Stephanie Brown-Trafton - Zu groß zum Turnen
Zahlreiche Goldmedaillen-Chancen hatten sich die USA vor den Olympischen Spielen ausgerechnet. Es war dann doch eine Überraschung, als Stephanie Brown-Trafton mit dem Diskus für die erste Plakette in Gold für die Leichtathletiknation sorgte. Im Diskuswerfen, einer Disziplin, die in den USA stark im Schatten der Sprinter und Springer steht, nutzte sie die Gunst der Stunde und holte den ersten Titel in dieser Disziplin für eine US-Amerikanerin seit Lillian Copeland 1932.
„Es war ein großartiges Gefühl. Ich habe an eine Medaille gedacht, aber dass es Gold werden würde, habe ich nicht geglaubt“, kommentierte die 28-Jährige ihren Sieg, der auch durch die Abwesenheit von Weltmeisterin Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg) und der unter Manipulationsverdacht stehenden Europameisterin Darya Pishchalnikova (Russland) begünstigt wurde. 64,74 Meter reichten der 1,93 Meter großen Athletin zu ihrem bisher größten Erfolg in ihrer Laufbahn.Angetrieben wurde Stephanie Brown-Trafton auch von den Zuschauern im „Vogelnest“: „Sie jubelten für jeden. Ich habe eine Menge noch nie so enthusiastisch erlebt.“ Ihr erster Wunsch nach dem Erfolg war ein wenig außergewöhnlich: „Ich will Mary Lou Retton treffen. Ich muss sie treffen.“ Bei den Heimspielen 1984 in Los Angeles war die Kunstturnerin Mary Lou Retton einer der großen Stars, die sich gegen starke Konkurrenz aus Rumänien Gold im Mehrkampf sicherte. „Sie war mein Idol“, erzählte Stephanie Brown-Trafton, die die Erfolge ihrer Landsfrau als Kind mitverfolgt hatte.
Leichtathletik statt Basketball
Doch für eine Turnerin wuchs Stephanie Brown-Trafton zu schnell und so wurde sie erst einmal Basketballerin. Mit einem Universitätsstipendium ausgestattet, wollte sie in der Ballsportart den Sprung zu den Olympischen Spielen schaffen, doch eine Verletzung am Kreuzband beendete diese Hoffnungen. „Dann ging ich zur Leichtathletik und konzentrierte mich auf Diskuswerfen und Kugelstoßen“, erinnert sie sich. Bis 2004 versuchte sie in beiden Disziplinen ihr Glück, mit der Kugel erzielte sie 17,86 Meter, um sich dann ganz auf die runde Scheibe zu konzentrieren.
Damals qualifizierte sie sich für die Spiele in Athen (Griechenland), doch bereits im Vorkampf waren mit bescheidenen 58,54 Metern die Spiele für die Kalifornierin, die in ihrer Freizeit am liebsten Gartenarbeit macht, beendet. In den Folgejahren trat sie auf der internationalen Bühne nicht in Erscheinung, 2007 überstand sie nicht die US-Ausscheidung für die WM in Osaka (Japan). Doch in diesem Jahr zeigte sie sich von Beginn an in guter Verfassung. Früh in der Saison gelang ihr eine Steigerung ihrer persönlichen Bestleistung auf 66,17 Meter, 61,90 Meter aus dem Jahre 2004 waren bis dahin ihr Hausrekord gewesen.
Nächstes Ziel - Olympia 2012
Bei den US-Trials in Eugene (USA) zitterte sie sich mit einem dritten Platz nach Peking. Dort jedoch bewies sie schon als Beste ihrer Qualifikationsgruppe Nervenstärke. Ihren Erfolg erklärt sie mit ihrer Körpergröße: „Ich bin die Größte, das hat mir viel geholfen, weil ich lange Arme und lange Beine habe, was mir natürlich physikalisch schon hilft. Ich habe auch vermehrt an meiner Kraft und Geschwindigkeit gearbeit.“
Die Angestellte in einer Informationstechnik-Abteilung will 2012 bei den Spielen in London (Großbritannien) erneut nach Gold greifen. Denn mit dem Land der nächsten Olympischen Spiele fühlt sie sich besonders verbunden: „Meine Mutter, die starb, als ich noch jung war, kam aus Großbritannien. Und ich habe dort noch zahlreiche Familienmitglieder, die mich unterstützen werden.“