Step by Step mit der ReiseBank Akademie
„Wiege cha-cha-cha. Sehr gut Franz, noch ein wenig lockerer im Oberkörper. Raphael bitte nicht so große Schritte!“ Die Tanzlehrerin gibt klare Anweisung und ist doch sehr zufrieden mit ihren acht Schülern. Je vier Mädchen und Jungen aus ganz Deutschland im Alter zwischen 17 und 19 Jahren, allesamt Abiturienten. Doch was haben die acht Jugendlichen noch gemeinsam? Und wozu üben sie Cha-Cha-Cha, Wiener Walzer und Disco-Fox?
Noch ein Tipp: Sie sind Deutschlands Beste in ihrem Alter und manche zählen auch schon international zu der Spitze im U20-Bereich. Normalerweise tragen sie lieber Turnschuhe und befinden sich eher auf der Tartanbahn als auf dem Parkett.Jetzt ist es klarer: Tartanbahn = Leichtathletik. Es handelt sich um Natasha Benner (LAZ Zweibücken/Stabhochsprung), Gabi Wolfarth (LG Eintracht Frankfurt/Hammerwurf), Stefan Matula (LG Telis Finanz Regensburg/Zehnkampf), Franz Burghagen (LG Nike Berlin/Speerwurf), Lara Hoffmann (LG Kindelsberg Kreuztal/Kurzsprint), Robert Hering (TuS Jena/Kurzsprint), Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken/Stabhochsprung) und Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Langsprint und Langhürde).
Allesamt Stipendiaten der ReiseBank Akademie, einem Nachwuchsprogramm der ReiseBank, organisiert von den Koordinatoren und Medientrainern Matthias Fuchs und Rüdiger Schmitt. Am vergangenen Wochenende trafen sie sich zum dritten Workshop-Wochenende.
Eine gute Figur auch auf dem Parkett
Wieder zurück auf die Tanzfläche. Es hallt ein 4/4-Takt aus den Boxen, das Licht ist gedämmt, die vier Tanzpaare stehen unsicher und mit etwas Abstand voreinander. “Wann fange ich an?“, fragen sich die Jungs. “Wo gucke ich am besten hin, ohne ihm in die Augen zu sehen!“, denken sich die Mädchen. Doch irgendwann sind alle im Takt und die Paare wirbeln durch den Raum.
Tanzen und Nachwuchsleichtathleten – erst einmal eine komische Kombination. Doch schnell erinnert man sich, was sich die ReiseBank Akademie zur Aufgabe gemacht hat. Sie will die Nachwuchssportler auf ein Leben in der Öffentlichkeit mit all seinen Facetten vorbereiten. Denn auch Fußballer Jürgen Klinsmann sagte bereits: „Ein 17-Jähriger mit Talent hat niemanden, der ihm sagt, dass auf ihn eine verrückte Medienwelt, Sponsorendinge, Zeitmanagement, Rechtsprobleme oder steuerliche Fragen zukommen!“
Lieber Versuchskaninchen sein?
Doch weg vom Tanzen zu einem durchaus sportlicherem Thema: Doping. Mit der Leiterin der Anti-Doping-Koordinierungsstelle des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Dr. Anne Jakob, war eine sehr kompetente Referentin zu Gast bei der ReiseBank Akademie. Einen Vortrag wollten die acht Abiturienten aber am Anfang gar nicht hören und so schossen gleich drei Arme in die Luft. „Warum hat Jamaika keine Dopingagentur?“ „Wie soll man als sauberer Athlet eine Chance gegen gedopte Athleten haben?“ „Warum ist gerade Deutschland das Land mit den strengsten Richtlinien?“
Also erstmal weg von der Präsentation und hinein in eine emotionale Diskussionsrunde. Man merkt sofort, es handelt sich um ein Thema, das den Nachwuchs beschäftigt und viel mehr sogar belastet. Ab dem 1. Januar 2009 beginnt laut Dr. Anne Jakob ein neues Zeitalter: Der neue „WADA (Welt-Anti-Doping-Agentur)-Code“ erscheint und da müssen erstmal einige Sachverhalte unter den Kaderathleten geklärt werden.
„Ich finde das alles so unfair. Mir bringt es dann hinterher auch nichts, wenn die anderen mit 40 Jahren tot umfallen“, bemerkt Raphael Holzdeppe. Doch gerade in diese Richtung möchte Dr. Anne Jakob die Athleten sensibilisieren. „Mit Doping nehmt ihr chemische Mittel, bei denen die Nebenwirkungen noch nicht ausgetestet wurden. Ihr macht euch dadurch zu Versuchskaninchen der Pharmaindustrie.“
Eines steht auf jeden Fall fest: Doping ist für diese acht Athleten ein klares Tabu und moralisch unter keinen Umständen zu vertreten.
„Gute Manieren sind heute gefragt!“
Vom Dopen zu einem Thema, das besonders die Großmütter der Athleten erfreuen wird: Manieren. Wie oft muss man sich als Jugendlicher anhören: „Die Jugend hat keine Manieren mehr!“ Doch wann bin ich freundlich und wann eher höflich? Was mache ich, wenn ich niesen muss und wie begrüße ich fremde Personen? Auch das sind wichtige Aspekte für Personen, die in der Öffentlichkeit stehen.
