Standortbestimmung für die Mehrkämpfer in Ratingen
Das ruhrgas DLV-Mehrkampf-Meeting 2002 in Ratingen ist in diesem Jahr am 15. und 16. Juni wieder eine wichtige Station für die deutschen Athleten auf dem Weg zur Europameisterschaft in München.
Frank Busemann konnte auf Lanzarote gut trainieren (Foto: Bayer AG)
Bis auf Vorjahressieger Stefan Schmid, der sich für eine andere Saisonplanung mit dem Meeting in Götzis und dem Europacup in Polen entschieden hat, ist die komplette deutsche Spitze im Zehnkampf und Siebenkampf am Start und wird sich spannende Wettkämpfe im Rennen um die EM-Tickets liefern.Dvorak & Co. verlangen den Deutschen einiges ab
Der Wettbewerb der Männer bekommt noch zusätzlich Zündstoff, sind doch mit Weltmeister Tomas Dvorak (TCH), Olympiasieger Erki Nool (EST), dem routinierten Isländer Jon Arnar Magnusson und dem russischen EM-Dritten Lev Lobodin internationale Gäste am Start, die für sich in jedem Fall die vorderen Plätze beanspruchen möchten. Der Leverkusener Frank Busemann ist klar der Favorit im Feld der deutschen Starter, während den jüngeren Athleten wie Andre Niklaus, Sebastian Knabe und Stefan Drews die Rolle des Hechts im Karpfenteich zukommen könnte. Nicht zu vergessen ist auch der Olympia-Teilnehmer Mike Maczey vom Zehnkampfteam aus Welle.
Frank Busemann hat sich für den Start in Ratingen entschieden, weil ein Wettkampf im eigenen Land "einen höheren Stellenwert hat", ohne dabei die Bedeutung des Meetings in Götzis schmälern zu wollen. "Ich weiss noch nicht, wo ich stehe", sagt der Leverkusener zu seiner aktuellen Verfassung, "aber ich konnte auf Lanzarote elf Tage gut trainieren."
Russinnen gegen Ertl und Braun
Die deutschen Siebenkämpferinnen bekommen Konkurrenz aus Russland. Weltmeisterin Yelena Prokhorova wird mit ihrer Landsfrau Natalja Roshchupkina, WM-Vierte in Edmonton, erwartet. Somit zeichnet sich auch eine Standortbestimmung im Hinblick auf die EM in München ab, denn gerade die osteuropäische Fraktion wird dort zu beachten sein.
Neben der grundsoliden Karin Ertl wollen in Ratingen die im letzten Jahr verletzten Sabine Braun, Kathleen Gutjahr und Astrid Retzke wieder in das Geschehen jenseits der 6000-Punkte-Marke eingreifen. Unvergessen ist die dramatische Jagd um die Olympia-Tickets vor zwei Jahren an gleicher Stelle mit dem unglücklichen Ende für die Neubrandenburgerin Kathleen Gutjahr.
Gerade Sabine Braun unterstreicht, dass sie den Fehler von damals, als sie sich nur auf Ratingen konzentrierte, nicht noch einmal machen möchte. Deshalb wird sie wie Karin Ertl auch Anfang Juni in Götzis an den Start gehen. "Ich will dort bereits die Norm schaffen", sagt sie, "ich nehme Ratingen aber genauso ernst." Für den Sommer 2002 hat sie sich noch einmal viel vorgenommen: "Dieses Jahr mit den Deutschen Meisterschaften in Wattenscheid und der EM in München ist für mich sehr motivierend. Ich bin zuversichtlich."
Nachwuchs sitzt den Etablierten im Nacken
Man muss aber gerade abwarten, welche Form diese im letzten Jahr nicht in Erscheinung getretenen Athletinnen Mitte Juni anzubieten haben. Die jüngeren Siebenkämpferinnen sitzen ihnen im Nacken. Angeführt von der Hallen-EM-Starterin Sonja Kesselschläger, der Karin Ertl eine Menge zutraut, und der jungen Leverkusenerin Maren Freisen könnten auch Katja Keller oder Kristina Porsche die magische Marke eines 6000ers erfolgreich anvisieren und mit in die deutsche Spitze vorrücken. Es ist durchaus möglich, dass sich eine der jüngeren Mehrkämpferinnen am Ende ein Ticket zur EM sichert.