Stephanie Kampf – Zum Lernen nach Paris
Paris, die französische Hauptstadt. Wo andere der Liebe wegen hin fahren, da möchte die Maichingerin Stephanie Kampf lernen. Lernen, noch schneller über zehn auf der Rundbahn eines Leichtathletikstadions aufgestellte Hürden zu flitzen. Lernen, wie es ist, zusammen mit den ganz Großen an den Start zu gehen. Lernen vielleicht auch für die Olympischen Spiele 2004.
Stephanie Kampf schaffte den Sprung nach Paris (Foto: Krebs)
Stephanie Kampf ist Leichtathletin, genauer gesagt 400-Meter-Hürdenläuferin. Und zwar keine schlechte. In diesem Jahr wurde sie in Ulm erstmals Deutsche Meisterin und schaffte ganz nebenbei' schon im Vorlauf die Qualifikationsnorm für die Weltmeisterschaften vom 23. bis 31. August, eben im Pariser Stade de France'. Damit könnte diese Geschichte eigentlich schon zu Ende sein.Denn das sportliche Ziel der 25-Jährigen war es immer, einmal Deutsche Meisterin über ihre Spezialstrecke zu werden – bei den Frauen. Jugendtitel hatte sie nämlich zuvor schon zweimal geholt. Doch dazwischen gab es immer wieder Rückschläge und trübe Zeiten. "Ich wollte schon öfter aufhören", verrät die junge Frau. Einem guten Jahr folgte jeweils ein "Katastrophenjahr", beschreibt die Sportlerin ihre Hochs und Tiefs.
2002 wollte nichts klappen
2002 war so ein Jahr, in dem nichts klappen wollte. Zum Saisonanfang pulverisierte sie in Pliezhausen den Stadionrekord über 300 Meter Hürden. Den hatte immerhin Silvia Rieger gehalten, selbst mehrfache Deutsche Meisterin. Die Presse schrieb die Athletin vom VfL Sindelfingen schon zur Europameisterschaft nach München und wollte sogar von Finalchancen wissen.
"Das hat mich unheimlich unter Druck gesetzt. Damit bin ich nicht fertig geworden und habe total verkrampft", schweift ihr Blick zurück im Zorn. Die Bronzemedaille bei der Deutschen Meisterschaft in einer mäßigen Zeit machte damals alle weiteren Hoffnungen zunichte.
Von der neuen Leichtigkeit des (Läufer)seins
Heute ist Stephanie Kampf selbstbewusster und vor allem viel lockerer. "Ich habe im Moment sehr viel Spaß an meinem Sport, 2003 ist mein Jahr" – so etwas war früher von ihr nicht zu hören. Viel Rückhalt gibt die funktionierende Trainingsgruppe.
Und Coach Werner Späth, mit dem sie seit 1997 zusammen arbeitet. "Er investiert so viel Zeit. Jetzt hab ich's endlich umsetzen und ihm etwas zurück geben können", schwärmt sie von ihrem Trainer, der natürlich auch in Paris und beim vorherigen Vorbereitungslehrgang in der Sportschule Kienbaum bei Berlin von Anfang an dabei ist.
Bestzeit im WM-Vorlauf
Und was will sie bei der WM, die sie auch als "Lernprozess" bezeichnet, erreichen? "Eine Bestzeit im Vorlauf. Eine 54 vor dem Komma schwebt mir vor." 55,46 Sekunden lief sie in Ulm. 54, das wäre ein großer Schritt in Richtung Weltklasse. "Das Halbfinale ist realistisch", schiebt Stephanie Kampf nach. Um 21.00 Uhr am Montag, 25. August müsste sie dafür in die Startblöcke. Aber auch die Startzeit für den Endlauf am Donnerstagabend hat sie notiert: "Man weiß ja nicht, was kommt. Jede muss erst einmal laufen."
Ein anderes Vorhaben, das hat Stephanie Kampf, die hauptberuflich 32 Wochenstunden im Marketing einer großen Computerfirma arbeitet, zwischenzeitlich fallen gelassen: "Ich habe oft gesagt, 2004 höre ich auf – das werde ich nun wohl noch einmal neu überdenken." Die Zeit dazu wird sie sich im Oktober beim Urlaub auf Bali nehmen.
Familiäre Unterstützung
Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Joachim Schmider, der in Paris genauso wie die Mutter an ihrer Seite ist. Doch eigentlich ist diese Entscheidung längst gefallen. Denn wer bei der Weltmeisterschaft nur lernen will, für den muss nach der Generalprobe ja auch noch der große Auftritt kommen. Und welche Bühne wäre dazu besser geeignet als 2004 die olympische bei den Spielen in Athen!