Stehende Ovationen für Daniel Clemens
Mit einem Knüller hat am Donnerstagabend die Militär-EM in Warendorf begonnen: Im Stabhochsprung avancierte Daniel Clemens (LAZ Zweibrücken) so nicht erwartet zum König der Lüfte. Mit 5,60 Metern egalisierte der Deutsche U23-Meister im Herzen der münsterländischen Kreisstadt seinen Hausrekord – ebenso gefeiert wie dicht umlagert von mehr als 1.000 Zuschauern. Eine Top-Werbung für die Stadionwettbewerbe am Wochenende.
Es war ein überaus gelungener Auftakt zur Militär-EM und ein so kaum vorhersehbarer Saison-Kehraus für Stabhochspringer Daniel Clemens (LAZ Zweibrücken). Zwar versuchte sich der 21-Jährige bei empfindlicher Kühle an 5,70 Metern (noch) dreimal vergeblich. Dennoch sorgte der Sportsoldat inmitten einer malerischen Kulisse von historischen Gebäuden aus verschiedenen Stilepochen für prickelnde Gänsehaut-Atmosphäre und stehende Ovationen.Bei seinem blitzsauberen Satz über 5,60 Meter wirkte es optisch beinahe so, als wolle der Schützling von Andrej Tivontchik, einst Olympia-Dritter und nun beim DLV für den A- und B-Kader der Frauen zuständig, die Giebel der schmucken Fachwerkbauten überspringen. Oder gar den Turm der altehrwürdigen Laurentiuskirche.
Müde? Von wegen
Beim neuen Militär-Europameister, bei der Bundeswehr Mitglied der Sportfördergruppe Mainz, war beim letzten Wettkampf der Saison nicht ein Hauch von Müdigkeit zu spüren. Damit unterstrich der Dritte der U23-EM und Deutsche U23-Meister seine Ambitionen, die er bereits knapp zwei Wochen zuvor beim Länderkampf „DecaNation“ in Valence (Frankreich) offeriert hatte. Da bewältigte der 21-Jährige erstmals 5,60 Meter - bei schwierigen Bedingungen und böigem Wind. Nur Olympiasieger Renaud Lavillenie musste er da Vortritt gewähren.
Für Universiade-Sieger Lukasz Michalski (Polen), dessen Hausrekord bei 5,85 Metern steht, waren in Warendorf 5,60 Meter zu hoch. Übersprungene 5,50 Meter brachten ihm Silber. Alexander Straub (LG Filstal), 2007 Studenten-Weltmeister und 2010 Dritter der Hallen-WM, danach aber durch Verletzungen immer wieder zurückgeworfen, freute sich über Bronze. Unter dem Strich wurden für den 29-Jährigen 5,30 Meter notiert. Technisch Sprung für Sprung verbessert, schien der Saisonrekord von 5,42 Metern greifbar.
Fabian Schulze nimmt wieder Anlauf
„Urlaub in Sicht“, freute sich Karsten Dilla (TSV Bayer 04 Leverkusen) nach seinem letzten Saison-Auftritt, der dem 24-jährigen Vielstarter aus dem niederrheinischen Neuss mit 5,30 Metern Platz vier bescherte.
Ein Wiedersehen gab es mit Fabian Schulze (LG Stadtwerke München), 2010 EM-Sechster. Im Mai vergangenen Jahr hatte sich der 29-Jährige einer Achillessehnen-Operation unterzogen. 16 Monate später schnürte er jetzt wieder die Wettkampfspikes. Trotz eines auf 20 Meter verkürzten Anlaufs bewältigte er immerhin 4,80 Meter – Platz fünf.
Zuschauermagnet in der Innenstadt
Der Warendorfer Marktplatz war proppenvoll, die provisorisch errichtete Sportstätte dicht umlagert. Über 1.000 Zuschauer – von DLV-Sprecher Gregor Winkler bestens informiert und unterhalten – quetschten sich zwischen Häuserfront und Sprunganlage. Mehr ging nicht.
Den Stabhochsprung-Wettbewerb vorzuziehen und mitten ins Herz der Stadt auszulagern – ein cleverer Schachzug der Organisatoren. „Ich hätte sonst überhaupt nicht mitbekommen, dass hier eine Europameisterschaft stattfindet“, so eine Passantin, die an der Bande mitfieberte. „Eventuell werde ich mir nun auch andere Wettbewerbe im Stadion anschauen.“
Raphael Holzdeppe Ehrengast
Auch der verletzte Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) verfolgte das Geschehen. „Events wie dieses hier bringen die Leichtathletik näher an das Publikum heran, zumal eine ganz andere Atmosphäre herrscht als im Stadion“, so der 23-Jährige, der an einem Empfang im Warendorfer Rathaus teilnahm. Dort verewigte sich der Soldat der Sportfördergruppe Neubiberg neben Repräsentanten internationaler Militärsportverbände im Goldenen Buch der Stadt Warendorf.
Insgesamt haben 187 Athletinnen und Athleten aus 17 Nationen für die Militär-EM gemeldet. Samstag und Sonntag geht es im Stadion der Sportschule Warendorf in 18 Disziplinen um Titel und Platzierungen. Eingebunden sind Wettbewerbe für einsatzgeschädigte und behinderte Soldatinnen und Soldaten, die im Rahmen eines Pilotprojektes zum ersten Mal um Medaillen kämpfen.
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