Stabhochsprung – "Reise nach Jerusalem"
"Das war heute die Reise nach Jerusalem", sagte der Leverkusener Richard Spiegelburg nach der Stabhochsprung-Qualifikation bei der EM am Donnerstagvormittag. Gemeint war der Kampf um die wenigen überdachten Plätze, die bei einsetzendem Sturzregen und Gewitter sehr gefragt waren. Alle drei deutschen Springer erreichten das Finale.
Lars Börgeling hatte Glück im Regen (Foto: Kiefner)
Während die Latte auf 5,55 Meter lag, setzte der Regen ein, kurz darauf folgten Blitz und Donner. Wenig später, nachdem zwei Durchgänge über 5,60 Meter absolviert waren, wurde der Wettkampf abgebrochen. Alle 18 Athleten, die zu diesem Zeitpunkt noch im Wettkampf waren, zogen in das Finale am Sonntag ein. "Es wäre unmöglich gewesen, zu springen. Die Bahn stand ja einen halben Meter unter Wasser", schmunzelte der zweite Leverkusener Lars Börgeling. "Wir konnten uns gar nicht am Stab festhalten." Besonders gefährlich wäre es für Tim Lobinger gewesen. Auf seinen Carbon-Stäben steht der Hinweis, es sei lebensgefährlich, mit ihnen bei Gewitter zu springen.
Fünf bis sieben Stunden Wettkampf
"Es war die richtige Entscheidung pro Athlet, hier abzubrechen", sagte der Kölner Tim Lobinger. "Das, was letztes Jahr in Helsinki bei der WM an Fingerspitzengefühl gefehlt hat, haben wir hier erlebt." In den Katakomben wurden die Athleten mit Kaffee und Kuchen versorgt. "Wir saßen da kunterbunt zusammen, aber das ist normal bei uns", erzählte Tim Lobinger, der 5,55 Meter im zweiten Versuch übersprungen und danach 5,60 Meter ausgelassen hatte. "Es wäre sinnlos gewesen, den Wettkampf weiterzuführen, denn er hätte nach der Wetterprognose fünf bis sieben Stunden gedauert."
Lars Börgeling, wand sich sogar über 5,60 Meter. "Ich hatte noch Glück. Als ich dran war, hat es gerade mal ein paar Minuten nicht ganz so stark geregnet." Weniger Glück hatte Richard Spiegelburg, der im strömenden Regen sich zweimal erfolglos an 5,60 Meter versuchte, aber trotzdem mit 5,45 Meter das Finale erreichte. "Für die Bedingungen waren die Sprünge aber eigentlich ganz gut und ich bin jetzt sehr optimistisch für das Finale. Das ist ein neuer Wettkampf."
Taktik entscheidend?
"Es ist sehr schön, dass wir alle jetzt im Finale stehen, aber sehr ärgerlich, dass es insgesamt 20 Springer sind", sagte der Deutsche Meister Lars Börgeling. Deswegen schlugen sie vor, im Finale "etwas aggressiver zu steigern, so dass man schneller ein paar Athleten aussiebt." Tim Lobinger misst der Taktik im Finale einen hohe Stellenwert bei. "Es wird wichtig sein, nicht zu viele Zwischenhöhen zu springen."
Zu den 18 Springern, die im Finale noch einmal antreten dürfen, gehören unter anderem auch der Schwede Alhaji Jeng (5,60 m), der Franzose Romain Mesnil (5,60 m) und Titelverteidiger Alexander Averbukh (5,45 m), der allerdings nur mit Glück eine Runde weiter kam. "Ohne Israeli kann man kein Finale springen", scherzte er nach dem Wettkampf.
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