Steffi Nerius dämpft Erwartungen
Speerwurf-Europameisterin Steffi Nerius drückt vor ihrer vierten Olympia-Teilnahme in Peking (China) auf die Euphoriebremse. „Dieses Jahr läuft nicht rund, ich bin gerade in einem Zwiespalt. Ich hoffe aber, mein Kämpferherz kehrt zurück“, sagte die Leverkusenerin am Samstagabend im Sportstudio des ZDF.
Die 36-Jährige ist seit 2002 von jedem Großereignis mit Edelmetall zurückgekehrt und gilt nicht ungefähr als Medaillengarantin in der deutschen Nationalmannschaft. Dieser Nimbus droht allerdings nun verloren zu gehen. „Es wäre eine kleine Sensation, wenn ich wieder eine Medaille holen würde. Ich versuche es anzugehen, aber es wird schwer.“Schwer ist es auch deshalb, weil die Konkurrenz bestens aufgestellt zu sein scheint. Von den in Peking zum Speerwurf-Finale am 21. August erwarteten Athletinnen bilden Weltmeisterin Barbora Spotakova (Tschechische Republik) und Europarekordhalterin Christina Obergföll (LG Offenburg) das favorisierte Duo.
"Leistungen nicht so stabil"
Ähnlich stark ist zuletzt die junge Russin Mariya Abakumova in Erscheinung getreten, während die Weltrekordhalterin Osleidys Menendez (Kuba) in diesem Jahr auch wieder respektable Leistungen anbieten konnte. Insgesamt zwölf Speerwerferinnen haben in diesem Sommer die 63 Meter übertroffen.
Steffi Nerius, die immer wieder mit Wehwehchen kämpft, erzielte ihre Saisonbestleistung von 65,71 Metern am 12. Juni in Ostrava (Tschechische Republik). Danach pendelte sie sich bei Weiten um die 62 Meter ein. „Meine Leistungen sind im Moment nicht so stabil, dass ich selbst davon überzeugt wäre“, gab sie zu.
Direkt nach Peking
Einen zusätzlichen Motivationsschub könnte ihr in den nächsten Tagen aber noch der Besuch von der bei Olympia fehlenden Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg), mit der sie sonst immer bei den Saisonhöhepunkten das Zimmer teilte, bescheren, ehe es in rund einer Woche nach Asien geht.
Steffi Nerius, die bereits wieder spezielle Stirnbänder für ihre Wettkampfauftritte vorbereitet hat, lässt auf dem Weg dorthin das ansonsten übliche Vorbereitungstrainingslager in Shibetsu (Japan) aus. Weil sie dann dort ohne ihren Trainer Helge Zöllkau auskommen hätte müssen, fliegt sie direkt in Peking ein.