Lars Albert - "Meine Stärke ist Ausgeglichenheit"
Nach zehn Monaten bestreitet Lars Albert am Wochenende im österreichischen Götzis wieder einen Zehnkampf. Nachdem der Athlet vom LAC Elm eine Knieverletzung gut überstanden hat, ist er bereit, als einer von vier deutschen Zehnkämpfern, die in Vorarlberg antreten, die Olympia-Norm von glatten 8.000 Punkten zu knacken. Seine Bestleistung steht momentan bei 7.893 Punkten. Erfahren Sie mehr von Lars Albert im Interview...
Lars Albert hat sich für Götzis viel vorgenommen (Foto: Krebs)
Lars Albert, was bedeutet für Sie die Zahl 8000?Lars Albert:
Oh, da fallen wir einige Sachen ein: Neue persönliche Zehnkampf-Bestleistung, saarländischer Landesrekord, Erfüllen der DLV-Olympia-Norm und in etwa mein diesjähriges Zehnkampf-Saisonziel.
Wegen Olympia ruht gerade Ihr Medizinstudium. Ist "nur" Sport nicht ein wenig öde?
Lars Albert:
Ganz und gar nicht. Es war die einzig richtige Entscheidung. Im Winter 2003 und im Frühjahr 2004 konnte ich nur so alle Reha-Maßnahmen nach der Operation gut und konsequent wahrnehmen und somit an Schwachstellen arbeiten, ganz abgesehen davon, dass ich zwischen Reha-Maßnahmen und Trainingseinheiten auch mal etwas Zeit hatte, um abschalten zu können. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf die Fortsetzung meines Studiums ab Mitte Oktober.
Mit 22 Jahren sind Sie noch ein junger Mehrkämpfer. Wie sehen Ihre langfristigen Planungen aus?
Lars Albert:
Meine Fernziele sind die Teilnahmen an den Olympischen Spielen 2008 in Peking und an den Spielen 2012. Deshalb werde ich auch nicht verzagen, sollte ich in Athen wider Erwarten nicht dabei sein. Das Wichtigste ist, gesund zu bleiben, um durchgängig gut und zielgerichtet trainieren zu können. Damit ist die wesentlichste Voraussetzung für Leistungsanstiege erfüllt, um sich so für internationale Meisterschaften zu qualifizieren und möglicherweise Medaillenränge zu belegen.
In Götzis treffen Sie auf so gestandene Athleten wie Weltrekordler Roman Sebrle. Was können Sie von diesem Athleten lernen?
Lars Albert:
Es ist für mich schon etwas Besonderes, zusammen mit Weltklasseathleten Zehnkämpfe zu bestreiten. Von ihnen lernen kann ich eigentlich nichts. Allerdings profitiere ich von den Topathleten, da ich durch ihre hervorragenden Leistungen ebenfalls zu guten Leistungen animiert werde. Darüber hinaus sehe ich, dass es speziell im Zehnkampf durchaus ein längerer Weg bis in die Weltspitze sein kann. Das motiviert mich, konsequent zu trainieren und weiter an meiner sportlichen Entwicklung zu arbeiten.
Bereits zum dritten Mal starten Sie in Götzis. Was ist das besonders Flair dieses Ortes?
Lars Albert:
Darauf freue ich mich riesig. Über 10.000 ungemein begeisterte und meist fachkundige Zuschauer an beiden Tagen sorgen für eine eindrucks- und stimmungsvolle Kulisse. Die akribischen Vorbereitungen und die perfekte Organisation des Veranstalters tun ihr Übriges und lassen keine Wünsche offen. Nicht zu vergessen die herrliche Gegend mit ihrem Gebirgspanorama. Das alles ist ein Flair ganz besonderer Art.
Im Zehnkampf treffen immer ganz unterschiedliche Typen aufeinander. In welchen Disziplinen sehen Sie Ihre Stärken und Ihre Schwächen?
Lars Albert:
Ich bin ziemlich ausgeglichen, habe also keine absoluten Stärken oder Schwächen. Der Sprung- und Wurfbereich liegt mir eher. Meine größte Stärke besteht darin, meine Leistungen konstant abrufen zu können, was dem Zehnkampf ungemein zuträglich ist. Dennoch versuche ich, mich in allen zehn Disziplinen zu verbessern, um damit echte Stärken zu entwickeln.
Nach Götzis starten Sie dann auch beim ruhrgas DLV-Mehrkampf-Meeting in Ratingen. Wie können Sie zwei Zehnkämpfe innerhalb von vier Wochen verkraften?
Lars Albert:
Vier Wochen ist ein passabler Zeitabstand zwischen zwei Zehnkämpfen. Nach Götzis fahre ich die Trainingsbelastung einige Tage zurück. Regeneration ist angesagt. Anschließend bleibt mir genügend Zeit, einen weiteren Trainingsblock zu setzen, bevor ich dann mit der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung für Ratingen beginne.
Natürlich wollen auch viele andere deutsche Zehnkämpfer nach Athen. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?
Lars Albert:
Nach Götzis weiß ich, wo ich stehe. Bis Ratingen verbleiben mir dann noch vier Wochen, um eventuelle Schwachpunkte zu beheben. In Ratingen werden voraussichtlich etwa zehn deutsche Zehnkämpfer um die begehrten drei Olympiatickets kämpfen. Das wird sicherlich ein toller Wettkampf. Ich jedenfalls freue mich riesig auf beide Wettkämpfe, den Zehnkampf in Götzis und den Zehnkampf in Ratingen. Ob es für mich am Ende gereicht hat, werde ich spätestens nach dem 1500-Meter-Lauf in Ratingen wissen.