Jackpot-Anwärterinnen wackeln in Zürich
Duelle statt Rekorde. Dieses Motto propagieren in diesem Jahr die Veranstalter des Golden-League-Meetings in Zürich. Vorbei scheint damit die Zeit der Jagd nach Weltrekorden zu sein, die noch vor einigen Jahren jeden Sommer die stimmungsvolle Veranstaltung im Letzigrund prägte.

Christine Arron kann in Zürich den vierten von sechs Schritten zum Millionen-Jackpot machen (Foto: Chai)
Auf die Verpflichtung der Stabhochspringerin Yelena Isinbayeva (Russland), die fast schon mit Weltrekord-Garantie durch den Kontinent zieht, wurde bewusst verzichtet.Vorbei ist auch die Zeit, in der die Tickets für das Meeting schon Wochen und Monate vor der Veranstaltung vergriffen waren. Zumindest Stehplätze gibt es auf der Nord- und Südtribüne nach Veranstalterangaben noch einige. Trotzdem eilt "Weltklasse Zürich" nach wie vor der glänzende Ruf einer stimmungsvollen Veranstaltung voraus.
Abschied von "Res" Brügger
Nach einem Bericht der "Neuen Zürcher Zeitung" plagen die Organisatoren hinter den Kulissen auch einige Sorgen, die vor allem mit dem anstehenden Abschied von Andreas Brügger, dem Präsidenten des Vereins für Großveranstaltungen, der als Träger der Veranstaltung fungiert, in Verbindung stehen.
Zunächst soll aber wieder der Sport den Ton angeben. Im Mittelpunkt stehen am morgigen Freitag in fast allen 19 Disziplinen die Weltmeister von Helsinki, die sich nun in der Schweizer Metropole neu beweisen und ihren Herausfordern erwehren müssen. Der Este Andrus Värnik (Speer) hat dabei ebenso wie der Litauer Virgilius Alekna (Diskus) bereits am Dienstag in Tallinn einen Dämpfer bekommen (wir berichteten) und steht damit zusätzlich unter Druck.
Tatjana Lebedeva wieder fit?
Auf einem wackligen Stuhl sitzen auch die Jackpot-Anwärterinnen der Golden League, Christine Arron und Tatjana Lebedeva. Die französische Sprinterin, in Helsinki WM-Dritte über 100 und 200 Meter, muss sich gegen die Weltmeisterin Lauryn Williams (USA), die Jahresschnellste Chandra Sturrup (Bahamas) und Olympiasiegerin Yuliya Nesterenko (Weißrussland) durchbeißen, um ihren vierten von sechs Siegen zu erringen.
"Ich will die Spielverderberin sein", kündigte Dreisprung-Weltmeisterin Trecia Smith (Jamaika) noch am Rande der WM in Helsinki im Ausblick auf die Golden League und die Jackpot-Chancen von Tatjana Lebedeva an. Die Russin konnte wegen Achillessehnenbeschwerden dort nicht um den Titel mitkämpfen. Viel wird jetzt davon abhängen, ob diese Verletzung bereits wieder ausreichend auskuriert ist.
Elf Deutsche am Start
Interessant könnte es über 3.000 Meter werden, wo eine ganze Reihe Kenianer Jagd auf den äthiopischen Laufstar Kenenisa Bekele, der seinen Bruder Tariku mit nach Zürich bringt, macht. "Wenn ich nach zwei Kilometern noch an Kenenisa dran bin, sind meine Siegeschancen größer", meint Benjamin Limo (Kenia), der Weltmeister über 5.000 Meter.
Noch fraglich ist, ob es über 100 Meter bei den Männern zum Duell zwischen dem nach wie vor angeschlagenen Weltrekordhalter Asafa Powell (Jamaika) und dem Weltmeister und Olympiasieger Justin Gatlin (USA) kommen wird.
Die deutschen Farben sind in Zürich übrigens stark vertreten. Mit Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg; 3.000m), Claudia Marx (Team Erfurt; 400m Hürden), René Herms (LG Asics Pirna; 800m), Thomas Blaschek (LAZ Leipzig; 110m Hürden), Lars Börgeling, Danny Ecker (beide TSV Bayer 04 Leverkusen; Stabhochsprung), Tim Lobinger (ASV Köln; Stabhochsprung), Michael Möllenbeck (TV Wattenscheid 01; Diskus), Lars Riedel (LAC Erdgas Chemnitz; Diskus), Mark Frank (1. LAV Rostock; Speer) und Sebastian Ernst (FC Schalke 04; 200m U23) haben immerhin elf DLV-Athleten einen Startplatz in Zürich ergattert.