Stefanie Voss - "Ziel sind 6,60 Meter"
Bei der Hallen-EM in Göteborg (Schweden) hat Weitspringerin Stefanie Voss (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) ihren ersten internationalen Einsatz gehabt. Das Aus in der Quali dort hat die 23-Jährige unter dem Motto "Erfahrung sammeln" abgehakt. Im Interview spricht sie über ihre Ziele für den Sommer und ihren erfolgreichen Vater, Zehnkämpfer Torsten Voss.

Stefanie Voss:
Und wie. Ich hatte gedacht, dass ich bei der Hallen-DM die Norm springen müsste. Aber da hat es dann ja nur zu 6,33 Metern gereicht.
Wer hat Ihnen denn die freudige Botschaft der Nominierung überbracht?
Stefanie Voss:
Unser Bundestrainer Ulrich Knapp. Aber ganz ehrlich: Als er am Montag um 8:45 Uhr angerufen hat, lag ich noch im Bett.
Wie hat das DLV-Team Sie als Debütantin denn aufgenommen?
Stefanie Voss:
Sehr, sehr nett. Wir sind wie eine große Familie. Meine Weitsprung-Kollegin Melanie Bauschke hat mich an die Hand genommen, mir viele Leute vorgestellt, da ich einige Personen ja noch gar nicht kannte.
In der Weitsprung-Qualifikation sind Sie klar ausgeschieden. Warum hat es in Göteborg nur zu 6,12 Metern gereicht?
Stefanie Voss:
Es ist einfach etwas anderes, auf einmal international zu starten. Ich brauche ganz dringend die Erfahrung, um mit der Situation nach einem ungültigen Sprung zurechtzukommen. Darum hake ich den Start unter dem Motto Lerneffekt ab.
Sie haben am rechten Knie eine größere Bandage getragen. Wo zwackt es denn genau?
Stefanie Voss:
An der Patellasehne. Das ist aber kein großes Ding. Jetzt habe ich Zeit, um die Geschichte auszukurieren. Dann bin ich im Sommer topfit.
Welche Weiten peilen Sie in diesem Jahr an?
Stefanie Voss:
Mein Ziel sind 6,60 Meter. Das entspricht der Norm für die Universiade in Kazan. Alles andere wäre wohl noch zu weit weg.
Sie sind auch in den Jugendklassen nie im Nationaltrikot gestartet, da Sie zwei Jahre ausgesetzt haben. Warum?
Stefanie Voss:
Ich wollte mal weg vom Sport, etwas anderes sehen. Dieser zwischenzeitliche Cut war wichtig für mich.
Wie kam es zur Rückkehr in die Leichtathletik?
Stefanie Voss:
Mein Vater hat ja viele Jahre den Zehnkämpfer Michael Schrader trainiert. Mit ihnen war ich 2009 beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen. Dort hat mich die Lust an der Leichtathletik wieder gepackt und ich habe mit dem Training begonnen. 2010 habe ich dann wieder Wettkämpfe bestritten.
Ihr Vater Torsten Voss ist ein gutes Thema: Er war 1987 Zehnkampf-Weltmeister. Ist es nicht schwierig, aus seinem langen Schatten herauszutreten und immer wieder auf ihn angesprochen zu werden?
Stefanie Voss:
Der Schatten ist wirklich lang. Aber mich nervt das überhaupt nicht. Ich bin stolz auf seine Leistungen. Ich freue mich immer über Leute, die ihn kennen und über seine Karriere sprechen.
Kommt es denn manchmal beim Vater-Trainer-Modell zu Spannungen?
Stefanie Voss:
Überhaupt nicht. Wir harmonisieren super. Beim Training arbeiten wir professionell zusammen. Wir trainieren momentan auch nur sechsmal pro Woche, wollen das aber jetzt steigern. Ich bin ja noch relativ trainingsjung. Abends zu Hause sind wir eine normale Familie. Da können wir den Sport ausblenden.
Was sind Ihre sportlichen Stärken?
Stefanie Voss:
Die Technik beim Absprung und in der Flugphase. Dazu kommt ordentlich Pepp im Fuß.
Und woran müssen Sie noch arbeiten?
Stefanie Voss:
An der Anlaufgeschwindigkeit. Bei der Hallen-DM kam ich schon auf knapp 33 km/h vor dem Absprung. Das ist Bestwert für mich. Die besten Deutschen sind aber immer noch rund zwei km/h schneller. Da sind also noch einige Zentimeter für mich drin.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift