Stimmen aus Ulm
In Ulm ging es am Wochenende um die Titel der Deutschen Meister und gleichzeitig war es die letzte Chance für die Athleten, sich für die Europameisterschaften in Göteborg (Schweden, 7. bis 13. August) zu empfehlen. leichtathletik.de hat sich für Sie vor Ort bei den Siegern und Stars umgehört, was sie zu ihren Leistungen zu sagen haben.
Julia Mächtig hat nicht mit ihrem Titel gerechnet (Foto: Krebs)
Julia Mächtig (SC Neubrandenburg) Weitsprung, Siegerin, 6,32m
"Ich musste dieses Jahr in der Halle schon so kämpfen, um in den Endkampf zu kommen und deswegen war der heute auch mein Ziel. An den Titel habe ich nicht gedacht, nicht einmal an eine Medaille. Es waren ja auch so viele Gute gemeldet. Der erste Versuch war heute ausnahmsweise mal gültig. Da dachte ich schon, das das heute was werden kann, wenn es so gut anfängt. Vor dem letzten Versuch hat mein Trainer gesagt Alles oder Nichts' und hat mich nach vorne geschickt. Eigentlich hatte ich das Gefühl, der letzte Versuch sei gar nicht so gut gewesen. Die Weite ist super, nur eine Sekunde unter meiner Bestweite."
Adrian Schürmann (LG Porta Westfalica)
400m Hürden, Sieger, 50,53sec
"Das Rennen war eigentlich gar nicht so gut. Ich hatte an der siebten Hürde Rhythmusprobleme, bin aber an Christian Duma dran geblieben. Bisher habe ich in der Saison sehr wenig Wettkämpfe gemacht. Ich hatte Mitte Januar eine Lungenentzündung und das gleich zwei Monate lang. Deshalb freut es mich umso mehr, dass ich heute das Ding gewinnen konnte."
Kerstin Werner (TV Wattenscheid 01)
1.500m, Siegerin, 4:21,41min
"Ich kann einfach nur geil sagen. Ich wusste, wenn ich die letzten 100 Meter dran bin kann ich gewinnen. Ich bin zuletzt nur 800 Meter-Rennen gelaufen und habe da mit 2:03,37 Minuten auch eine neue Bestleistung aufgestellt. Deswegen wusste ich dass ich grundschnell bin. Ich hatte so viel Stress in letzter Zeit und bin jetzt nur froh, dass ich das hinter mir habe. Heute hatte ich super Beine, ich habe mich auf das Rennen gefreut, das Rennen war optimal – alles war einfach super."
Ralf Bartels (SC Neubrandenburg)
Kugelstoßen, Sieger, 20,26m
"Wir haben uns alle heute schwer getan. Ich habe in letzter Zeit viel trainiert. Der Zeitpunkt der DM liegt schlecht. Wir mussten ein Spagat machen, um sich einerseits bei der DM gegen die starke Konkurrenz durchzusetzen und andererseits bei der EM in Topform zu sein. Ich möchte in Göteborg das Ergebnis der WM vom letzten Jahr bestätigen. Ich schätze 21 Meter wird für eine Medaille nötig sein."
Carsten Schlangen (LG Nord Berlin)
1.500m, Sieger, 3:42,35min
"Ich habe vor dem Rennen schon an den Titel gedacht. Schließlich hatte ich bisher die beste Zeit stehen. Im Rennen selbst haben wir uns die Arbeit untereinander aufgeteilt. Aus meinem Verein sind ja auch Franek Haschke und Jonas Stiefel auf Sieg gelaufen. Das gab es eigentlich noch nie, dass alles so aufgeht, wie man es vorher geplant hat. Heute hat es mal geklappt. Das Tempo war dann am Ende sehr hoch, der mit den meisten Reserven sollte dann gewinnen und das war glücklicherweise ich."
Sebastian Ernst (TV Wattenscheid)
200m, Sieger, 20,88sec
"Die 20,64 Sekunden hätte ich mir heute gewünscht, auch wenn's vor allem um den Titel ging. Ich habe mich zu spät gelöst. Erst 40 Meter vor dem Ziel. Jetzt werde ich erst mal die Füße hoch legen, telefonieren und essen. Geplant ist noch ein Start in Nürnberg und ich hoffe noch auf Göteborg."
Jala Gangnus (LG Weserbergland)
200m; Siegerin; 23,59sec
"Ich kann es noch gar nicht richtig fassen. Mit dem Titel hätte ich niemals gerechnet. Wir hatten ziemlich starken Gegenwind, deshalb ist die Zeit eigentlich ganz gut zu bewerten. Es war schon komisch nicht gleich im Ziel zu wissen, wer nun vorne war. Aber ich hätte mich auch über den zweiten Platz riesig gefreut."
