Stimmen aus Ulm
In Ulm geht es an diesem Wochenende um die Titel der Deutschen Meister und gleichzeitig ist es die letzte Chance für die Athleten, sich für die Europameisterschaften in Göteborg (Schweden, 7. bis 13. August) zu empfehlen. leichtathletik.de hat sich für Sie vor Ort bei den Siegern und Stars umgehört, was sie zu ihren Leistungen zu sagen haben.
Kirsten Bolm sprintete zum Titel (Foto: Gantenberg)
Sina Schielke (TV Wattenscheid 01)Fünfte 4x100m; 45,63 sec
"Es war ungewohnt, aber nicht so schlimm wie ich dachte. Nach acht Monaten Pause habe ich seit vier Wochen wieder Spikes an. Drei Läufe an einem Tag wollte ich meinem Fuß noch nicht zutrauen. Deswegen habe ich auf die 100 Meter verzichtet. Am Leistungsniveau lag es nicht."
Verena Sailer (Quelle Fürth/München/Würzburg)
Siegerin 100m, 11,63 sec
"Ich wollte unter die ersten Drei kommen. Den ersten Platz kann ich noch nicht fassen. Die Zeit ist egal. Meine neue Starttechnik hat funktioniert. Sonst richte ich mich zu früh auf. Ich freue mich jetzt auf die Staffel bei der EM."
Christina Obergföll (LG Offenburg)
Zweite Speerwurf, 64,07 m
"Ich bin voll zufrieden. Zweimal über 64 Meter habe ich bisher noch in keinem Wettkampf geworfen. Mein Ziel ist jetzt, mehr Stabilität in meine Würfe zu bringen."
Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Siegerin Speerwurf, 65,71 m
"Langsam nähere ich mich der Weltklasse. Wenn ich bei jedem Wettkampf einen Meter weiter werfe, dann passt es bis zur EM. Ich benötige noch etwas Techniktraining. Immerhin waren meine Würfe heute schon etwas stabiler. Daran werde ich in den nächsten zwei Wochen in Kienbaum arbeiten. Nach Christinas zweitem Wurf habe ich erst etwas gestutzt. Aber als ich dann die Weite gelesen habe, war ich mir sicher, dass ich die 64 Meter heute locker übertrumpfen kann. Meine 64-Meter-Würfe waren heute nicht perfekt. Das geht noch deutlich weiter. Bei der EM möchte ich ganz vorne mitmischen."
Sebastian Bayer (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Sieger Weitsprung, 7,95 m
"Dass ich heute den Wettkampf gewinne, hätte ich niemals gedacht. Ich bin überwältigt. Das ist mein größter Erfolg bei den "Großen". Letzte Woche bin ich in Bad Langensalza 7,89 Meter gesprungen. Zwar haben mir alle gesagt, dass man dort wie auf einer Schanze springt, aber hier ging es ja genauso gut."
Tim Lobinger (ASV Köln)
Dritter Stabhochsprung, 5,60 m
"Eigentlich könnte ich sagen, dass mir der Platz "wurscht" ist. Aber ganz so ist es natürlich nicht. Heute haben eben die gewonnen, die mehr Glück hatten. Es gibt Tage, an denen nicht nur die Form entscheidet, sondern auch viele äußere Umstände. Das war heute eine richtige Windlotterie und damit hatte ich sehr zu kämpfen. Ich weiß, dass ich alle Weltklassespringer schon einmal geschlagen habe, von daher kann ich mit dem dritten Platz heute leben."
Ronny Ostwald (TV Wattenscheid 01)
Sieger 100m, 10,32 sec
"Der Titel war heute eindeutig wichtiger als die Zeit, das sind Deutsche Meisterschaften. Beim Start hatte ich noch ein kleines Problem, da bin ich fast hingefallen. Aber sonst bin ich voll zufrieden, ich bin Deutscher Meister! Mein persönliches Ziel bei den Europameisterschaften ist der Endlauf über 100 Meter. Klar ist es schön, wenn man dann im Bereich seiner Bestzeit läuft, aber die Platzierung ist wichtiger."