Als Knigge-Expertin und Image-Beraterin war Kerstin Hundsdorf eingeladen und stieß mit ihren Themen auf reges Interesse, besonders bei den männlichen Teilnehmern.
Eine wichtige Übung: Wie hilft man einer Frau aus und in den Mantel? Geübt wurde mit einer Strickjacke und Proband Raphael Holzdeppe bekam die Jacke einfach nicht an den Körper von Kerstin Hundsdorf . Sein Lösungsvorschlag: „Zuknöpfen und über den Kopf ziehen!“ Wie man sieht ist bei den Jugendlichen durchaus Nachholbedarf angesagt. Doch am Ende konnte jeder der Nachwuchsathleten einer Frau freundlich und höflich in und aus der Jacke helfen.
Steuern steuern – aber wie!?
Was muss man als deutscher Nachwuchssportler noch unbedingt mit auf den Weg bekommen? Die klare Antwort ist: der Umgang mit Steuern! Wie gelingt es mir, möglichst viel von dem Geld, das ich verdiene, zu behalten. Professor Harald Urban hat sich diesem immer wichtiger werdenden Thema gewidmet und leistet in seiner Steuerberatungsfirma SAM spezielle Dienste für Sportler.
Die Augen der Sportler wurden bei jeder neuen Folie größer. Müssen wir schon Steuern zahlen? Alle Belege aufbewahren? „Wer hat sich sowas denn einfallen lassen?“, wollte auch Fabienne Kohlmann wissen. Erst am Ende teilte Harald Urban den Sportlern das Mindesteinkommen mit, ab welchem man die Einkommensteuer zahlen muss. Ein erleichtertes Aufatmen im Raum. Nochmal Glück gehabt, zumindest vorerst. Vorgewarnt sind die Sportler und dazu noch ausgestattet mit einem Ordner, der Ihnen helfen soll, schon jetzt ein System in ihre Kosten und Ausgaben zu bekommen.
Studium ganz vorne im Rennen
Eines ist den Sportlern dabei bereits jetzt schon klar: Nach dem Abitur geht der Weg weiter. Nur vom Sport allein wollen alle acht nicht leben und so will Fabienne Kohlmann zum Beispiel gerne Psychologie studieren und Raphael Holzdeppe Sportmanagement. Um auch weitere geförderte Möglichkeiten deutlich zu machen, war Dietmar Chounard, Bundestrainer U20/U23 im DLV, zu Gast in der ReiseBank Akademie.
Bundeswehr, Bundespolizei, Ausbildung, Studium - im Prinzip ist alles möglich. Die Leistungssport-freundlichste Lösung stellen dabei die Bundeswehr und die Bundespolizei dar und doch wird ein Großteil dieser acht Athleten in eine andere Richtung drängen: an die Universitäten.
Einer, der es geschafft hat, neben seiner Leichtathletik-Karriere noch ein zweites Standbein zu haben, ist der ehemalige Weitspringer Konstantin Krause. Einer seiner größten Erfolge war die Silbermedaille bei den Europameisterschaften 1998 in Genua (Italien). Nebenher machte er eine Ausbildung als Industriekaufmann und anschließend seinen Diplom-Betriebswirt mit den Schwerpunkten Personalmanagement und Controlling. Er hat es geschafft, beide Wege parallel zu gehen. Nach seiner Karriere wurde er Athletenmanager, unter anderem vom jamaikanischen Weitspringer James Beckford, und Meetingmanager.
Bekanntheit schafft Sympathie
Auch in seiner Präsentation gelang es ihm, die Stipendiaten zu fesseln und aufzuwecken. „Ihr müsst euch selbst bekannt machen, denn Bekanntheit schafft Sympathie. Ich kannte vorher nur Raphael und Robert und das nur, weil der eine bei Olympia war und der andere aus Thüringen kommt!“ Konstantin Krause appellierte an die Athleten, über ihre eigene Vermarktung nachzudenken. „Bekannte Athleten, also auch welche die über die Leichtathletik hinweg bekannt sind, müssen extrovertiert sein.“
„Networking“ ist dabei von großer Bedeutung. Darum gab es auch einen exklusiven Tipp für Raphael Holzdeppe: „Nutz die Chance im Hauptfokus der Leichtathletik zu stehen. Ruf wichtige Meetingmanager an. Geh und zeig wer du bist. Mach auf dich aufmerksam und werde bekannt!“
Gelerntes auch gleich anwenden
Die ReiseBank Akademie ist eine Stütze für die Athleten und durchaus von großem Nutzen. So konnte der Olympia-Achte im Stabhochsprung, Raphael Holzdeppe, bereits vom Englisch- und dem Medientraining profitieren, als er bei einem Interview mit einem britischen Journalisten zu seiner Wahl zum besten Nachwuchsathlet Europas brillierte.
Da sind sich auch die anderen acht Teilnehmer einig. „Raphis Interview war besser als das der Britin Stephanie Tewll, die die Auszeichnung im weiblichen Bereich erhielt und das Interview in ihrer Muttersprache gab“, berichtet Lara Hoffmann ihren Eindruck.
Eines ist sicher: Die Athleten machen mit der ReiseBank Akademie "step by step" Schritte in die richtige Richtung.