Steffen Uliczka - "Die Cross-WM ist ein Ziel"
Immer dann, wenn es ins Gelände geht, ist mit Steffen Uliczka zu rechnen. So auch am Samstag. In Pforzheim gewann der Kieler souverän den Auftakt zum Deutschen Cross-Cup und untermauerte damit einmal mehr seine Fähigkeiten im Gelände. Doch der 25-Jährige will mehr. Im Interview mit leichtathletik.de spricht der eigentliche Hindernisläufer über die Cross-EM, die Cross-WM und nennt seine Ziele für die Saison 2010.
Herr Uliczka, es scheint als hätten Sie in der Trainingspause nichts von ihrer Form aus dem Sommer verloren?Steffen Uliczka:
Das stimmt. Ich habe deswegen nicht ganz so viel von meiner Sommerform verloren, weil ich nicht so viel Pause gemacht habe wie sonst. Nach dem letzten Wettkampf habe ich zweimal etwas mehr als eine Woche regeneriert und bin dann schon Mitte September wieder ins Training eingestiegen. Dementsprechend ist die Form jetzt auch schon relativ gut.
War der Sieg in Pforzheim so locker, wie er aussah?
Steffen Uliczka:
Ja, eigentlich schon, wobei Cross ja nie wirklich locker ist. Vor allem die Strecke in Pforzheim mit den hohen Strohballen und den vielen 180 Grad-Kurven bringt einen immer wieder aus dem Rhythmus. Aber ich habe mich insgesamt einfach gut gefühlt.
Welchen Anteil hat der erfolgreiche Hindernis-Sommer an der jetzigen Form?
Steffen Uliczka:
Ich würde sagen viel. Man ist natürlich viel motivierter, hat gesehen, was möglich ist und will mehr. Ich bin mit großer Vorfreude und Lust ins Wintertraining eingestiegen. Außerdem will man natürlich nichts von der Form verschenken, die man mal hat.
Welche Rückschlüsse haben Sie aus der Saison 2009 gezogen?
Steffen Uliczka:
Ich habe im Juli mit den Deutschen Meisterschaften in Ulm und den beiden Läufen bei der Universiade drei Rennen innerhalb von sieben Tagen bestritten und bin im dritten Rennen meine Bestzeit gerannt. So etwas scheint mir also gut liegen. Solche Wettkampfblöcke wollen wir nun in der nächsten Saison vermehrt einbauen. Außerdem habe ich gelernt, dass es besser ist, bei einer Verletzung zu pausieren als sich wochenlang mit Schmerzen durchzukämpfen.
Gibt es Veränderungen bezüglich des Trainings?
Steffen Uliczka:
Ja. Wir machen derzeit verstärkt kurze Bergläufe. Ein Programm beinhaltet zum Beispiel 15-mal 200 Meter. Damit wollen wir im Gegensatz zu den Tempodauerläufen und den langen Intervall-Läufen, die sonst im Winter den Trainingsalltag bestimmen, neue Reize setzen und den Puls und den Kreislauf mal richtig in die Höhe treiben.
Welche weiteren Rennen im Gelände folgen jetzt bei Ihnen?
Steffen Uliczka:
In zwei Wochen steht der Darmstadt-Cross auf meinem Plan. Dort will ich mich natürlich endgültig für die Cross-EM qualifizieren. Das Wochenende danach folgt ein Crosslauf im belgischen Roeselare. Das wird sicherlich gut besetzt sein und entsprechend hart werden. Zwei Wochen später steht dann auch schon die Cross-EM an.
Welchen Stellenwert hat die Cross-EM am 13. Dezember in Dublin für Sie?
Steffen Uliczka:
Die Cross-EM ist bei mir fest eingeplant. Der DLV schickt ja auf jeden Fall eine Männermannschaft und ich sehe mich derzeit in Deutschland im Cross ganz vorne. Ich denke, dass sich da in den nächsten fünf Wochen auch nichts Gravierendes ändern wird, so dass ich fest mit einer Teilnahme rechne.
Sie waren viermal in Folge bei einer Cross-EM dabei. Was macht Sie im Gelände so stark?
Steffen Uliczka:
Wenn man etwas kann, dann macht es einfach auch Spaß. Wenn der Erfolg da ist, dann geht man ganz anders an eine Sache heran. Hinzu kommt, dass ich durch das Hindernistraining über ein gutes Kraftpotential verfüge, was mir im Gelände sicherlich entgegen kommt. Außerdem trainiere ich sehr viel im Gelände. Mit dem Erfolg steigen natürlich auch die Ansprüche. Ich will nicht mehr nur einfach teilnehmen.
Ihre beste Platzierung bei einer Cross-EM war Platz 29. Wie lautet Ihre Wunschplatzierung für Dublin, vorausgesetzt Sie werden nominiert?
Steffen Uliczka:
Platz 19 und besser. Es haben schon genug andere deutsche Läufer in der Vergangenheit gezeigt, dass man in Europa im Cross unter die Top 20 laufen kann. Außerdem ist eine Top 20-Platzierung Qualifikationsvorgabe vom DLV für die Cross-WM im März.
Heißt das, dass Sie zur Cross-WM wollen?
Steffen Uliczka:
Ja, das ist definitiv ein Ziel von mir.
Viele deutsche Athleten meiden nach wie vor den Crosslauf und starten stattdessen lieber in der Halle. Bei Ihnen sieht dies anders aus. Warum setzen Sie seit Jahren auf den Cross?
Steffen Uliczka:
Ganz einfach: In der Halle klappt es nicht, ich kann es nicht und dann mach ich es auch nicht gerne. Man muss für die Halle relativ spezifisch trainieren, und mir macht der Crosslauf einfach mehr Spaß und ich habe dort mehr Erfolg.
Derzeit befinden sich viele Athleten auf Vereinssuche. Sie hingegen sind seit dem Beginn Ihrer Karriere dem SG TSV Kronshagen/Kieler TB treu. Wie kommt das?
Steffen Uliczka:
Ich habe hier ein perfektes Umfeld. Meine Freundin ist hier, ich habe einen guten Trainer, eine Trainingsgruppe - alles passt. Das einzige, was manchmal fehlt, ist ein gleichwertiger Trainingspartner, aber ansonsten fühle ich mich hier einfach wohl.
Es sind zwar noch mehr als acht Monate bis zum Start der Europameisterschaften in Barcelona (Spanien; 26. Juli bis 31. August), haben Sie sich dennoch schon ein Ziel über 3.000 Meter Hindernis gesetzt?
Steffen Uliczka:
Es ist zwar in der Tat noch ein Weilchen bis zur EM, doch mein Ziel steht schon fest. Ich will in Barcelona nicht einfach nur dabei sein. Ich will Bestzeit laufen und das sollte dann auch für das Finale reichen.