Inga Leiwesmeier – Für den Sport entschieden
Am letzten Tag des Aprils gab sie ihren Saisoneinstand. Inga Leiwesmeier startete beim 1. Abendsportfest der LG Bünde-Ahle/Löhne über die krummen Strecken 80 und 150 Meter. Mit ihren Zeiten von 10,60 und 19,22 Sekunden sie durchaus zufrieden, auch wenn der böige Gegenwind schnellere Zeiten verhinderte. "Am Start habe ich noch einiges zu verbessern, aber zum Glück funktioniert Weitsprung ohne Startblock", so die sympathische Leichtathletin.

Inga Leiwesmeier will im Weitsprung wieder Akzente setzen (Foto: Schmitz)
Ihre Paradedisziplin wird sie in den nächsten Wochen angehen. Gestartet werden soll in Bremen am 16. Mai und anschließend beim Springermeeting in Wesel. Da gilt es, erstmals wieder auf sich aufmerksam zu machen. Angepeilt ist in diesem Jahr die Olympia-Qualifikation für Athen, auch wenn Inga Leiwesmeier noch beschwichtigend abwinkt: "Da frag in zwei Monaten noch einmal nach. Mit dem Training liege ich voll im Plan. Klar, das Ziel ist die Olympia-Quali." Die Konkurrenz schläft ja auch nicht.
"Ich sehe das immer ganz gelassen. Ich springe einfach, und wenn ich besser bin als andere, freue ich mich. Auch wenn ich nur 6,40 Meter springe und immer in diesem Bereich bleibe, bin ich zufrieden." Konkurrentinnen sind für sie neben Heike Drechsler unter anderem Sophia Schulte, Sophie Krauel und Bianca Kappler.
Große Worte für Heike Drechsler
Für die Grande Dame des Weitsprungs hat sie nur lobende Worte: "Ich finde es gut, dass Heike weitermacht, weil es erstens eine Motivation ist, gegen sie zu springen und eventuell zu schlagen, und zweitens, weil der Weitsprung der Frauen sonst völlig aus den Augen verloren wird. Außerdem ist Heike einer fairsten und nettesten Athletinnen, die ich kenne."
Die 26jährige Lehramtsstudentin, die für den LC Paderborn startet und in Salzkotten geboren wurde, befindet sich derzeit im Urlaubssemester. Dieses nutzt sie intensiv zum Training auf das große Ziel: Athen 2004. Dafür weilte sie über Ostern in Porec/Kroatien. Ihre Trainingsgruppe um Trainer Uwe Florczak hatte sich der LG Bünde-Ahle/Löhne angeschlossen.
"Das Trainingslager war einfach nur super. Es hat alles gepasst, die Unterkunft, Verpflegung. Ich glaube, für mich war dies das erste Trainingslager, in dem ich absolut nach Plan trainieren konnte. Mein Trainer musste keine Einheit verändern, weil ich irgendwelche muskulären Probleme hatte. Porec in Kroatien ist ein echter Geheimtipp in Sachen Trainingslager", so Inga Leiwesmeier.
Pech vor Sevilla
Ihren ersten großen Erfolg bei den Frauen feierte die 1,83 Meter große Athletin, die auch schon Deutsche Jugendmeisterin im Siebenkampf war, im Jahr 1999. In Wesel gewann sie die WM-Qualifikation mit persönlicher Bestleistung von 6,66 Metern. Bei den U23-Europameisterschaften in Göteborg wurde sie Zweite mit 6,64 Metern und wäre anschließend sicher nach Sevilla zur WM gefahren, wenn da nicht der vierte Sprung gewesen wäre.
Bei diesem riss die rechte Achillessehne, Inga Leiwesmeier wurde sofort nach Hellersen gebracht und dort operiert. "Eigentlich hatte die linke Sehne immer Probleme gemacht, die wurde aber dann 2001 operiert." Allerdings sicherte sie sich zuvor noch den DM-Vizetitel mit 6,35 Metern hinter Heike Drechsler.
Unterstützung im Umfeld
Ein langwieriger Aufbau mit Höhen und Tiefen folgte, immer wieder traten muskuläre Probleme auf. Wie kann man sich da immer wieder motivieren? "Einmal durch die Erfolge. Wenn 1999 nicht die Sehne gerissen wäre, wäre ich noch weiter gesprungen. Der erste Sprung in Göteborg war über 6,70 Meter weit, aber ungültig."
Außerdem bekommt sie immer wieder Unterstützung von ihren Eltern, ihrem Freund Roger und ihren vier Geschwistern. "Meine Eltern sind meine größten Fans, haben mich aber nie unter Druck gesetzt. Sie haben sich immer mit mir gefreut und haben auch mit mir gelitten."
Ohne Sport sicher schon verheiratet
Motiviert wird sie auch immer wieder durch die Zusammenarbeit mit ihrem Trainer Uwe Florczak und dem LC Paderborn. "Uwe ist für mich der beste Trainer, den ich mir vorstellen kann." Seit 1993 sind die beiden ein Team. "Er ist der Ruhige als Ausgleich zu mir impulsivem Typen. Ich weiß nicht, was ich machen würde, wenn er irgendwann sagen würde: ´Das war es. Ich trainier´ dich nicht mehr´." Der LC unterstützt sie so gut, wie es geht, auch wenn diesem renommierten Verein Sponsoren fehlen. Trotzdem bekommt jeder das, was er verdient. "Außerdem bietet der Ahornsportpark alles, was man zum Training benötigt", sagt Inga Leiwesmeier.
Ein Leben nach dem Leistungssport hat sie auch schon im Visier, aber das liegt noch in ferner Zukunft. Man merkt, sie ist ein Familienmensch: "Wenn ich keinen Leistungssport gemacht hätte, wäre ich sicher schon verheiratet und hätte zwei Kinder. Im letzten Sommer habe ich oft an mir gezweifelt und wirklich überlegt, ob ich weiter mache oder nicht."
Inga Leiwesmeier hat sich für den Sport entschieden – und für den Angriff auf die Olympia-Qualifikation für die Olympischen Spiele in Athen.