Starke Werfer bei der DLV-Gala
10.000 Zuschauer erlebten am Sonntagnachmittag die DLV-Leichtathletik-Gala in Nürnberg als EM-Generalprobe der deutschen Leichtathleten auf dem Weg nach Göteborg (Schweden; 7. bis 13. August). Dabei ragten vor allem die Leistungen der Werfer heraus.
Steffi Nerius verließ strahlend das Stadion (Foto: Kiefner)
Mit ihrem zweitbesten Wettkampf des Jahres verabschiedete sich die Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg) gelungen mit 66,51 Metern zur EM. Ebenfalls hochwertig war die Konkurrenz der Männer, bei der dem Chemnitzer Lars Riedel (64,56 m) die Europacup-Revanche am Polen Piotr Malachowski (63,79 m) gelang.Peter Esenwein (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) schockte im Speerwurf bereits im ersten Durchgang mit seiner Saisonbestweite von 83,74 Metern die Konkurrenz. Damit hatte er letztlich nicht nur das Duell, bei dem es um einen EM-Startplatz ging, mit dem Rostocker Mark Frank, der mit 78,33 Metern Vierter wurde, frühzeitig für sich entschieden, sondern sich auch den Sieg geholt.
Bei den Frauen gewann die Olympia-Zweite Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen; 64,02 m) wie schon am Freitag in Leverkusen den Zweikampf mit der Vize-Weltmeisterin Christina Obergföll (LG Offenburg; 62,44 m).
Markus Malucha schneller als Sebastian Ernst
Der Wattenscheider Ronny Ostwald kämpfte sich über 100 Meter zum Sieg in 10,31 Sekunden, profitierte dabei aber von der Verletzung des Vorlaufschnellsten Chinedu Oriala (Nigeria; 10,21 sec). Bei den Frauen überraschte Cathleen Tschirch (LG Weserbergland) als Dritte in 11,42 Sekunden mit einer neuen persönlichen Bestzeit. Hinter Vida Anim (Ghana; 11,22 sec) und Aleen Bailey (Jamaika; 11,32 sec) war sie auch die schnellste Deutsche.
Über einen neuen Hausrekord konnte sich auch die weitere Vorzeigeathletin der LG Weserbergland freuen. Die Deutsche Meisterin Jala Gangnus kam auf den 200 Metern, die die Polin Monika Bejnar (22,91 sec) gewann, als Dritte nach 23,24 Sekunden an. Einen deutschen Sieg gab es bei den Männern im A-Lauf durch den Wattenscheider Sebastian Ernst, der nach einem starken Finish in 20,81 Sekunden gestoppt wurde. Dessen Zeit wurde aber überraschend danach im zweiten Lauf noch von Markus Malucha (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) um zwei Hundertstel unterboten.
Thomas Blaschek in guter Form
Die Erfurterin Claudia Marx lief ihr schnellstes 400-Meter-Rennen seit zwei Jahren. In 51,96 Sekunden schob sie sich auf den letzten Metern noch mit einem Vorsprung von nur vier Hundertstel an der Potsdamerin Claudia Hoffmann vorbei. Olympiasieger Yuriy Borzakovskiy war einer der ganz großen Stars bei der DLV-Gala. Souverän löste der Russe diesmal von der Spitze weg mit einer Endzeit von 1:45,82 Minuten seine 800-Meter-Aufgabe. Als Vierter in 1:47,04 Minuten überzeugte René Bauschinger (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) mit einer Verbesserung seiner Bestzeit um mehr als eine Sekunde.
Bis auf zwei Hundertstel lief der Leipziger Thomas Blaschek (13,33 sec) auf den 110 Meter Hürden an seine persönliche Bestzeit heran, womit er seine Form mit Blickrichtung zur EM unterstrich. Schneller war an der Noris nur der US-Amerikaner Aubrey Herring (13,31 sec). Den zwei US-Girls Michelle Perry und Lolo Jones (beide 12,59 sec) musste sich die Mannheimer Hürdensprinterin Kirsten Bolm (12,72 sec) nach lockeren 12,81 Sekunden im Vorlauf geschlagen geben.
Naide Gomes souverän
Seine 20,78 Meter vom Freitag in Leverkusen konnte der WM-Dritte im Kugelstoßen, Ralf Bartels (SC Neubrandenburg), mit 20,23 Metern nicht bestätigen. Gar ohne Weite verließ der am Ellenbogen verletzte Leipziger Peter Sack die Anlage. Nur der Sieg zählte für die Magdeburgerin Nadine Kleinert, die mit 18,59 Metern die Polin Krystyna Zabawska knapp um vier Zentimeter in die Schranken wies.
Die Hallen-Europameisterin Naide Gomes (Portugal) bestimmte den Weitsprung-Wettkampf nach Belieben. Mit drei ihrer Versuche hätte sie die Konkurrenz gewonnen, der beste wurde mit 6,67 Metern gemessen.
Beim Stabhochsprung blieben die richtigen Höhenflüge aus. Mit Tim Lobinger (ASV Köln) und Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) gab es zwei Athleten, die jeweils im dritten Versuch über 5,70 Meter flogen.
Verletzungssorgen
Von Lauf zu Lauf steigert sich momentan die 4x100-Meter-Staffel der Männer. Den 39,16 Sekunden vom Freitag folgten am Sonntag nun glatte 39,00 Sekunden. Grenzen wurden dem Quartett aber noch von den Polen, die zwei Zehntel schneller waren, aufgezeigt.
Wegen Verletzungen bzw. Erkrankungen fehlten in Nürnberg 400-Meter-Läufer Ruwen Faller (SC Magdeburg), 800-Meter-Läufer René Herms (LG Asics Pirna), Weitspringerin Claudia Tonn (LC Paderborn) und Kugelstoßerin Petra Lammert (SC Neubrandenburg), wobei alle hoffen, für eine EM-Teilnahme wieder topfit zu sein. Mit Kugelstoßer Peter Sack (LAZ Leipzig) und auch dem Wattenscheider Sprinter Marc Blume, der sich im Vorlauf verletzte, habe sich zwei weitere Sorgenkinder in Nürnberg in diese Liste eingereiht.
Dr. Clemens Prokop sagte in seinem Fazit nach der Gala: "Es hat sich der Trend der letzten Wochen bestätigt, dass wir im Wurfbereich international sehr stark sind und im Laufbereich Probleme haben. Neue Erkenntnisse für Göteborg lassen sich nicht aus dieser Veranstaltung ziehen. Es hat sich gezeigt, dass das Stadion sehr gut für die Leichtathletik geeignet ist. Da die Leichtathletik aber nach fünf Jahren wieder zum ersten Mal in Nürnberg zu Gast ist, muss man sicher Ausdauer mitbringen, um die Veranstaltung wieder ins Bewusstsein des Publikums zu bringen. Ich sehe Potenzial."
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