Stefan Holm trennt sich von seiner Liebe
Im heimischen Karlstad endete am Samstag endgültig die Laufbahn von Hochspringer Stefan Holm. Vor alten Freunden und Bekannten übersprang der Schwede, der fast ein Jahrzehnt langt seinen Sport geprägt hatte, in seinem letzten Wettkampf 2,25 Meter. „Das war ein spezieller, sehr emotionaler Moment“, sagte er im Anschluss.
Der Abgang von der internationalen Bühne fand schon in der Vorwoche beim Weltfinale in Stuttgart statt. Mit einem zweiten Platz verabschiedete er sich in sportlicher Manier, auf der anschließenden Pressekonferenz folgte der emotionale Abschied von seiner "Liebe".„Jetzt werde ich ein normales Leben haben, aber ich weiß gar nicht, was ein normales Leben eigentlich ist, da ich mit dem Hochsprung im Alter von zwölf Jahren angefangen habe. Hochsprung ist meine Liebe, meine Leidenschaft.“ Diese Leidenschaft hat den Wettkämpfer, der seinen internationalen Durchbruch mit einem vierten Platz bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney (Australien) gefeiert hatte, stets ausgezeichnet.
Vorbild Patrik Sjöberg
Stefan Holms Liebe zum Hochsprung wurde Mitte der 80er Jahre - er spielte damals noch Fußball - von seinem Landsmann Patrik Sjöberg geweckt. Dieser zählte zu den dominierenden Hochspringern seiner Zeit, und Stefan Holms unbändiger Ehrgeiz wurde im Verlaufe seiner gesamten Karriere immer wieder durch die Leistungen von Patrik Sjöberg angetrieben. So setzte er sich beispielsweise das Ziel, öfter über 2,30 Meter zu springen als der Weltmeister von 1987. Gelungen ist ihm das im vergangenen Winter, als er in Stockholm (Schweden) die magische Marke zum 119. Mal überquerte.
„Ich wollte heute wirklich gewinnen“, betonte der Hochspringer nach dem zweiten Platz beim Weltfinale. Der Wille zum Sieg zeichnete ihn bei allen 476 Wettkämpfen, die er seit 1988 bestritten hatte, aus. Mehr als die Hälfte davon beendete er als Erster, in mehr als 80 Prozent der Fälle landete er mindestens unter den ersten Dreien. In den letzten elf Jahren verpasste der Schwede, der von seinem Vater Jonny Holm trainiert wird, mit Ausnahme der Weltmeisterschaften 1997 keinen großen internationalen Wettbewerb.
"Alt und steif"
Viermal wurde Stefan Holm Hallenweltmeister, zweimal Hallen-Europameister, 2004 krönte er diese erfolgreiche Laufbahn schließlich mit dem Olympiasieg. Insgesamt sammelte der 1,80 Meter große Springer elf Medaillen bei Großereignissen und wurde fünfmal Vierter, wie zuletzt bei den Olympischen Spielen in Peking (China).
„Als ich heute Morgen aufgewacht bin, fühlte ich mich alt und steif“, erzählte er in Stuttgart. Neben der fehlenden Motivation war es auch sein zuletzt immer öfter streikender Körper, der den Schweden zum Abschied von seinem Sport bewegte. Gerade sein Körper war in all den Jahren aber auch sein Kapital. Keine großen Verletzungen und keine Operationen hielten Stefan Holm bei seinem Werdegang auf.
„Vielleicht werde ich erst endgültig im Oktober oder November verstehen, dass es vorbei ist, und dann wird sich vielleicht ein Gefühl der Leere einstellen.“ Gegen diese Leere hat er jedoch schon vorgesorgt: Der Familienvater sitzt sowohl beim Weltverband IAAF als auch beim Europäischen Leichtathletik-Verband (EAA) in der Athletenkommission und wird der Leichtathletik mit seiner Leidenschaft erhalten bleiben.