Steph Twell - Auf Paula Radcliffes Spuren
Die britische Leichtathletik hat den Countdown für die Olympischen Spiele 2012 in London eingeläutet. Genau 1.647 Tage sind es noch bis zur Eröffnungsfeier, und schon jetzt ist eine junge Läuferin auserkoren, in die Fußstapfen von Paula Radcliffe und Kelly Holmes zu treten und dem Heimatland Ruhm und Ehre zu bescheren. Steph Twell heißt sie, geboren am 17. August 1989, aus Farnborough, Hampshire, im Südosten Englands.

Bereits 2006 gewann die junge Britin im Alter von 17 Jahren die Junioren-Cross-EM. Bei der U20-EM in Hengelo (Niederlande) errang sie im letzten Jahr 1.500 Meter-Silber, zwei Monate später stellte sie beim Meeting in Rieti (Italien) über dieselbe Distanz mit 4:06,70 Minuten ihre derzeitige persönliche Bestleistung und zugleich einen britischen Rekord für ihre Altersklasse auf.
Ansprüche für Peking
Mit dieser Zeit unterstrich Steph Twell ihre Ansprüche auf einen Startplatz bei den Olympischen Spielen in Peking (China) und schob sich auf Rang drei der britischen Frauen-Rangliste. Die beste Deutsche über diese Strecke, Antje Möldner, war 2007 fast sechs Sekunden langsamer (4:12,31 min). Im Dezember schaffte Steph Twell es schließlich als erste Juniorin, ihren Cross-EM-Titel zu verteidigen.
Gründe genug also, um Vergleiche anzustellen mit der großen Paula Radcliffe, die 1992 als letzte Britin Junioren-Cross-Weltmeisterin wurde. Deren 1.500 Meter- und 5.000 Meter-Zeiten waren im Alter von 18 Jahren sogar langsamer als die von Steph Twell. In den Augen der britischen Presse ist die Nachwuchsläuferin jedenfalls schon jetzt „die neue Paula Radcliffe“ und „das hoffnungsvollste nationale Talent“ für die Olympischen Spiele 2012.
Hoher Erwartungsdruck
Ein enormer Erwartungsdruck, der da auf der jungen Läuferin zu lasten scheint, die gerade ihr Abitur bestanden und ein Wissenschaftsstudium im Kraft- und Ausdauerbereich am College von Twickenham begonnen hat.
Doch Steph Twell genießt die Vergleiche mit ihrem großen Idol Paula Radcliffe. Die beiden stehen im E-Mail-Kontakt, und der aufstrebende Youngster bezeichnet es als Ehre und Ansporn, mit der Marathon-Weltrekordhalterin in einem Atemzug genannt zu werden. Irgendwann einmal will sie sich ebenfalls an die Marathon-Strecke wagen.
"Bringe jedes Opfer"
Zunächst hat sie ihr Leben allerdings ganz auf die Spiele im eigenen Land ausgerichtet und stellt wohl selbst die größten Erwartungen an sich – was nicht zuletzt der 2012-Anstecker verdeutlicht, den sie bei jedem Rennen an ihr Trikot heftet. „Das ist der Weg, den ich gewählt habe, und dafür werde ich jedes nötige Opfer erbringen.“
Der nächste Halt auf dieser vierjährigen Reise ist im März die Cross-WM. In Edinburgh wird es ein Wiedersehen mit Linet Masai, der Titelverteidigerin bei den Juniorinnen, geben. Im Juli stehen die Junioren-Weltmeisterschaften in Bydgoszcz (Polen) auf dem Programm. Ein Start bei den Olympischen Spielen in Peking ist ebenfalls denkbar, wäre aber für Steph Twell und ihren Trainer Mick Woods eher eine Durchgangsstation. Die Reise der beiden endet erst in London - in 1.647 Tagen.