Stephanie Kampf kampflos in Athen
Es war wie ein Albtraum. Völlig unwirklich. Als wenn ein Film neben einem abläuft und man schaut irgendwie zu, obwohl man in diesem Fall selbst die Hauptperson ist. Diese Szene musste Stephanie Kampf bei den Olympischen Spielen in Athen am Samstagmorgen erleben.
Die olympischen Hürden bekam Stephanie Kampf in Athen nicht zu sehen (Foto: Krebs)
Als sich die 400 Meter-Hürdenläuferin aufwärmen wollte, um in Athen ihren Vorlauf zu bestreiten, merkte sie: "Es geht nicht." Sie konnte nicht antreten. Ihre Bahn im Olympiastadion, das um neun Uhr morgens schon ganz gut gefüllt war, blieb leer. Der große Traum von "Steffi" Kampf, ins Finale zu kommen bei den Olympischen Spielen, platzte. Anstatt auf der Bahn zu kämpfen, kämpfte die deutsche Vizemeisterin mit den Tränen. "Sie hatte schon seit ein paar Tagen Schmerzen, wurde von den Ärzten des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV) im Bereich des Sprunggelenks behandelt", sagte Wilfried Kindermann, der leitende Mannschaftsarzt des deutschen Teams in Athen. "Was es genau ist, wissen wir noch nicht, aber es handelt sich vermutlich nicht um einen Ermüdungsbruch, so wie zuerst befürchtet wurde", so der Arzt.
Kein Trost
Stephanie Kampf kann dies nicht trösten. Schmerzen sind Schmerzen, egal woher sie stammen. Die blonde Sindelfingerin hatte sich soviel vorgenommen für Athen. "Ich bin bei der WM in Paris als Neunte um zwei Hunderstel Sekunden ausgeschieden und habe mir geschworen, ich will bei Olympia in den Endlauf", sagte die 26-Jährige.
Die Saison lief recht gut für die 1,75 Meter große Bürokauffrau. Sie schaffte mühelos und recht früh die Norm und war zuversichtlich für ihren Start in Athen. Stephanie Kampf hatte voll auf die Karte Sport gesetzt in diesem Jahr. Die Athletin verkürzte ihre Arbeitszeit bei IBM in der Kundenbetreuung noch einmal von 32 auf 21 Stunden.
Arbeiten und Trainieren
"Ich arbeite an drei Tagen, die anderen habe ich frei und so mehr Zeit für eine bessere Trainings- und Regenerationsgestaltung", schilderte sie im Vorfeld ihre Situation. Es war kein Zuckerschlecken. Denn wenn sie nicht arbeitete, waren die Doppeleinheiten an der Reihe. Und die gingen manchmal ganz schön an die Substanz.
"Doch dafür kann ich mit dem Stress besser umgehen", zog sie das Positive aus der ganzen Sache. Auch wenn es ihr ziemlich schwer gefallen ist, die Arbeitszeit noch einmal zu verkürzen. "Ich habe immer dafür plädiert, neben dem Sport auf jeden Fall noch zu arbeiten." Noch dazu fehlte ihr die Verantwortung. Doch für ihr großes Ziel war dies der richtige Weg. "Außerdem ist es ja vorrübergehend", sagte sie sich immer wieder.
Die Sindelfingerin war unglaublich motiviert und hatte alles dem Sport untergeordnet.
Gute Vorbereitung
Sie war schon im März mit dem DLV in Antalya im Trainingslager, "das lief bis auf ein paar Wadenprobleme ganz gut", ebenso wie die ganze Vorbereitung. Seit Juni lief eben alles in Richtung Athen. Sie arbeitete mit einer Ernährungsberaterin zusammen, verzichtete sogar auf ihre geliebten Süßigkeiten. Und nun kam das Aus schon bevor sie überhaupt in den Startblock steigen konnte. Dieses Dilemma muss die WM-Neunte erst mal verkraften. Und das wird eine Weile dauern. Trost gibt es da von keinem.
Kampflos zusehen ist das schlimmste was es für einen Hochleistungssportler gibt. Und dann ausgerechnet auch noch bei Olympia.
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