Steffen Justus und ein gelungenes Experiment
Steffen Justus hat am Sonntag den 23. München Marathon gewonnen. Bei sommerlichen Temperaturen überquerte der 26 Jahre alte Triathlet vom Hansgrohe Team Schwarzwald nach 2:21:38 Stunden als Erster die Ziellinie im Olympiastadion. „Mein Geheimnis war, erst nach der Hälfte richtig aufzudrehen“, sagte Steffen Justus. Bei den Frauen siegte Melanie Hohenester (TriTeam PSV Uni BW München) in 2:49:19 Stunden.
Die Augen weit aufgerissen, die Schritte lang und trotzdem locker und leicht - so rannte Steffen Justus durch den Münchner Stadtteil Schwabing. Vorbei an der Universität und durch das Siegestor immer weiter in Richtung Ziel: das Olympiastadion. Rund drei Viertel der Marathondistanz hatte der 26-Jährige schon zurückgelegt. Ab Kilometer 32 folgte der schwerste Abschnitt.
Doch quälen mussten sich nur die Konkurrenten in seinem Rücken, während Steffen Justus den Abstand zu ihnen weiter vergrößern konnte. Warum? Vielleicht lag es ja an seiner Schildkappe. Niemand hatte in München mitten im Oktober mit über 20 Grad Celsius und strahlendem Sonnenschein gerechnet – Steffen Justus schon.
In 2:21:38 Stunden hat Steffen Justus vom Hansgrohe Team Schwarzwald die 23. Auflage des Münchner Marathons gewonnen. Fast unglaublich: Es war das erste Marathonrennen seiner Karriere. „Ich wusste nicht, was mich hier erwartet. Das war eigentlich nur ein Experiment“, sagte Steffen Justus, der seit 1997 Profi-Triathlet ist und seiner „Haussportart“ trotz des Erfolges treu bleiben will. Da er beim Triathlon nur zehn Kilometer laufen muss, hatte sich Steffen Justus neun Wochen auf sein Marathondebüt vorbereitet – mit Erfolg. „Ich bin überglücklich. Ich hatte mit einer Zeit von zweieinhalb Stunden gerechnet. Dass ich so schnell laufen kann, hätte ich nicht gedacht.
Entscheidung am Marienplatz
Publikumswirksam entschied sich der München-Marathon in diesem Jahr am Marienplatz in der Innenstadt. Direkt vor dem Münchner Rathaus überholte Steffen Justus bei Kilometer 29 den bis dahin führenden Peter Rodewald (USV Jena), der das Feld vom Start an mit bis zu zwei Minuten Vorsprung angeführt hatte. „Ich hätte mich zu Beginn wohl etwas bremsen müssen. So konnte mich Steffen sensationell stehen lassen“, sagte der 25-jährige Peter Rodewald, der am Ende nach 2:24:23 Stunden Zweiter wurde.
Bei den Deutschen Meisterschaften in diesem Jahr in Mainz belegte er noch Platz acht. „Ich bin zufrieden mit diesem Saisonabschluss. Es war heute ein bisschen zu warm für mich. Zehn Grad weniger wären gut gewesen.“ Platz drei ging an Christian Dirscherl (LG Passau; 2:31:57 h).
Neuer Streckenrekord von Steffen Justus
Steffen Justus hatte dagegen an den Temperaturen nichts auszusetzen. „Das war genau richtig. Außerdem war die Stimmung bei diesem Wetter am Streckenrand noch besser.“ Über 60.000 Zuschauer und 13 Musikkapellen feuerten 10.034 Läuferinnen und Läufer aus 64 Nationen durch den Englischen Garten, die Stadtteile Oberföhring, Bogenhausen, Steinhausen, Haidhausen, Schwabing und Rund um das Olympiazentrum an. Vor allem seine clevere Renneinteilung bescherte Steffen Justus am Ende den Sieg. „Mein Geheimnis war, erst nach der Hälfte richtig aufzudrehen“, sagte er.
Im vergangenen Juli gewann Steffen Justus auch den München Triathlon über die Olympische Distanz in 1:50:25 Stunden. Nachdem er nun auch über die 42,195 Kilometer der Schnellste war, darf sich Steffen Justus "München Hero 2008" nennen. In der Addition seiner beiden Zeiten stellte er in 4:12:03 Stunden einen neuen Hero-Streckenrekord auf und kassierte dafür insgesamt 15.000 Euro. Nach dem Zieleinlauf fiel Steffen Justus jubelnd in die Arme seines Vaters, der bei den Olympischen Spielen 1972 an derselben Stelle im 1.500-Meter-Rennen gestartet war.
Melanie Hohenester lobt Marathonbegeisterung
Bei den Frauen sicherte sich Melanie Hohenester (TriTeam PSV Uni BW München) in 2:49:19 Stunden den Sieg. Bis Kilometer 22 teilte sie sich noch mit der Duathlon-Weltmeisterin Ulrike Schwalbe (CLV Megware Chemnitz) die Führungsarbeit - im Anschluss zog Melanie Hohenester davon. Auf den Plätzen zwei und drei landeten am Ende Bianca Meyer (runningcompany.de; 2:56:23 h) und Laura Ursella (Atletica Buja-Treppo Grande; 2:56:53 h).
„Ich habe das Tempo einfach gnadenlos bis zum Ziel durchgehalten“, sagte die 34-jährige Melanie Hohenester, die ebenfalls in diesem Jahr den München Triathlon gewann und für den Doppelerfolg nun 20.000 Euro bekommt. „Ich habe mir heute einen Traum erfüllt, da ich ja ein Münchner Kind bin“, sagte die Berufschullehrerin und fügte hinzu: „Das Schönste war aber das tolle Publikum. Es hat bewiesen, dass sich die Menschen in dieser Stadt nicht nur für Fußball interessieren.“
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