Steve Hooker - 6,00 Meter nur Durchgangsstation
Steve Hooker ist einer der Überflieger der Hallensaison. Der australische Stabhochsprung-Olympiasieger hat in diesem Winter bereits zwölfmal versucht, den Hallen-Weltrekord des Ukrainers Sergej Bubka um einen Zentimeter auf 6,16 Meter zu verbessern. Die magischen 6,00 Meter, die er im letzten Jahr zum ersten Mal überflog und die für viele Springer ein Lebenstraum darstellen, sind dabei nur eine Durchgangsstation zum bereits früh anvisierten Ziel: Der beste Stabhochspringer der Welt zu sein.
6-1-6 ist die magische Zahlenkombination, die Steve Hooker ständig durch den Kopf schwirrt. Weltrekord. Lange Zeit galt die Bestmarke von 6,15 Metern, die der Ukrainer Sergej Bubka am 21. Februar 1993 im heimischen Donetsk aufgestellt hatte, als fast unantastbar. Der sechsmalige Weltmeister schien sie, mittlerweile als Funktionär im Leichtathletik-Weltverband IAAF, zusätzlich durch Regeländerungen sichern zu wollen.Spätestens in diesem Jahr könnte die Marke durch Steve Hooker aber wieder in Gefahr geraten. Mit 6,06 Metern, die er am 7. Februar in Boston (USA) sprang, positionierte sich der 26-Jährige als zweitbester Springer aller Zeiten. „Ich bin technisch immer besser geworden und habe mir eine große Konstanz erarbeitet“, erklärt er seine Leistungsexplosion, die ein Ergebnis jahrelanger harter Arbeit ist. Er gibt aber auch zu: „Trotzdem war ich überrascht, so hoch zu springen.“
Ohne viel Nachdenken
Andererseits war er auch glücklich, von dieser Leistung fast selbst etwas überrumpelt worden zu sein. „Ich bin ganz froh, dass ich vorher nicht viel darüber nachdenken konnte“, sagt er. „Ich habe mich nicht davon überwältigen lassen, dass ich jetzt den 16 Jahre alten Rekord von Sergej Bubka angreife. Ich habe gedacht, das ist einfach eine Latte. Aber es war der Weltrekord.“
Dass dieser irgendwann fällig ist, daran zweifelt der Olympiasieger nicht. Schon seitdem ihn die ehemalige Australierin Emma George (Australien) mit ihren Weltrekordsprüngen für den Stabhochsprung begeistert hat, war der Weltrekord sein Ziel. „Aber jetzt ist er auch erreichbar. Im täglichen Training versuche ich ständig, meine Technik zu verbessern und hoffe, dass dann die großen Höhen automatisch kommen.“ Selbst im Training fliegt er über 5,90 Meter - keinem anderen Springer ist dies 2009 in einem Wettkampf gelungen.
Potenzial für den Weltrekord
Wann genau er den Weltrekord verbessern könnte, weiß aber auch er nicht. „Ich habe mir in den letzten Wochen bewiesen, dass ich das Potenzial für den Weltrekord habe, ich weiß aber nicht, ob das schon in näherer Zukunft passieren wird. Ich hatte gute Versuche an der Weltrekordhöhe, aber keine großartigen.“
Als seine größten Konkurrenten sieht der Springer, der in Perth wohnt, zurzeit den Russen Evgeniy Lukyanenko und den US-Amerikaner Brad Walker. „Sie können beide auch über sechs Meter springen“, ist er sich sicher, im Vorjahr gelang es ihnen. Und auch ein deutsches Duo hat er auf der Rechnung.
„Deutsche springen immer sehr hoch“
„Raphael Holzdeppe ist jung und hat einen extrem schnellen Anlauf. Er hat das Potenzial, in den nächsten Jahren sehr hoch zu springen“, ist er sich sicher. „Um sechs Meter zu springen, muss man ein paar Jahre verletzungsfrei sein. Danny Ecker hatte in den vergangenen Jahren so viele Verletzungen und ist trotzdem sehr hoch gesprungen. Wenn er über längere Zeit gesund bliebe, könnte er auch wieder sechs Meter springen. Die Deutschen springen immer sehr hoch, das wird auch künftig so bleiben.“
Steve Hooker weiß wovon er spricht, wenn er sagt, man müsse dauerhaft ohne Verletzung bleiben, um hoch zu springen. Vor den Olympischen Spielen 2004 in Athen (Griechenland) hatte er viele Sprungunfälle. „Es gab wirklich eine Phase, da konnte ich kaum abspringen, weil ich das als sehr gefährlich empfunden habe. Es ist einfach schwer abzuspringen, wenn du daran denkst, was alles passieren kann, wenn du einen Fehler machst“, blickt er zurück.
Viel Geduld und die Hilfe eines Psychologen
Fast zwei Jahre habe er gebraucht, um die Probleme zu überwinden. „Ich musste sehr viel Geduld haben. Dabei habe ich auch mit einem Psychologen zusammengearbeitet. Damals habe ich nicht davon geträumt, Olympiasieger zu werden, sondern davon, einfach wieder rauszugehen und zu springen.“
Dies ist rund sechs Jahre später Geschichte. Im Jahr 2009 hat der Weltcup-Sieger von 2006 ganz andere Dinge im Kopf: Die WM in Berlin zum Beispiel. Dort springt er ganz besonders gerne, 2006 stellte er beim ISTAF bei seinem Sieg mit 5,96 Metern eine persönliche Bestleistung auf. 2009 würde er dort gerne wieder gewinnen - und Weltmeister werden.
Ein paar persönliche Bestleistungen…
Einige Vorteile sieht er dabei aber auch auf Seite der Deutschen. „Es ist immer gut, zu Hause zu springen. Sie werden die Unterstützung des Publikums haben und können sich in ihrem gewohnten Umfeld auf den Höhepunkt vorbereiten. Außerdem kennen sie das Olympiastadion besser als alle anderen“, sagt der 1,87-Meter-Mann. Andererseits gelte dies nur, wenn sie mit dem Erfolgsdruck umgehen können, der daheim auf ihnen lasten werde.
Außerdem will Steve Hooker in diesem Jahr noch ein paar persönliche Bestleistungen aufstellen. „Ich spüre, dass ich noch besser springen kann als bisher und natürlich bleibt der Weltrekord ein Ziel. Ich erwarte zwar nicht, dass ich diesen Sommer Weltrekord springen werde, aber ich hoffe, die Höhe noch ein paar Mal attackieren zu können. Je öfter ich mich an den 6,16 Metern versuche, desto realistischer ist es, sie eines Tages auch zu überspringen.“
Und es wird klar: Ein neuer Weltrekord ist nicht unrealistisch. 6-1-6 - Steve Hooker lebt derzeit dafür. Jeder andere Sechs-Meter-Sprung ist bis dahin nur Vorgeplänkel.