Stefan Koch mit neuem Deutschen Jugendrekord
Stefan Koch war happy. "Das ist bombig gelaufen!" Sprach's und strahlte mit Vater Reinhard um die Wette. "Dass ich so schnell bin", wunderte sich Koch junior, "hätte ich nie gedacht." 1:06:08 Stunden war er unterwegs gewesen beim 11. Verler Halbmarathon. "Verdammt flott", meinte sein Wattenscheider Trainer Tono Kirschbaum und teilte die frohe Kunde allen mit, "das ist neuer Deutscher Jugendrekord." Die alte Bestmarke, aufgestellt anno 1996 in Uden, hielt Maximilian Bahn mit 1:07:38 Stunden. Diese Zeit hat Stefan Koch gleichsam über den Haufen gerannt.
Stefan Koch lief einen starken Halbmarathon. (Foto: Hörnemann)
Der ehrgeizige Wattenscheider ist ein Nachwuchstalent mit prima Perspektive. "Seit zwei Jahren ist er beim TVW und seit zwei Monaten in meiner Trainingsgruppe", berichtete Tono Kisrchbaum, "vorher wurde er von Jörg Riethues betreut." In Verl, der kleinen ostwestfälischen Gemeinde im Kreis Gütersloh, bewies Stefan Koch Ausdauer und Stehvermögen. "Wir wollten den Rekord angreifen", bemerkte Kirschbaum, "und waren uns vorher ziemlich sicher, dass er das auch packen würde." Doch mit einer solch famosen Steigerung hatte auch er nicht gerechnet.Alexander Lubina bremste am Anfang
Tono Kirschbaum spielte auf dem flachen Zwei-Runden-Kurs den Begleiter. Auf dem Drahtesel radelte er fleißig mit. Alexander Lubina, auch ein Kirschbaum-Schützling, war wieder "Hase" wie bereits beim Frankfurt-Marathon, als er Sebastian Bürklein über die erste Hälfte führte. "Alex hat bis Kilometer 16 Tempo gemacht", erzählte Kirschbaum, "das war auch gut so, denn Stefan wäre garantiert mit den Kenianern losgestürmt."
Volker Wagner, der im nahen Detmold mehrere Ostafrikaner beherbergt, selber aber mit Rodgers Rop und Joyce Chepchumba beim New York-Marathon weilte, hatte wieder einige flotte Burschen nach Verl gelotst. "Die sind den ersten Kilometer sofort unter drei Minuten angegangen", sagte Kirschbaum, "da hätte sich Stefan ein Hörnchen gelaufen." Denn Koch ist einer, der gern überzieht, wenn er nicht in seinem Tatendrang gebremst wird.
Lob vom Vater
Auf dem letzten Fünf-Kilometer-Abschnitt, als Alexander Lubina den Gang herausgenommen hatte, war er allein auf sich gestellt. Stefan Koch drückte noch mal auf die Tube, wie Kirschbaum anerkennt feststellte, und sammelte bei böigem Wind, der ihm entgegen pfiff, noch zwei Kenianer, Joshua Killy und Hillary Kipkosgei Kemboi, wieder ein. Auf der Zielgeraden kam Killy noch mal von hinten heran gesprintet und schob sich erneut vorbei. "Der blufft nur", rief Kirschbaum vom Fahrrad, "bleib' dran." Koch konterte, festigte mit einem rasanten Finish seinen dritten Platz hinter Wilson P'Kanaka (1:04:47 h) und Gordon Mugi (1:06:02), den er sich fast auch noch gekrallt hätte. Ganze fünf Sekunden fehlten ihm. P'Kanaka bekam 250 Euro Siegprämie ausgezahlt, Mugi erhielt 200 Euro und Koch 175 Euro. Für Lubina, der als Gesamt-Sechster (1:06:48 h) einlief, blieben weitere 100 Euro übrig.
Stefan Koch, der aus Rheine stammt, grinste hinterher wie ein Lausbub, der seinem Lehrer einen lustigen Streich gespielt hat. "Ich bin total zufrieden", sagte er, "das war echt klasse." Reinhard Koch, der Herr Papa, der seinen Sohnemann bei seinen sportlichen Aktivitäten hundertprozentig unterstützt, gab ihm einen Klaps auf die Schulter und ein dickes Lob mit auf den Weg in die Kabine: "Gut gemacht, Stefan!"
Jetzt geht es in die Pause
Nach Rang fünf über 10.000 Meter (29:56,78 min) bei der U 20-EM in Tampere war das sein schönster Erfolg in dieser Saison. "Jetzt soll er sich erst mal ausruhen, um den Akku wieder aufzuladen", kündigte Kirschbaum eine kleine Schaffenspause an, "in der Halle wird er sich dann auf die 3.000 Meter konzentrieren." Im nächsten Sommer gilt sein Hauptaugenmerk den 5.000 und 10.000 Meter. "Wir wollen ihn zunächst auf den Unterdistanzen flott machen", fügte Kirschbaum hinzu, "mittel- und langfristig wird er jedoch auf der Straße landen." Da werden gute Nachwuchskräfte dringender denn je gesucht.
Ergebnisse 11. Verler Halbmarathon (02.11.):
Männer:
1. P'Kanaka (KEN) 1:04:47
2. G. Mugi (KEN) 1:06:02
3. Koch (TV Wattenscheid 01) 1:06:07
4. Killy (KEN) 1:06:12
5. H. Kemboi (KEN)1:06:27
6. Lubina (TV Wattenscheid 01) 1:06:47
7. Chepchok (KEN) 1:07:02
Frauen:
1. Kraus (TSV Bayer 04 Leverkusen) 1:15:27
2. L. Chelimo (KEN) 1:16:38
3. Kemmener (ATSV Espelkamp) 1:20:05