Süreyya Ayhan und Hestrie Cloete glänzen in Berlin
Einen über weite Strecken hochklassigen Leichtathletik-Nachmittag erlebten die 18.500 Zuschauer am Sonntagnachmittag bei ISTAF in Berlin, der vierten Station der Golden League in diesem Jahr. Bei hochsommerlichen Temperaturen stellten die türkische 1.500-Meter-Läuferin Süreyya Ayhan (3:59,59 min) und Hochsprung-Weltmeisterin Hestrie Cloete (2,05 m) aus Südafrika die Jagd nach dem Gold-Jackpot fast in den Schatten.
Kelli White durchkreutze die Jackpot-Pläne von Chandra Sturrup (Foto: Chai)
Chandra Sturrup verspielte trotz einem guten Start bei zu starkem Rückenwind (+2,8 m/s) auf den 100 Metern ihre Jackpotchancen. Die US-Amerikanerin Kelli White kam auf der zweiten Hälfte der Gerade auf, brachte die Uhr bei 10,84 Sekunden zum Stillstand und ließ Chryste Gaines (USA; 10,86 sec) und Chandra Sturrup (10,88 sec) hinter sich. Doch die schnelle Frau von den Bahamas gab nach dem Lauf gleich die nächste Kampfansage von sich: „In Zürich will ich am Freitag gewinnen und meine Saison so erfolgreich fortsetzen wie zuletzt. Heute habe ich Kelli und Chryste im Nacken gespürt und konnte dann nichts mehr machen.“Im zweiten Jackpot-Rennen über 800 Meter gestaltete Maria Mutola (Mozambique) ihr Unterfangen hingegen erfolgreich. Nach verhaltenem Beginn, bei dem sie sich nicht von den Tempomacherinnen irritieren ließ, war die Weltmeisterin in letztlich 1:59,01 Minuten auf der Zielgerade nicht mehr zu überraschen. Damit bleibt sie die letzte Bewerberin um den Millionen-Jackpot der Golden League für die Meetings in Zürich und Brüssel.
Hestrie Cloete fliegt heran
Ein Glanzlicht setzte im Jahn-Sportpark Hochsprung-Weltmeisterin Hestrie Cloete. Mit 2,05 Metern meisterte sie einen neuen Afrikarekord, danach versuchte sie sich vergeblich am Weltrekord von 2,10 Metern. Damit hat die Südafrikanerin im Saisonvergleich aber zu der schwedischen Europameisterin Kajsa Bergqvist (2,06 m) aufgeschlossen. „2,05 Meter habe ich schon lange versucht, ich war schon oft nahe dran, jetzt hat es endlich geklappt“, stellte Hestrie Cloete fest.
Auf der Stadionrunde blieb Lorraine Fenton in 49,98 Sekunden unter der 50-Sekunden-Schallmauer. „Ich habe meinen Vater vor zwei Wochen verloren“, sagte die Jamaikanerin nach dem Rennen, „das ist eine Motivation für mich.“
Ingo Schultz geschafft
Mit einem Handtuch auf dem Kopf und einem Deutschland-Rucksack betrat Ingo Schultz das Stadion zu den 400 Metern der Männer. Der Hamburger, der direkt aus dem Höhentrainingslager in Sankt Moritz nach Berlin gekommen war, ging so sehr an seine Grenzen, dass er danach zunächst medizinisch versorgt werden musste, kam aber in der brütenden und dicken Berliner Lüft in 45,61 Sekunden über Platz fünf nicht hinaus. Den Sieg holte sich der US-Amerikaner Jerome Young (45,11 sec).
Keine Akzente konnte der Deutsche 800-Meter-Meister René Herms setzen. Er begnügte sich in 1:47,72 Minuten mit Platz neun und bekam vom südafrikanischen Sieger Hezekiel Sepeng (1:44,71 min) einen deutlichen Abstand zur Weltspitze aufgezeigt. „Was soll man zu so einem Rennen sagen?“, grübelte der Pirnaer.
Weltjahresbestzeit von Süreyya Ayhan
Über 1.500 Meter der Frauen war die türkische Europameisterin Süreyya Ayhan eine Klasse für sich. In 3:59,58 Minuten blieb sie als erste Frau in diesem Sommer unter der Vier-Minuten-Marke. Danach lief sie glücklich mit der türkischen Flagge die Ehrenrunde. „Mir ging es in Berlin darum zu sehen, ob ich für die WM bereit bin“, sagte sie zufrieden nach ihrem Auftritt.
Dieter Baumann reihte sich auf den 3.000 Metern in 7:43,93 Minuten auf Platz sechs ein. Erwartungsgemäß gewann das flotte Rennen mit Leonard Mucheru (7:38,36 min) ein Kenianer.
„Ich bin enttäuscht“, meinte Weltmeister Allen Johnson (USA) nach seinen 13,21 Sekunden über 110 Meter Hürden, die ihm nur Platz drei einbrachten. Der Lette Stanislavs Olijars (13,15 sec) durfte sich über einen Sieg freuen. Die 400 Meter Hürden der Frauen gewann die Australiern Jana Pittman (53,94 sec).
Das Meeting beschlosssen die 4x100 Meter, die Weltmeister Maurice Greene in 37,77 Sekunden, einer neuen Weltjahresbestzeit, für die USA nach Hause lief.
Raymond Hecht meldet sich zurück
Zurückgemeldet hat sich im Speerwurf der Magdeburger Raymond Hecht nach bisher magerem und von Verletzungssorgen beeinträchtigten Saisonverlauf mit einem Wurf auf 84,32 Meter. Damit gab er seinen nationalen Konkurrenten um Boris Henry (83,64 m) und Peter Esenwein (82,65 m) das Nachsehen.
Der australische Weltmeister Dimitri Markov setzte sich im Stabhochsprung mit 5,86 Metern durch. Damit zeigte er, dass auch im Hinblick auf die Titelverteidigung in Paris mit ihm zu rechnen ist. Vierter wurde als bester Deutscher Tim Lobinger (5,86 m). Der Dreisprung der Frauen ging an die Russin Tatjana Lebedeva (14,89 m).
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