René Herms (LG Asics Pirna)
800m, Sieger, 1:47,36min
"Mir blieb keine andere Taktik, als vorne weg zu laufen. Ich musste ja darstellen, wer die Nummer eins ist. Die Bedingungen waren wieder nicht optimal, es war sehr windig. Das kann einem vorne schnell mal zum Verhängnis werden, weil die anderen sich im Windschatten ausruhen können. Die letzte Gerade war heute bitterlang."
Kamghe Gaba (LG Eintracht Frankfurt)
400m, Sieger; 45,47sec
"Dass so viele unter 46 Sekunden laufen, hätte wohl keiner gedacht und dass ich am Ende ganz vorn bin, wohl auch nicht unbedingt. Eine Zeit von 45,5 Sekunden hatten wir anvisiert und die habe ich ja auch knapp unterboten. Über die Bestzeit bin ich sehr glücklich und über den Titel umso mehr. Ich bin ziemlich verunsichert nach Ulm gekommen, weil ich in den letzten Rennen meine Leistung nicht hundertprozentig abrufen konnte. Aber diesmal bin ich eigentlich sehr kontrolliert angegangen, hinten raus habe ich dann den Wind genutzt und noch mal Tempo gemacht. Jetzt dürfte auch der Staffel nichts mehr im Wege stehen. Und da ich jetzt die Norm einmal erfüllt habe, kommt vielleicht auch ein Einzelstart in Frage. Wenn ich in Göteborg dabei bin, will ich in den Endlauf."
Monika Gradzki (TV Wattenscheid)
800m, Siegerin, 2:05,40sec
"Die Zeit war heute kein Thema. Ich wollte einfach nur nach der Form schauen und das Ding nach Hause fahren. In einem Meisterschaftsfinale muss man immer wachsam sein und aufpassen. Für die Trainingsplanung war die DM ungünstig. Einerseits muss ich heute fit sein, aber auch bei der EM. Jetzt haben wir halt ein Mittelding gewählt. Dafür habe ich aber leider nur einmal die EM-Norm."
Christian Nicolay (TV Wattenscheid)
Speerwurf, Sieger, 83,72m
"Zuerst mal muss ich mit Erschrecken feststellen, dass vier Leute die Norm erfüllt haben. Drei davon nur einmal. Nach dem heutigen Wettkampf müsste eigentlich klar sein, dass ich dabei bin. Im Vergleich zu vor zwei bis drei Jahren habe ich diese Saison mehr Stabilität. Im Vorfeld hatte ich Probleme im Knie und einen Muskelfaserriss im Beuger, aber heute ist alles perfekt."
Peter Esenwein (Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg)
Speerwurf, Zweiter, 82,78m
"Auf Grund einer Schulter-OP bin ich dieses Jahr spät ins Training eingestiegen. Ich habe immer noch etwas Probleme. Bisher war die Saison ziemlich durchwachsen. Aber der Wurf heute war einfach genial. Mit der Nominierung für die EM muss ich mal abwarten. Mal sehen."
Claudia Hoffmann (SC Potsdam)
400m, Siegerin, 51,86sec
"Der Titel war heute das Ziel. Es ist natürlich ärgerlich, dass es mit der Norm nicht geklappt hat, ich war jetzt dreimal so knapp dran. Wenn Korinna so schnell angeht wundert mich das eigentlich nicht mehr. Da muss man sein eigenes Rennen machen und sich nur auf seine Bahn konzentrieren. Es wäre sehr schade, wenn wir mit der Staffel nicht zur EM dürfen."
Claudia Marx (Erfurter LAC)
400m, Siegerin, 56,01sec
"Ich bin im Fahrplan und auf dem richtigen Weg für die EM. Wegen des Trainingslagers in der Höhe habe ich mich heute nicht gut gefühlt. Die Leichtigkeit und das Feeling fehlen noch. Ich konnte trotzdem den geplanten Rhythmus durchhalten. Nach dem Vorlauf hätte ich nicht gedacht, dass ich heute fast noch eine Sekunde schneller laufe. Die eine Hundertstel Sekunde, die ich im Endlauf über der Norm gelaufen bin, wird mir der DLV hoffentlich schenken."
Andreas Pohle (ASV Erfurt)
Dreisprung, Sieger, 16,97m
"Ich wollte schon so weit springen, aber ich habe oft Probleme, mich dahin zu pushen. Da brauche ich schon mal einen Arschtritt von außen. Aber die Trainingsergebnisse haben diese Leistung schon angedeutet. Ich bin im letzten Jahr durch ein Tal gegangen und jetzt passt es wieder. Um die EM mache ich mir erst einmal noch keine Gedanken, ich springe erst einmal."
Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Stabhochsprung, Siegerin, 4,55m
"So richtig entspannt war ich heute nicht. Aber ich wollte mich von nichts irritieren lassen und mein Ding machen. Wirklich geärgert habe ich mich nur über die zwei Fehlversuche bei 4,35 Meter. Das war Nervenkitzel pur. Ich bin Bestleistung gesprungen und habe meinen Titel verteidigt. Das ist super. Übermorgen kann ich Fehler analysieren, heute wird gefeiert. Vielleicht hat mich Richards toller Wettkampf ein bisschen beflügelt. Das wäre das erste Mal, dass wir zusammen bei internationalen Meisterschaften sind. Das war unser Traum. Jetzt freue ich mich erst einmal, dass ich bei der EM dabei bin. Dort würde ich dann gerne ins Finale und möglicherweise Bestleistung springen."
Nastja Ryshich (ABC Ludwigshafen)
Stabhochsprung, Zweite, 4,50m
"Mit dem Titel wäre die Norm ja automatisch gekommen, deswegen bin ich schon um den Titel gesprungen. Es waren vielleicht zu viele Versuche heute, da hat zum Schluss der Pep gefehlt. Die Freude, dass ich bei der EM dabei bin, überwiegt wahrscheinlich auch morgen nicht. Ich war noch nie Deutsche Meisterin und nach meinen Vorleistungen war heute die Chance da. Die ganzen letzten Tage war ich sehr ruhig und auch heute das Einspringen war gut. Danach war jeder Versuch anders. Mit der Wut von heute im Bauch klappt es bei der EM vielleicht wieder mit den 4,60 Metern."
Martina Strutz (SG Dynamo Schwerin)
Stabhochsprung, Dritte, 4,45m
"Ich bin sehr erleichtert. Sieben Mann mit Norm ist ja nicht wenig und meine letzten drei Versuche waren echt schlecht. Meine Stärke heute war der Kampf, ich bin einfach ein kleine Kampfschwein. Das ist meine erste internationale Meisterschaft draußen. So richtig habe ich noch nicht dran gedacht. Bei der EM will ich Bestleistung springen, hoffentlich bei besseren Bedingungen als hier. Dann will ich befreit aufspringen, der Rest kommt von alleine."
Carolin Hingst (USC Mainz)
Stabhochsprung, Fünfte, 4,35m
"Ich mache mir jetzt nicht so einen Kopf. Ich habe mich dieses Jahr trotzdem weiterentwickelt. Jetzt muss ich erst einmal eine Nacht drüber schlafen. Der Trainerwechsel vor kurzem war kein Problem, sonst hätte ich es nicht gemacht. Jetzt habe ich noch einige Wettkämpfe und werde mir neue Ziele setzen."
Verena Dreier (LG Sieg)
3.000m Hindernis, Siegerin, 9:56,28min
"In erster Linie wollte ich heute den Titel holen. Am Ende bin ich knapp an der EM-Norm vorbei, das kann man nicht ändern - ich habe alles versucht. Vielleicht hätte ich schon eher mein Rennen laufen sollen, nicht so lange mit Meike zusammen. Trotzdem ist es schön, dass ich mich nach Regensburg rehabilitiert habe. Das macht mir auch Mut."
Eike Onnen (LG Hannover)
Hochsprung, Sieger, 2,23m
"Schade, ich hätte heute gern die EM- Norm geknackt. Im Training bin ich diese Woche 2,30 Meter gesprungen, deshalb ärgert es mich umso mehr. Ich hätte es wirklich drauf gehabt. Dass gerade die jungen Springer so gut mithalten, hätte ich vorher nicht gedacht. Ich hatte eher mit einem Zweikampf mit Roman Fricke gerechnet. Trotzdem freue ich mich natürlich, dass ich meinen Titel verteidigen konnte."
Karsten Kobs (BV Teutonia Dortmund-Lanstrop)
Hammerwurf, Zweiter, 78,10m
"Heute war es nicht wie sonst. Ich bin nicht so richtig heiß geworden: Spannungsverlust, obwohl ich motiviert war. Manchmal ist es bei der DM gut gelaufen und international habe ich abgeschissen. Dieses Jahr wird es halt andersrum. Ich warte schon seit zwei Jahren darauf dass Markus mal gewinnt."
Markus Esser (TSV Bayer Leverkusen)
Hammerwurf, Sieger, 78,43m
"Klasse. Jetzt hab ich endlich gezeigt dass ich kein Meisterschaftssyndrom habe. Die letzten Wochen habe ich mich sehr gezielt auf die DM vorbereitet. Nur nebenbei habe ich die Fußball-WM mitbekommen. Ich wünsche mir dass die EM so gut läuft wie letztes Jahr die WM. Zwar habe ich eine Medaille im Hinterkopf, aber ich möchte sonst im Voraus keine Ansage machen. Damit bin ich etwas vorsichtiger geworden."