Steigende Formkurven in Dortmund erkennbar
Die deutschen Athleten zeigten in einigen Disziplinen beim Sparkassen DLV-Meeting, das auf dem Weg zum Europacup in Florenz und auch zur WM in Paris einen wichtigen Zwischenstopp darstellte, weiter steigende Formkurven. Allen voran waren es bei sommerlichen Temperaturen und vor 7.000 Zuschauern im Stadion Rote Erde aus deutscher Sicht Stabhochspringerin Annika Becker, 800-Meter-Läufer René Herms und ein kampfstarker Europameister Ingo Schultz, die für die Begeisterung sorgten.
Ingo Schultz erwehrte sich dem Iren Paul McKee (Foto: Dreher)
Mit einem charmanten Lächeln stellte sich die Wattenscheiderin Esther Möller dem Dortmunder Publikum vor, ehe sie im Finale über 100 Meter in 11,31 Sekunden als Zweite knapp hinter der Ukrainerin Tatjana Tkalich (11,30 sec) einlief. Den Männersprint gewann erwartungsgemäß der britische Favorit Jason Gardener (10,23 sec).Ein erbittertes Duell mit dem Iren Paul McKee, immerhin Dritter der letzten Hallen-WM, lieferte sich Europameister Ingo Schultz über 400 Meter. Auf den letzten Metern konnte er dieses Rennen mit viel Kampfgeist in 46,08 Sekunden mit sechs Hundertstel Vorsprung für sich entscheiden: "Die Zielgerade war schwer, die Unterstützung des Publikums hat mir noch geholfen. Ich brauche noch ein paar Rennen. Ich hätte heute noch mutiger anlaufen können."
Die russische Hallen-Weltmeisterin Natalja Nazarova (51,65 sec) erwies sich in der Frauenkonkurrenz als Klasse für sich. Staffel-Europameisterin Claudia Marx (52,49 sec) reihte sich auf der Zwei als beste Deutsche ein.
Persönliche Bestzeit von René Herms
Auf den Kenianer Wilfred Bungei war das 800-Meter-Rennen zugeschnitten. Rasch setzte er sich vom Deutschen Meister René Herms ab. In 1:44,44 Minuten trudelte der Afrikaner jubelnd aus, während sich der Pirnaer noch mit einem starken Finish am Ukrainer Ivan Heshko vorbeischob und eine neue persönliche Bestzeit von 1:45,39 Minuten markierte. "Ich konnte befreit auflaufen, ich freue mich, dass es so gut geklappt hat", stellte René Herms fest. Die EM-Fünfte Claudia Gesell (2:01,89 min) wurde bei den Frauen wie in Kassel Zweite hinter der Russin Natalya Khrushchelyova (2:01,44 min).
Eine überraschend deutliche Niederlage musste die Äthiopierin Berhane Adere einstecken. Sie trudelte über 1.500 Meter nach 4:16,77 Minuten gar nur als Neunte und Letzte ins Ziel. Dieser Lauf gehörte nach einer Gala-Vorstellung der Ukrainerin Irina Lischinska (4:02,60 min). Die Frankfurterin Irina Mikitenko (4:10,76 min) wurde Sechste. Bei den Männern war es der Kenianer Isaac Songok, der in 3:33,52 Minuten ebenfalls eine vorzügliche Vorstellung ablieferte.
Mike Fenner touchiert gebremst
Die 110 Meter Hürden bestimmte der US-Amerikaner Duane Ross, der in 13,25 Sekunden mit einer international großartigen Zeit glänzte. Der Wattenscheider Mike Fenner touchierte mit dem Südafrikaner Shaun Bownes und kam aus dem Tritt, so dass sein Vereinskollege Jerome Crews (13,68 sec) als bester Deutscher einlief. "Ich war seit einer Woche in Talfahrt, heute hatte ich das Gefühl, wieder auf dem aufsteigenden Ast zu sein", sagte Mike Fenner nach dem Wettkampf, "bis zur Behinderung an der achten Hürde war das ein Bombenlauf. Es ist schade, weil es für mich ein wichtiger Wettkampf war."
Den Angriff der Sindelfingerin Stephanie Kampf (56,52 sec; 3. Platz) wehrte die Chemnitzer Vize-Europameisterin Heike Meißner (56,05 sec) auf den 400 Meter Hürden deutlich ab.
Tim Lobinger patzt – Okkert Brits siegt
Nicht wahrmachen konnte der Weltjahresbeste Tim Lobinger seine Ankündigungen. Nach übersprungenen 5,50 Metern scheiterte er auf der oft als schwierig eingeschätzten Dortmunder Anlage an 5,70 Metern und verspielte damit als Favorit das Europacupticket nach Florenz, während der Leverkusener Vize-Europameister Lars Börgeling bei dieser Höhe in Führung ging. Am Ende musste er sich aber dem Südafrikaner Okkert Brits, der erst vor wenigen Tagen nach Europa gekommen war und als einziger die 5,75 Meter meisterte, geschlagen geben.
"Ich bin traurig, weil ich einen Tag, an dem ich viel drauf hatte, nicht umsetzen konnte und dass ich nicht beim Europacup starten darf", haderte Tim Lobinger nach der Enttäuschung im Stadion Rote Erde, "aber ich drücke Lars die Daumen, dass er in Florenz gewinnt."
Annika Becker mit weiterem Potenzial
Der hochklassige Dreikampf der höhenjagenden DLV-Frauen zwischen Annika Becker, Carolin Hingst und Yvonne Buschbaum ging an die deutsche Rekordhalterin. Annika Becker meisterte 4,60 Meter im ersten Versuch und deutete ihren Knieproblemen trotzend noch weiteres Potenzial an, auch wenn es zur Weltjahresbesthöhe von 4,71 Metern noch nicht reichte. Yvonne Buschbaum wurde mit 4,50 Metern Zweite, Carolin Hingst (4,40 m) Dritte.
Mit seinen ungültigen Versuchen haderte Vize-Europameister Charles Friedek im Dreisprung. Über 16,53 Meter kam er nicht hinaus, Platz vier! Der schwedische Europameister Christian Olsson (17,21 m) siegte bequem. Den Frauen-Weitsprung entschied die Rehlingerin Bianca Kappler, die sich im letzten Versuch auf 6,69 Meter steigerte, für sich.
Michael Möllenbeck schlägt Lars Riedel
Unzufrieden war Ex-Weltmeister Karsten Kobs bei seinem Hammerwurf-Heimspiel. Er musste sich mit 77,47 Metern dem ungarischen Europameister Adrian Annus (79,13 m) beugen. Das innerdeutsche Diskusduell ging an den EM-Dritten Michael Möllenbeck, der mit 67,42 Metern dem Chemnitzer Weltmeister Lars Riedel (66,33 m) eine Niederlage beibrachte.
Auch die Hallen-WM-Dritte Astrid Kumbernuss musste sich im Kugelstoßen geschlagen geben. Die Weißrussin Nadeshda Ostapchuk bot mit 19,75 Metern im letzten Versuch zwanzig Zentimeter mehr an als die Neubrandenburgerin. "Es war eigentlich der schlechteste Wettkampf der Saison", war die ambitioniert angetretene Astrid Kumbernuss nicht zufrieden, "ich habe mich von der Tranigkeit der anderen anstrecken lassen, alles war nicht mehr so aggressiv. Es wäre mehr drin gewesen." Ihr Vereinskollege Ralf Bartels ließ sich dagegen mit einer Siegesweite von 20,43 Metern nicht gefährden.
Stimmen vom Sparkassen DLV-Meeting in Dortmund
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