Thomas Blaschek (LAZ Leipzig)
Sieger 110m Hürden, 13,38 sec
"Der Sieg hier bestärkt mich darin, dass meine Technik auch dann noch gut ist, wenn ich alleine vorne weg laufe. Es ist schon ein bisschen schade, dass die Konkurrenz fehlt, aber ich habe auch nichts dagegen. Den Weltrekordlauf von Liu Xiang werde ich mir nicht anschauen, das interessiert mich nicht. Auch mit der EM befasse ich mich noch nicht, bis dahin sind noch zwei Wettkämpfe, auf die ich mich konzentriere. In Göteborg will ich Bestzeit laufen. Ich baue ja auf meinen Leistungsstand aus dem letzten Jahr auf, deswegen wird es dieses Jahr noch besser."
Jens Werrmann (LAZ Zweibrücken)
Zweiter 110m Hürden, 13,62 sec
"Das ist einfach saugeil, wie ich da durchgeballert habe. Dass hier ein zweiter Platz rausspringt, ist einfach phänomenal. Eigentlich bin ich kaum enttäuscht, dass ich die EM-Norm nicht ganz geschafft habe. Aber ich bin ja noch U23-Athlet, vielleicht nimmt mich der DLV doch mit nach Göteborg."
Kirsten Bolm (MTG Mannheim)
Siegerin 100m Hürden, 12,84 sec
"Titel verteidigt. Die Zeit war aber leider nicht schneller, irgendwie kann ich die Deutschen Meisterschaften nicht schnell laufen. Aber der Vorlauf war auch sehr kräftezehrend wegen dem Gegenwind."
Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01)
5.000m, Siegerin, 15:28,00 min
"Ich habe gut trainiert, aber ich bin noch nicht so weit wie früher. Bei 2.000 Meter war es mir zu langsam. Ich wusste, ich kann schneller laufen, also habe ich das getan. Mein Ziel, die Norm zu unterbieten habe ich auf Grund der Bedingungen verfehlt. Bei der EM will ich die 10.000 Meter unter 32 Minuten laufen. Sonst mache ich keine weiteren Vorhersagen. Langfristig habe ich den Marathon als Ziel. Den laufe ich aber erst, wenn ich soweit bin. Als Mutter ist das alles nicht mehr so einfach. Zumindest mache ich jetzt jeden Tag Krafttraining beim Kinderwagenschieben."
Lars Börgeling (TSV Bayer 04 Leverkusen )
Stabhochsprung; Sieger, 5,75m
"Die 5,75 Meter sind bei diesen schwierigen Bedingungen sehr hoch einzustufen. Es war ziemlich schnell klar, dass heute hier keiner Höhen von 5,90 Meter springt. Es war ein taktisches Springen, in dem es nur um die Meisterschaft ging. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg für Göteborg."
Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg)
Stabhochsprung; o.g.V.
"Das Einspringen lief wirklich gut für mich, da hatten die anderen noch ziemliche Probleme mit dem Wind. Ich habe mir 5,40 Meter auflegen lassen und hab die Höhe ohne Probleme genommen, das war optimal. Was dann im Wettkampf passiert ist? Ich glaube, ich war einfach zu verkrampft, weil ich wusste, dass es um viel geht. Sicher ist jedem schon mal ein "Salto Nullo" passiert, aber muss es denn ausgerechnet heute passieren? Das ärgert mich total! Es ging ja nicht nur um das Ticket nach Göteborg, sondern in erster Linie auch um den Meistertitel. In den letzten drei Jahren war ich immer Vierter, diesmal hätte ich vielleicht um den Titel mitspringen können."
Lars Riedel (LAC Erdgas Chemnitz)
Diskuswurf; Sieger; 65,75m
"Die Bedingungen waren heute gut, da hätte es auch noch ein bisschen weiter gehen können. Aber die Frische war heute nicht so da und der Druck nach vorne hat auch gefehlt. In Göteborg werden mindestens drei sehr starke Werfer sein, aber vielleicht schwächelt einer von denen und dann ist das Podest drin. Ich fahre jetzt noch mal an den Tegernsee und nach Kienbaum zum Trainieren und werfe noch bei der DLV-Gala. Vielleicht kommt bis zur EM ja auch noch die Frische zurück."
Katja Pobanz (1. LAC Dessau)
Dreisprung; Siegerin; 13,67 m
"Ich freue mich natürlich über den Deutschen Meistertitel, aber mit der Weite bin ich nicht zufrieden. Im Training und auch in den letzten Wettkämpfen habe ich gesehen, dass ich einfach mehr drauf habe. Die Bedingungen waren gut für eine bessere Leistung, die EM-Norm wäre ich heute gern gesprungen."
