröffnen. Für viele Athleten geht es von Freitag bis Sonntag neben den Meisterehren ein letztes Mal um die Qualfikationschance für die Europameisterschaft in München. Einen Überblick über Stars, Chancen und die Höhepunkte bei den Wettbewerben der Frauen bekommen Sie in unserer großen DM-Vorschau.
Löst Sina Schielke ihre Vereinskollegin Gabi Rockmeier als Dreifach-Meisterin ab? (Foto: Chai)
Auf den kurzen Sprints deutet alles auf die Athletinnen der LG Olympia Dortmund hin. Sina Schielke ist über 100 und 200 Meter die Favoritin, spürt aber Titelverteidigerin Gabi Rockmeier, die sich in guter Verfassung fühlt, im Nacken. Der gemeinsame Staffelsieg sollte nur eine reine Formsache sein. Nach den Ausfällen von Grit Breuer, die allerdings in der Vereinsstaffel zu sehen sein wird, und Claudia Marx scheint über 400 Meter der Weg für Florence Ekpo-Umoh frei zu sein. Birgit Rockmeier, die an ihrer Spritzigkeit gearbeitet hat, und Nicole Marahrens wollen die Mainzerin angreifen, während die unkalkulierbaren Starts von Shanta Ghosh und der früheren Vize-Weltmeisterin Anja Rücker noch nicht sicher sind. Taktische Überlegungen auf den Mittelstrecken
Taktische Überlegungen müssen über 800 und 1500 Meter angestellt werden. Die Deutsche Meisterin kann sich das EM-Ticket sichern. Mit einem mutigen Rennen von Claudia Gesell ist zu rechnen, Vorjahressiegerin Ivonne Teichmann wird darauf vorbereitet sein. Dagegen läuft auf der längeren Mittelstrecke alles auf ein Duell zwischen Kathleen Friedrich und Kristina Da Fonseca-Wollheim hinaus. Beide sind nach Problemen in den letzten Wochen in ihrer Leistungsfähigkeit schwer einzuschätzen. Sabrina Mockenhaupt könnte dagegen auf den 5000 Metern wieder für einen frischen Auftritt sorgen.
Kirsten Bolm läuft auf den 100 Meter Hürden in Deutschland nur gegen sich selbst und glänzte in Annecy und Lausanne zuletzt mit neuen persönlichen Bestleistungen. Um das Meisterticket zur EM geht es über 400 Meter Hürden, wo der Knoten bislang noch nicht geplatzt ist. Ulrike Urbanksy hat hier die besten Karten und führt die DLV-Jahresbestenliste an. Heike Meißner befindet sich nach Verletzungssorgen auf dem Weg zurück. Melanie Schulz ist die haushohe Favoritin über 3000 Meter Hindernis, wo erstmals eine Deutsche Meisterin gekürt wird. Nach ihr wird sich am Samstag Geherin Melanie Seeger auf die 5000 Meter machen, um sich einen weiteren Meistertitel zu sichern.
Weiterer Höhenflug von Kathryn Holinski?
Kathryn Holinski mausert sich immer mehr zur neuen deutschen Hoffnung im Hochsprung. Mit der Vorleistung von 1,93 Metern, die sie beim Europacup in Annecy sprang, ist sie auch die Favoritin für die Meisterschaften. Elena Herzenberg und Katja Schötz wollen die weiche DLV-Norm von 1,91 Metern attackieren, während sich auch die Leverkusenerinnen Birgit Kähler und Daniela Rath wieder im Aufwind befinden. Der Aufwind fehlt dagegen im Dreisprung, einer Sorgendisziplin in der deutschen Leichtathletik. Nicole Herschmann ist die Titelverteidigerin.
Völlig anders präsentiert sich die Situation im Weitsprung. Olympiasiegerin Heike Drechsler, die sich im Juni mit Wadenproblemen herumplagte, wird dort die EM-Norm von 6,60 Metern angreifen. Allerdings kann sie beruhigt sein. Sie steht nicht unter Druck, denn der DLV räumt ihr eine Sonderfrist bis zum 27. Juli ein. "Anlauf und Schnelligkeit sind sicherlich noch ein Problem. Ich fühle mich einfach noch schwer in den Beinen", analysiert Heike Drechsler, "das Wichtigste ist, dass ich nun wieder voll gesund bin und optimal trainieren kann." Mit Bianca Kappler, die beim Europacup in Annecy einen guten Eindruck hinterliess, Sofia Schulte und Susen Tiedtke machen in Wattenscheid drei Springerinnen schon einmal die zwei EM-Plätze, die in der nächsten Woche fix vergeben werden, unter sich aus.
Zwei aus Sechs im Stabhochsprung!
Auf die ganz starken Nerven kommt es auch im Stabhochsprung an. Yvonne Buschbaum nutzte ihre Chance beim Europacup und sicherte sich als Zweite ihr Ticket nach München. Damit entgeht sie dem Gerangel um die zwei verbleibenden EM-Tickets, um die sich sechs Springerinnen bewerben: Annika Becker, Carolin Hingst, Floé Kühnert, Christine Adams, Sabine Schulte und Martina Strutz. Annika Becker hat im letzten Jahr in Stuttgart mit einem deutschen Rekord bereits gezeigt, dass sie auf den Punkt ihre Leistung abrufen kann. Aber der Stabhochsprung gilt als schwer zu berechnender Bewerb...
Während im Kugelstoßen die Rollen in der Rangfolge Astrid Kumbernuss, Nadine Kleinert und Nadine Beckel klar verteilt sind, zittert die Oberpfälzer Hammerwerferin Manuela Priemer mit der weichen Norm in der Tasche um ihr EM-Ticket. Simone Mathes sitzt ihr im Nacken. In Abwesenheit der Olympia-Dritten Kirsten Klose (früher Münchow) führt der Weg zum Titel für die Zweite der DLV-Jahresbestenliste, Andrea Bunjes, nur über Susanne Keil, die allerdings nur schwer zu bezwingen sein dürfte.
Steffi Nerius die Gejagte im Speerwurf
Nach der Absage der Europameisterin und Ex-Weltmeisterin Franka Dietzsch (Achillessehnenprobleme) werden im Diskuswerfen Jana Tucholke, Kathleen Hering und Katja Krol den Titel unter sich ausmachen. Dagegen rückt im Speerwurf Steffi Nerius in die Rolle der Gejagten. Dörthe Friedrich zeigte sich am letzten Wochenende mit 62,17 Metern in EM-Norm-Form und schloss zur Leverkusenerin auf. Tanja Damaske setzt nach 57,65 Metern in Oslo ihr Comeback in Wattenscheid fort und gibt sich im Kampf um die EM-Teilnahme noch nicht geschlagen.