Stefan Koch - „Olympia ist ein Thema“
Beim Berliner Halbmarathon platzierte sich Stefan Koch (LG Braunschweig) am Sonntag in 1:04:50 Stunden als bester Deutscher auf dem 20. Platz, hinter einer Übermacht aus Kenia und Äthiopien. Im Gespräch mit leichtathletik.de spricht er über den Lauf, über seine Verletzungsprobleme in den letzten beiden Jahren und über seine Zukunftsplanung.

Stefan Koch:
Mein Test zuvor in Leverkusen über die 10 Kilometer in 29:23 Minuten war recht gut, ich habe gemerkt, dass ich etwas drauf habe und wollte das auch in Berlin zeigen. Schade nur, dass es nun so warm wurde.
Die Bedingungen waren also nicht optimal?
Stefan Koch:
Nein. Schon morgens beim Einlaufen habe ich die Wärme gemerkt. Ich habe dann zwar während des Laufes nicht so direkt Probleme mit der Hitze gehabt, weil es eben nur ein Halbmarathon und kein Marathon war. Freizeitläufer weiter hinten haben sicher mehr Schwierigkeiten gehabt.
Frustriert es eigentlich, wenn gleich nach dem Start rund zwanzig Läufer aus Kenia und Äthiopien wegrennen und sich bald ein Loch auftut?
Stefan Koch:
Nein, das wussten wir vorher. Wir liefen unser eigenes Rennen. Es störte also nicht. Aber ein wenig ärgerlich ist es am Ende doch, denn so hat man kaum eine Chance, sich vorn zu platzieren.
Welches Anfangstempo war geplant?
Stefan Koch:
Gemeinsam mit Martin Beckmann und Falk Cierpinski wollte ich die 10 Kilometer in 30 Minuten angehen, wegen der Hitze haben wir das dann auf 30:15 hochgesetzt. Anfangs liefen wir gemeinsam, dann setzte sich Falk Cierpinski mit dem Tempomacher etwas nach vorn ab. Von hinten kam Robert Krebs, mit dem ich dann lange gemeinsam lief. (Anm. beide passierten die 10 km in 30:43 min, lagen also rund eine halbe Minute über dem Plan)
Warum liefen Sie meistens im Windschatten von Robert Krebs?
Stefan Koch:
Er hatte einen begleitenden Radfahrer dabei, und ich habe mir von ihm Zeitinformationen erhofft. Deshalb bin ich nicht vorgelaufen. Zudem war ich auch nicht so frisch, und wollte erstmal mitlaufen, um dann zu gucken, ob ich noch Kraft habe. Ich wollte mich aber nicht nur dranhängen, um ihn dann am Ende zu überspurten.
Wie ist Ihr Gesamtfazit nach dem Lauf?
Stefan Koch:
Ich bin mit der Zeit zufrieden und auch die Platzierung ist okay.
Blicken wir zurück auf die letzten Jahre, die für Sie von Verletzungen überschattet wurden.
Stefan Koch:
Im September 2008 bin ich in Berlin meine bisherige Marathon-Bestzeit von 2:15:38 Stunden gelaufen, aber danach hatte ich viel mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Ich konnte nicht mehr richtig trainieren, bekam vor allem Oberschenkelprobleme, ein starke Verhärtung, die gar nicht mehr wegging.
Was waren die Ursachen dafür?
Stefan Koch:
Ich habe einige Ärzte aufgesucht, aber man konnte die Ursachen lange Zeit nicht entdecken. So musste ich 2009 auch auf meinen Start bei der WM in Berlin verzichten. Erst Anfang 2010 entdeckte der Osnabrücker Arzt Dr. Karsch die Ursache. Er stellte einen Beckenschiefstand bei mir fest.
Die Behandlung schlug schnell an?
Stefan Koch:
Ja, und ich konnte bald wieder richtig trainieren. In Bad Liebenzell wurde ich Deutscher Meister im Halbmarathon.
Aber reibungslos ging es trotzdem nicht weiter...
Stefan Koch:
Nein, es stellten sich bald andere Fußprobleme ein. Deshalb bin ich auch nicht wie geplant den Berlin-Marathon 2010 gelaufen. Die EM in Barcelona hatte ich von vornherein nicht eingeplant.
Auch wegen der dort zu erwartenden Hitze?
Stefan Koch:
Auch deswegen, ich laufe nicht so gern in der Hitze, mag lieber kühlere Temperaturen.
2009 waren Sie noch im DLV-Kader, seit 2010 nicht mehr. Wie kommen Sie finanziell über die Runden?
Stefan Koch:
Da ich keine beruflichen Einnahmen habe, praktisch Laufprofi bin, finanzieren mich gewissermaßen meine Eltern. Und mein Vater Reinhard Koch trainiert mich auch.
Ihr Mitstreiter beim Halbmarathon, Robert Krebs, war gerade fünf Wochen im Trainingslager in Kenia. Wo trainieren Sie gewöhnlich?
Stefan Koch:
Am liebsten trainiere ich zuhause in meinem Wohnort Rheine. Dort gibt es Waldgebiete, Straßen, also viele Laufmöglichkeiten. Richtige Trainingslager mache ich selten, höchstens mal in Holland.
Sie sind jetzt 26 Jahre, werden im Juli 27 Jahre. Ihre Zeit könnte also noch kommen?
Stefan Koch:
Das sehe ich auch so. Mit 30 Jahren etwa ist man im richtigen Marathonalter.
Was sind Ihre nächsten Pläne?
Stefan Koch:
Ich bereite mich jetzt auf den Hamburg-Marathon vor, will dort meine Bestzeit von 2:15:38 Stunden verbessern.
Mit dem Ziel, sich für die WM in Südkorea zu qualifizieren?
Stefan Koch:
Nein, die WM ist nicht geplant. Im Herbst werde ich wahrscheinlich den Essen-Marathon laufen. Das ist der richtige zeitliche Abstand zum Hamburg-Marathon, der Berlin-Marathon ist mir zu früh.
2012 sind Olympischen Spiele in London. Ist das ein Ziel für Sie?
Stefan Koch:
Die Witterungsbedingungen dort sind mit Sicherheit besser für mich als in diesem Jahr in Südkorea. Und wenn diese Saison gut läuft und es mit der Norm klappt, ist ein Start bei Olympia natürlich ein Thema für mich.
Welche Zeit trauen Sie sich in Zukunft zu?
Stefan Koch:
Ich will mich weiter von Jahr zu Jahr verbessern. Wenn ich gesund bleibe, ist bei guten äußeren Bedingungen eine Zeit von 2:12 Stunden realistisch.