Petra Lammert (SC Neubrandenburg)
Kugelstoßen; Siegerin; 18,89m
"Ich habe mich schon im Trainingslager am Finger verletzt und deswegen heute auch die letzten Versuche nicht mehr absolviert. Mein Trainer hat mir auch gesagt, dass ich aufhören soll. Ich werde das jetzt gleich untersuchen lassen. Unter 19 Meter, na ja, damit bin ich nicht so zufrieden. 19 Meter hätten es eigentlich schon sein sollen. Schade, dass Nadine nicht da war, da fehlt schon was. Konkurrenz spornt einen natürlich immer noch mal an. Bei der EM will ich diesmal ins Finale."
Julia Hartmann (TSV Bayer Leverkusen)
Hochsprung; Siegerin; 1,90 m
"Bis 1,90 Meter ohne Fehlversuch, das gab mir heute Selbstvertrauen. Ich wusste zwar im voraus, dass ich gut 1,90 Meter springen kann, aber ich war mir nicht sicher, wie gut heute die Konkurrenz ist. Es ist schade, dass ich die EM-Norm nicht mehr geschafft habe. Die Chance war da. Und auch wenn's nicht geklappt hat, hatte ich heute viel Spaß mit den Hochspringerinnen."
Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt)
Hammerwurf; Siegerin; 73,59m
"Nach Malaga war das heute natürlich ein schwieriger Wettkampf. Die Anspannung war erstmal etwas weg, als der erste Versuch geglückt ist. Für heute bin ich zufrieden. Ich habe bereits letzte Woche schon einen kleinen Wettkampf gemacht, um die Sicherheit wieder zurück zu bekommen. Dieses Jahr habe ich mich vor allem technisch stabilisiert, so dass ich locker werfen kann. Der Kopf spielt im Wettkampf eine große Rolle. Bei der EM will ich eine gute Leistung zeigen. Die Platzierung spielt dort eine zweitrangige Rolle."
Dr. Clemens Prokop (DLV Präsident)
"Wir hoffen heute auf eine Leistungssteigerung der Athleten und auf weitere Normerfüller. Nach dem Europacup in Malaga sehe ich die DM in Ulm als Akt der Rehabilitation."
Prof. Dr. Eike Emrich (Vizepräsident Leistungssport im DLV)
"Der Europacup in Malaga hat nicht die Leistungsfähigkeit der deutschen Leichtathletik widergespiegelt. Man sollte solch ein Einzelergebnis nicht zum Merkmal für die ganze Leichtathletik machen. Wir hoffen, dass sich hier ein anderes Bild zeigen wird."
André Höhne (SCC Berlin)
Sieger 10.000 Meter Gehen, 39:27,33 min
"Ich bin weitestgehend zufrieden, zum Schluss hatte ich doch ganz schön dicke Beine. Aber ich habe auch bis gestern voll trainiert, komme gerade aus dem Trainingslager in Kienbaum und fahre da auch morgen gleich wieder hin. Es war auf jeden Fall ein Lichtblick in Richtung EM in Göteborg. Dort will ich unter die Top Fünf. Heute hatten wir eigentlich eine neue Bestzeit anvisiert, schade, dass es doch nicht geklappt hat."
Andreas Erm (SC Potsdam)
Zweiter 10.000 Meter Gehen, 40:42,13min
"Ich war so lange weg vom Fenster und dachte auch, dass es heute zwei bis drei Minuten langsamer wird bei mir. Die Zeit darf man trotzdem nicht hochloben, die bin ich schon in der Jugend gegangen, aber es war zumindest wieder ein erster Schritt. Glücklich wäre ich, wenn ich heute in einer 38er Zeit gewonnen hätte. Ich trainiere jetzt weiter durch. Mein Ziel ist es, meine Form von 2004 wieder zu erlangen. Zur Zeit kann ich noch nicht mein Tempo von früher gehen, aber ich bin zuversichtlich für die nächste Saison."
Sabine Zimmer (SC Potsdam)
Siegerin 5.000m Gehen, 21:05,49 min
"Ich bin heute nur gegen die Uhr gegangen. Natürlich wäre es schöner, wenn Melanie auch da gewesen und vorne mitgegangen wäre. Dann kann man sich auch besser beweisen. Ich habe mich nicht besonders auf die 5.000 Meter vorbereitet, ich befinde mich zur Zeit voll im 20er-Training für die EM in Göteborg. Dort will ich endlich mal zum Höhepunkt einen guten Wettkampf machen."