Vize-Weltmeister Tim Montgomery erklärt den "Krieg"
"Ich muss mich jetzt auf die jungen Sprinter konzentrieren", sagt Tim Montgomery, der Vize-Weltmeister aus den USA über 100 Meter. "Nein, nicht mehr so wie im letzten Jahr auf Maurice Greene." An großen Tönen sparen die pfeilschnellen US-Boys bekanntlich nie. Etwas Ignoranz gehört da wohl schon zum Geschäft.
Nicht auf Greene, sondern auf die jungen Sprinter will sich Tim Montgomery konzentrieren (Foto: Listl)
"Die Rivalität ist wichtig", meint Montgomery, "die Frage ist, wer pusht wen zu einer schnellen Zeit. Ich will dabei sein, wenn der Weltrekord fällt." Ja, gerade das Wort Weltrekord ist in den letzten Wochen schon oft gefallen - noch nicht die Zeit. Sie nahmen es in den Mund: Maurice Greene, Tim Montgomery, Shawn Crawford, Coby Miller, J.J. Johnson. Die Konkurrenten des Weltmeisters führen mit dem wiedererstarkten Frankie Fredericks und einem Spitzenwert von 9,94 Sekunden die noch junge Weltjahresbestenliste an. Da bekommt man fast schon Angst und wird das Gefühl nicht los, als würden die US-Amerikaner in diesem Sommer alles in Grund und Boden rennen wollen. Aber den großen Worten müssen erst noch größere Taten folgen.Trotz Rivalität Anerkennung für Greene
Einer hat das schon bewiesen. Am 16. Juni 1999 lief Maurice Greene in Athen die 100 Meter in 9,79 Sekunden. Seither blieb dieser Wert unangetastet und interessant ist, dass gerade in der WM-Stadt von 1997 "Mo" in diesem Sommer - am 10. Juni - wieder in das Geschehen eingreifen will, nachdem er sich in Doha etwas verletzte und auf einen Start verzichtete.
Wischt man sie mal weg, diese Rivalität und diese Ignoranz. Ja dann kommt Erstaunliches über die Lippen von Tim Montgomery. Es verwundert schon etwas, wenn ausgerechnet er Maurice Greene als den besten 100-Meter-Läufer aller Zeiten bezeichnet. Nicht Carl Lewis, denn "Maurice läuft immer unter zehn Sekunden." Aber auch von dem Superstar der Achtziger und frühen Neunziger Jahre schaut er sich etwas ab. "Ich analysiere oft die zweiten fünfzig Meter, so wie sie Carl Lewis gelaufen ist. Und die ersten dreissig von Maurice Greene. Ich will das vereinen."
Bekämpfen uns gegenseitig
Wenn sie auf der Bahn stehen, erklären sich die Sprinter den "Krieg" untereinander. So bringt es Tim Montgomery für sich auf den Punkt. "Keiner mag den anderen da draußen. Es hat nichts mit den Briten oder Russen zu tun. Wir Amerikaner bekämpfen uns ja gegenseitig", berichtet er. Am Wochenende steht für sie in Eugene ein wichtiger Wettkampf gegeneinander an. Bis auf Greene sind sie alle da, die schnellsten Jungs aus den Staaten. "Das ist wie eine Weltmeisterschaft für mich, sehr, sehr wichtig", tönt Tim Montgomery. Sehr, sehr wichtig!