Steffi Nerius - Mit Mini-Programm nach Peking
Steffi Nerius ist vorsichtiger geworden. Sie weiß um ihren Körper, ihr Kapital. Erst im Januar ist die Speerwurf-Europameisterin in Diensten des TSV Bayer 04 Leverkusen ins allgemeine Training eingestiegen, seit März stehen spezielle Übungseinheiten auf dem Programm. „Ich muss mit meiner Gesundheit aufpassen“, erklärt die 35-Jährige. Die lange Pause nach der Saison 2007, die sie mit Bronze bei den Weltmeisterschaften in Osaka (Japan) krönte, ließ zumindest die Beschwerden an den Füßen (Fersensporne) und im Arm verschwinden. Für 2008 plant sie nur wenige Starts.

Bei den Olympischen Spielen in Peking hofft Steffi Nerius, ihre im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) zurzeit einzigartige Erfolgsserie fortsetzen zu können. Seit 2002 ist die Leverkusenerin von keiner internationalen Meisterschaft ohne Edelmetall zurückgekehrt. Dreimal Bronze (WM 2003, 2005 und 2007), zweimal Silber (EM 2002 und Olympia 2004) und einmal Gold bei der EM 2006 lautet die eindrucksvolle Bilanz. „Der Olympiasieg ist ein Traum, aber nicht realistisch. Mein Ziel ist wieder eine Medaille, das wäre schon eine Sensation“, erklärt Steffi Nerius. Es wäre bereits die vierte Olympia-Teilnahme für die 35-Jährige.
Stirnband wie immer dabei
Eins ist bei den diesjährigen Spielen aber anders als bei ihren vergangenen Auftritten: Neben den Fragen zu den sportlichen Zielen tauchen auch immer wieder welche zu den Auseinandersetzungen zwischen China und Tibet auf. Ihren Einfluss schätzt die Leverkusenerin aber als sehr gering ein. „Politik und Wirtschaft können hier mehr bewegen als wir. Außerdem müssen wir aufgrund der Olympischen Charta aufpassen, wie wir uns vor Ort verhalten“, bemerkt Steffi Nerius. Politische Demonstrationen während der Wettkämpfe in Peking können zum Ausschluss führen.
Gemeinschaftsaktionen wie einen Boykott der Eröffnungsfeier würde sie befürworten, beschäftigen muss sie sich damit aber nicht, denn sie wird erst nach der Eröffnungsveranstaltung im „Vogelnest“ genannten Olympiastadion anreisen. Eins steht aber für die Speerwerferin fest: Auch in China wird sie das Publikum auf ihrem Stirnband wie gewohnt herzlichst begrüßen.