Stefan Schwab - „Mir ging es gar nicht gut“
Bei der Sparkassen-Gala in Regensburg sorgte Sprinter Stefan Schwab (TSV Schwarzenbek) für ein Glanzlicht des Tages. Mit 10,19 Sekunden im Vorlauf und 10,20 Sekunden im Endlauf blieb er zweimal unter der Norm für die Weltmeisterschaft in Berlin (15. bis 23. August), was allerdings nur als einmalige Normerfüllung gilt. Auch mit der DLV-Staffel blieb er in 38,43 Sekunden unter der WM-Norm. Im Interview spricht der 22-Jährige von seinen Plänen für die Saison und warum selbst der Heuschnupfen ihn nicht bremsen konnte.
Stefan Schwab, herzlichen Glückwunsch zur WM-Norm im Einzelrennen und mit der 4x100 Meter-Staffel. Was führte zu diesen drei guten Rennen?Stefan Schwab:
Die Bedingungen in Regensburg sind optimal gewesen. Wir hatten leichten Rückenwind, die Bahn ist hart und mit 21 Grad und Sonne hat auch das Wetter mitgespielt. Die Reise aus dem Norden nach Regensburg hat sich also auf jeden Fall gelohnt.
Haben Sie bereits am Morgen gespürt, dass Sie in so guter Form sind?
Stefan Schwab:
Eigentlich habe ich mich sehr schlecht gefühlt und in der Nacht wenig geschlafen, weil ich starken Heuschnupfen hatte. Es ging mir nicht gut und deswegen habe ich nicht damit gerechnet.
Die Weltmeisterschaft in Berlin steht diese Saison im Vordergrund. Ist dieses Ereignis jederzeit bei Ihnen im Kopf?
Stefan Schwab:
Ich denke nicht, dass es gut wäre, wenn ich dies tun würde, denn dann würde ich mit Sicherheit um einiges verkrampfter laufen. Wenn man permanenten Druck spürt, dann wird man müde im Kopf und die Lockerheit geht verloren.
Was haben Sie sich mit der Staffel für die Weltmeisterschaft vorgenommen?
Stefan Schwab:
Wir wollen im Vorlauf eine solide Zeit laufen und natürlich in den Endlauf kommen. Wenn man das geschafft hat, kann, wie wir bei Olympia gesehen haben, viel passieren. Aber unser Staffeltrainingslager war sehr gut und unsere Wechsel klappen reibungslos.
Sie sind erst im Erwachsenenbereich sehr erfolgreich geworden. Warum hat man von Ihnen im Jugendbereich noch nichts lesen können?
Stefan Schwab:
Mein Vater hat mich da immer ein wenig gebremst. Denn wenn ich im Jugendbereich gut gewesen wäre und jetzt nicht mehr, dann würde meinen Namen jetzt auch keiner kennen. Da bin ich lieber jetzt erfolgreich als schon im Jugendbereich.
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie vorne mitlaufen können?
Stefan Schwab:
Letztes Jahr habe ich gemerkt, dass es sehr weit gehen kann, und die Hallensaison hat mir dann natürlich auch Recht gegeben.
Was ist das für ein Gefühl für Sie, jetzt die Nr. eins in Deutschland zu sein?
Stefan Schwab:
Es ist wirklich ein sehr schönes Gefühl und gibt mir viel Selbstsicherheit. Doch es kommt auch eine gewisse Erwartung der Leute auf mich zu. Jetzt möchte ich erstmal diesen Status halten, denn in Deutschland haben wir ein breites Potential der Sprinter, die alle an mich herankommen können.
In Regensburg haben Sie diese aber zwei Zehntel hinter sich gelassen. Die Lücke war ziemlich deutlich...
Stefan Schwab:
Ich war auch sehr erstaunt, denn ich hätte nicht gedacht, dass ich so sicher gewinnen würde. Ich weiß jedoch auch nicht, wie die anderen im Training sind, da kann noch einiges kommen und Christian Blum ist mit dem Training durch eine Mandelentzündung noch hinterher.
Es ist auffällig, dass Sie und Christian Blum die gleiche Statur haben und im Vergleich mit US-Sprintern sehr schmal wirken.
Stefan Schwab:
Muskeln im Oberkörper zu haben, ist nicht das Wichtigste. Diese entwickeln zwar eine enorme Power, kosten aber nach der Beschleunigung auch viel Kraft und da gleicht sich das dann wieder aus. Ich bin ehrlich gesagt froh nicht so auszusehen.
Was für Leistungssprünge sind bei Ihnen jetzt noch drin?
Stefan Schwab
Ich werde jetzt erstmal so weitermachen wie bisher und möchte mich weiter steigern, aber die Sprünge werden kleiner, denn da komme ich in Bereiche, in die schon lange kein Deutscher mehr gelaufen ist.
Als nächstes internationales Ereignis findet jetzt die Team-EM am 20. und 21. Juni in Leiria (Portugal) statt. Was sind Ihre Ziele?
Stefan Schwab:
Im Einzelrennen möchte ich zeigen, dass ich mit den anderen mithalten kann und um die ersten vier Plätze kämpfen. Mit der Staffel wollen wir nach der europäischen Bestzeit jetzt natürlich um den Sieg laufen. Außerdem wollen wir uns als Mannschaft gut präsentieren und dadurch Werbung für die WM machen. Denn die Hertha BSC-Fans in Berlin wissen zwar, dass die Bundesliga-Spiele nicht im Olympiastadion stattfinden, aber nicht warum. Das ist wirklich schade.