Stefano Baldini erhält den "Abebe Bikila Award"
Der Olympiasieger höchstpersönlich weilt auch in New York. Stefano Baldini wird heute im Rahmen des traditionellen Freundschaftslaufs vor dem UNO-Gebäude für seine sportlichen Leistungen ausgezeichnet. Nach seinem Triumph auf der historischen Strecke von Marathon nach Athen erhält er den "Abebe Bikila Award" in Erinnerung an den Doppel-Olympiasieger aus Äthiopien, der nach einem Verkehrsunfall im Herbst 1968 an den Rollstuhl gefesselt war und 1973 querschnittsgelähmt starb. Allan Steinfeld, Präsident vom New York Road Runners Club, wird Stefano Baldini die begehrte Trophäe in einer Feierstunde überreichen.
Dem Sieg in Athen verdankt er die Auszeichnung. (Foto: Chai)
Die Liste der Preisträger ist lang. Prominente Namen, die ein Stück Marathon-Historie geschrieben haben, sind mit dem "Abebe Bikila Award" geehrt worden. Bill Rodgers und Alberto Salazar (beide USA), die den berühmtesten Marathon der Welt schon mehrmals, Rodgers viermal und Salazar dreimal, gewonnen haben, Rod Dixon (Australien), 1983 erfolgreich, Khalid Khannouchi, Inhaber der US-Bestleistung (2:05:38 h), zählen genauso dazu wie Grete Waitz (Norwegen), Abonnementsiegerin in New York. Weitere Preisträger sind Allison Roe (Neuseeland), 1981 Erste beim "Big Apple", Rosa Mota (Portugal), 1987 Weltmeisterin und Doppel-Europameisterin 1982 und 1986, Joan Benoit-Samuelson (USA), 1984 die erste Olympiasiegerin der Sportgeschichte, oder Tegla Loroupe (Kenia), Stammgast bei diesem Massen-Event, das sie selber zweimal, 1994 und 1995, dominiert hat.Allan Steinfeld, der die Nachfolge von Fred Lebow, dem leider viel zu früh verstorbenen Race-Director, angetreten hat, nannte das wichtigste Kriterium bei der Auswahl der "Marathon-Promis": "Es sind Persönlichkeiten, die geholfen haben, unseren Sport weltweit zu promoten."
Vom "lame duck" zum Preisträger
Im vergangenen Jahr wurde Kathrine Switzer gewählt, die Gründerin und Direktorin des "Avon Running Global Women's Circuit", einer Laufserie für Frauen, die gesponsert wird vom Kosmetik-Unternehmen "Avon". 1967 sorgte die Amerikanerin beim Boston-Marathon noch für helle Aufregung. Unter dem unverfänglichen Namen K. Switzer hatte sie sich angemeldet, doch Organisator Jock Semple versuchte sie unterwegs von der Strecke zu zerren, andere Läufer hielten ihn davon ab. Kathrine Switzer, die dann auch das Ziel erreichte und 1974 sogar den New York-Marathon gewann, gilt als Wegbereiterin für die Weiterentwicklung des Frauenlaufs.
Rudolph Giuliani, der am 11. September 2001, als das World Trade Center in New York einstürzte, sofort an der Unglücksstelle war und vor den Fernsehkameras die Nation beruhigte, während Präsident George W. Bush noch quer durchs Land flog, hat den "Abebe Bikila Award" auch bekommen. Denn Rudolph Giuliani, den sie zuvor als "lame duck", als lahme Ente verspotteten und nach dem Terror-Akt als "grandiosesten Bürgermeister New Yorks" feierten, machte es erst möglich, dass der Klassiker acht Wochen nach dem Attentat auf die Twin Towers seine 32. Auflage erlebte.
Auszeichnung für Beständigkeit
Stefano Baldini, der von Luciano Gugliotti trainiert wird, tritt also in berühmte Fußstapfen. Mit 33 Jahren ist er einer der beständigsten Läufer der Marathon-Szene. 1996 wurde der Mann aus Castelnuovo di Scotto bereits Halbmarathon-Weltmeister, 1998 Europameister, 2001 und 2003 jeweils WM-Dritter. In seiner Heimat ist er populär wie kaum ein anderer.
Der Dauer(b)renner, verheiratet mit der italienischen 400-Meter-Rekordhalterin Virna de Angelis, war schon zweimal live dabei. 1997 wurde er auf dem schwierigen Kurs quer durch alle fünf Stadtteile von New York Dritter in 2:09:31 und 2002 Fünfter in 2:09:12 Stunden.
Heute kehrt er zurück und wird ausgezeichnet für die Konstanz, die er in all den Jahren an den Tag gelegt hat. Den schönsten Triumph in seiner langen, an Höhepunkten reichen Laufbahn erlebte Stefano Baldini am Schlusstag der Sommerspiele in Athen, als er Olympiasieger wurde vor dem US-Amerikaner Mebrahton Keflezighi, der morgen beim "Big Apple" die Hoffnungen seiner Landsleute tragen wird. Ohne den Druck, der noch in Athen zentnerschwer auf seinen schmalen Schultern lastete, wird Stefano Baldini das Rennen ganz entspannt verfolgen.