Start ins Lauf-Frühjahr - Wer läuft wo?
Ende März, Anfang April ist traditionell der Auftakt der Saison für die großen Straßenläufe auf nationaler und internationaler Ebene. Mit dem Start ins Lauf-Frühjahr stehen vor allem die großen Cityläufe mit ihren stark besetzten Elitefeldern und den ersten Rekordjagden über die Halbmarathon- und Marathon-Strecke im Blickpunkt der Öffentlichkeit.
Gleich am kommenden Wochenende stehen zum Auftakt aus nationaler Sicht zwei ganz wichtige Stationen auf dem Programm. Zunächst werden am Samstag im bayrischen Aichach bei Augsburg die Deutschen Meister auf der 21,1 Kilometer langen Halbmarathon-Distanz ermittelt. Nur einen Tag später steigt mit dem Berliner Halbmarathon einer der schnellsten Halbmarathons überhaupt.In Aichach wird laut Starterliste wohl alles auf ein Duell zwischen den beiden WM-Anwärtern im Marathon André Pollmächer (LAC Erdgas Chemnitz) und Martin Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen) herauslaufen. Bei den Frauen sieht sich diesmal Julia Viellehner (LG Passau) erstmals in der Favoritenrolle.
„Mocki“ peilt Bestzeit in Berlin an
Gegen die Titelkämpfe hat sich hingegen Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) entschieden. Die Siegerländerin, die jüngst ihren sechsten Deutschen Meistertitel im Crosslauf einfahren konnte, hat sich für den Berliner Halbmarathon entschieden und peilt in der Hauptstadt eine Verbesserung ihrer persönlichen Bestzeit von 1:08:51 Stunden an. Sie trifft an der Spree auf die starke Japanerin Yoshimi Ozaki, die sie schlagen muss, um in Berlin zu gewinnen.
Beim Kampf um den Frauen-Sieg beim 29. Berliner Halbmarathon könnte auch die Kenianerin Lydia Njeri eine Rolle spielen. Im Männerrennen wollen knapp ein Dutzend Kenianer, darunter mit einer Bestzeit von 58:59 Minuten auch Wilson Kipsang Kiprotich, Jagd auf den Streckenrekord von 58:56 Minuten – aufgestellt vom diesmal abwesenden Patrick Makau Musyoki (Kenia) – aus dem Jahr 2007 machen.
Paris immer für schnelle Zeiten gut
Am gleichen Tag findet auch der Paris Marathon mit mehr als 35.000 Teilnehmern statt, der sofern die Wetterbedingungen stimmen, immer für schnelle Zeiten gut ist. Zeitgleich mit Paris startet in Rotterdam (Niederlande) ein weiterer europäischer Klassiker. Mit Vorjahressieger William Kipsang (Kenia/2:05:49 h), sowie seinem Landsmann, dem Debütanten und zweitschnellsten Halbmarathonläufer aller Zeiten Patrick Makau Musyoki (58:52 min) haben ebenfalls zwei absolute Hochkaräter bereits in der Hafenmetropole gemeldet.
Nur eine Woche später, am Karsamstag (11.April), gibt es mit dem Paderborner Osterlauf das nächste Top-Event aus deutscher Sicht. Über zehn Kilometer wird Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01) zwei Wochen vor ihrem Marathon-Start in London, einen letzten ernsthaften Formtest bestreiten. Diesen hat auch Susanne Hahn (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) geplant – über die 21,1 Kilometer lange Halbmarathon-Distanz.
Amerikaner in Boston im Mittelpunkt
Beim legendären Boston Marathon hingegen, traditionell an einem Montag veranstaltet (20. April), stehen seit ewigen Zeiten mal wieder die einheimischen Athleten im Vordergrund. Mit Ryan Hall, der im vergangenen Jahr in London 2:06:16 Stunden lief, und Kara Goucher, die mit ihrem dritten Platz letztes Jahr in New York (2:25:53 h) ein viel versprechendes Debüt gab, werden den Amerikanern beste Siegchancen zugetraut.
Ryan Hall strebt dabei den ersten Sieg eines Amerikaners in Boston seit 1983 an. Beide müssen sich aber mit den Titelverteidigern Robert Cheruiyot (Kenia) und Dire Tune (Äthiopien) größter Konkurrenz erwehren. Das Traditionsrennen über den welligen Kurs von Hopkinton nach Boston wird bereits zum 113. Mal ausgetragen. Der Boston-Marathon gehört zu der World Marathon Majors (WMM)-Serie, die bei dem Rennen am 20. April fortgesetzt wird (2008-2009-Serie) beziehungsweise neu beginnt (2009-2010).
Bei den Frauen führt in der laufenden Serie Irina Mikitenko, die bereits die Serie 2007-2008 gewann. Die Läuferin des TV Wattenscheid 01 wird selbst am 26. April beim London-Marathon versuchen, weitere Punkte im Kampf um die 500.000 US-Dollar-Siegprämie zu sammeln.
Wien-Marathon mit Debüts
Einen Tag zuvor gewinnt auch der Wien-Marathon in diesem Jahr an Bedeutung. Mit Günther Weidlinger – er hält alle österreichischen Bestmarken von 1.500 Meter bis zum Halbmarathon – und der bislang im Berg- und Hindernislauf überaus erfolgreichen Andrea Mayr, streben beide bei ihrem Debüt über die klassischen 42,195 Kilometer nationale Rekorde an.
Die Chancen stehen dabei vor allem für Andrea Mayr gut, denn zehn Wochen vor dem Marathon stellte sie mit 1:12:14 Stunden bereits einen österreichischen Rekord über die halbe Distanz auf.
London-Marathon mit Irina Mikitenko
Den Höhepunkt des Frühjahrs bildet schließlich der London Marathon am 26. April. Hier gibt sich alles, was Rang und Namen hat, die Ehre. Mittendrin ist auch eine Deutsche. Irina Mikitenko kündigte schon früh ihren Start an und hätte dort gerne das Duell mit Weltrekordlerin Paula Radcliffe gesucht. Die Britin musste jedoch auf Grund einer Fußverletzung absagen und bangt nun sogar um ihren Start beim WM-Marathon im August in Berlin.
Dennoch sind bei den Frauen mit Catherine Ndereba (Kenia/2:18:47 h), Chunxiu Zhou (China/2:19:51 h) und Irina Mikitenko (2:19:19 h) nicht weniger als drei Teilnehmerinnen mit Bestzeiten unter 2:20 Stunden am Start. Für ein schnelles Rennen sollte also gesorgt sein.
Nur Haile Gebrselassie fehlt
Bei den Männern fehlt nur Haile Gebrselassie (Äthiopien) aus der absoluten Weltspitze, ansonsten sind auch hier vier Topstars mit Bestzeiten unter 2:06 Stunden am Start. Olympiasieger Samuel Wanjiru (Kenia) hat dabei schon eine Zeit von 2:04 Stunden angekündigt.
Außenseiterchancen werden hier auch dem Cross-Weltmeister von 2007, Zersenay Tadese (Eritrea) zugesprochen, der zwar sein Debüt über die 42,195 Kilometer gibt, aber schon mehrmals im Halbmarathon unter einer Stunde blieb. Der hoffnungsvollste Europäer Viktor Röthlin hingegen musste seinen Start wegen zwei Lungenembolien absagen. Zuvor hatte der WM-Dritte noch davon geträumt, den vor zwölf Jahren an gleicher Stelle aufgestellten Europarekord (2:06:36 h) des Portugiesen Antonio Pinto zu brechen.
Beim Hamburg Marathon am gleichen Tag will sich unterdessen Europameisterin Ulrike Maisch (1. LAV Rostock) in der Szene zurückmelden und strebt dabei die WM-Norm des DLV von 2:32 Stunden an.
Wer vertritt Deutschland bei der WM?
Mit Melanie Kraus (TSV Bayer 04 Leverkusen), Susanne Hahn und Claudia Dreher (LG Ihleläufer Burg) wird sich dann am ersten Mai-Sonntag (3. Mai) entscheiden wer für das deutsche Frauen-Team im Marathon bei der WM in Berlin an den Start geht. Während Melanie Kraus allerdings aufgrund ihres Rennens in Frankfurt im vergangenen Oktober (2:28:20 h) bereits qualifiziert ist, wollen Susanne Hahn und Claudia Dreher den Sprung ins Team noch schaffen.
Da im Rahmen der WM auch der Marathon-Weltcup stattfindet, kann jedes Nationen-Team fünf Läuferinnen ins Rennen schicken. Susanne Hahn und Claudia Dreher haben also in Düsseldorf gute Chancen, sich für Berlin zu qualifizieren. Neben Irina Mikitenko hat auch Luminita Zaituc (LG Braunschweig/2:29:58 h) mit ihrem zweiten Platz letztes Jahr in Köln, die Norm bereits in der Tasche.
Im Männerrennen steht André Pollmächer (LAC Erdgas Chemnitz) aus nationaler Sicht im Fokus. Nach seinem vielversprechenden Debüt (2:14:14 h) im vergangenen Jahr in Frankfurt, will er seine persönliche Bestzeit nun weiter verbessern.
10.000 Meter-DM – "Mocki" jagd die Norm
Einen Tag zuvor (2. Mai) finden in Bremen die Deutschen 10.000 Meter-Meisterschaften statt, bei denen Sabrina Mockenhaupt einen ersten Angriff auf die WM-Norm von 31:40 Minuten wagen will. Trotz ihres Sieges in Frankfurt (2:26:22 h) und der deutlichen Unterbietung der WM-Norm verzichtet die Siegerländerin zu Gunsten der 10.000 Meter auf den Marathon und würde gerne im August in Berlin in die Nähe des deutschen Rekords (31:03,62 min) vorstoßen.
Den Abschluss des Lauffrühjahrs bilden schließlich die Deutschen Marathon-Meisterschaften in Mainz am 10. Mai, die bereits zum dritten Mal in Folge in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt stattfinden.