Stimmen EM-Pressekonferenzen
10. August 2002
Maria Guida (Foto: Kiefner)
Marathon FrauenMaria Guida (ITA), Gold:
"Marleen Renders und die beiden Deutschen gingen das Rennen sehr schnell an. Ich wollte eigentlich mitziehen, aber mein Trainer rief mir zu, geduldig zu bleiben und bis Kilometer 25 zu warten. Danach merkte ich, dass ich allein war und konnte mein eigenes Tempo laufen. Heute ist ein historischer Tag: Ich habe den ersten Europameisterschafts-Titel für Italien im Frauen-Marathon geholt. Das ist ein sehr emotionaler Moment. Ich war lange verletzt, habe in diesem Jahr auch weniger trainiert, mich auf dieses Rennen aber sehr intensiv vorbereitet. In der Vorbereitung bin ich etwa 200 km pro Woche gelaufen. Bei Kilometer 35 warf ich bei der Verpflegung die erste Flasche weg, weil es Sprudelwasser war, die zweite konnte ich nicht öffnen. Das war ein dramatischer Moment, weil mein Trainer immer sagt, es ist sehr wichtig, viel zu trinken, besonders nach 30 Kilometern. Ich hoffe, dass ich in diesem Jahr noch den New York-Marathon laufen kann."
Luminita Zaituc (GER), Silber:
"Das Anfangstempo war sehr hoch, ich versuchte, mitzugehen. Die dritte Runde war dann langsam und ich kam aus dem Rhythmus. Danach war es schwierig, wieder ins Rennen zu kommen. Ich habe mich aber selbst moti-viert und angegriffen. Dies ist meine erste Medaille in einem großen Rennen. Die Atmosphäre an der Strecke war einfach klasse, einmalig, so etwas habe ich noch nie erlebt. Als Marleen Renders ausstieg, wollte ich erst einmal abwarten, sah meine Chance und kämpfte. Vielleicht war ich aber auch zu motiviert. Ich trainiere zu Hause in Hamm allein, mein Freund begleitet mich auf dem Fahrrad. Ich laufe gern allein, denn das bin ich im Rennen auch."
Sonja Oberem (GER), Bronze:
"Marleen Renders ging ungeheuer schnell an. Ich entschied mich aber, dieses Tempo nicht mitzugehen. Das hat sich ausgezahlt. Der Kurs war schwer, vor allem die Ecken. Bei Kilometer 25 hatte ich ein kleines Tief, fing mich aber wieder. Die Streckenführung war sensationell, die Begeisterung der Zuschauer ebenfalls. Jetzt muss ich dieses Rennen erst einmal verdauen. So etwas geht nicht spurlos an einem vorüber. Ich habe keine weiteren Rennen geplant, denn es wäre einem Veranstalter gegenüber unfair, nur zum Abkassieren zu erscheinen, weil man eine Medaille gewonnen hat und keine Leistung zu bringen. Nach einem solchen Rennen braucht man eine wochenlange Regenerationsphase. Vielleicht starte ich Ende Oktober/November noch einmal."
3.000m Hindernis Männer
Antonio Jimenez (ESP), Gold:
"Ich bin glücklich, vor allem, weil auch mein Freund Luis Miguel Martin noch Bronze gewonnen hat. Wir hatte keine spezielle Taktik, ich will gewinnen, aber er auch. Siegen kann aber immer nur einer. Es war ein gutes Rennen, vor allem auf den letzten Metern. Ich sah Vroemen und dachte, jetzt nur noch geradeaus laufen. Das hier war kein Meeting, sondern eine Meisterschaft mit eigenen Regeln. Hier können alle, die das Finale erreichen, gewinnen."
Simon Vroemen (NED), Silber:
"Meisterschaftsrennen sind immer schwierig. Ich stand unter Druck, weil die Niederlande noch ohne Medaille waren und ich vor wenigen Wochen in Mo-naco einen neuen Europarekord aufgestellt hatte. Bei einem Tempo von 2:20, 2:28 kann eigentlich jeder am Ende gewinnen. Ich habe eine gute Technik an den Hürden, doch auf der letzten Runde wurden meine Beine schwach und nahm die letzten Hürde nicht gut. Ich war wirklich sehr überrascht, dass keiner an mir vorbeiging. Dann sah ich Luis auf Bahn drei und plötzlich Jimenez auf der Innenbahn. Ich wollte ihn leicht zurückstoßen, aber so, dass er nicht protestieren konnte, doch das gelang mir nicht. Antonio hat heute den Sieg verdient. Bei meinem Europarekord war ich eigentlich geschockt, als ich die Zeit sah. Ich hätte ihn schon im letzten Jahr brechen können, wurde aber durch eine Virusinfektion zurückgeworfen."
Luis Miguel Martin (ESP), Bronze:
Bronze ist für mich Gold, weil ich sechs Monate verletzt war und erst seit April wieder trainieren kann. Ich war Fünfter in Sydney, Vierter in Edmonton und bin jetzt EM-Dritter. Mit etwas Glück schaffe ich es vielleicht auch mal zum Europameister. Spanien hat jetzt zehn Medaillen auf den Langstrecken gewonnen. Das liegt vielleicht daran, dass Spanien das Afrika Europas ist..."
Dreisprung Frauen
Ashia Hansen (GBR), Gold: "Es war ein sehr, sehr harter Wettkampf. Heli Koivula setzte uns mit ihrer persönlichen Bestleistung von 14.83 m im ersten Versuch alle unter Druck. Ich wusste, dass die 15 Meter irgendwann drin waren und habe dafür hart trainiert."
Heli Koivula (FIN), Silber:
"Ich bin ungeheuer glücklich. Das ist meine erste Medaille. Ich wusste, wie stark Ashia Hansen ist und versuchte, so weit wie möglich zu springen."
Yelena Oleynikova (RUS), Bronze:
"Ich habe einfach versucht, mich mit jedem Sprung zu verbessern. Das ist mir gelungen."
110m Hürden Männer
Colin Jackson (GBR), Gold:
"Es war für mich immer sehr wichtig, meinen Sport in Europa zu beherrschen. Das ist nun mein vierter EM-Titel hintereinander, und ich denke, es ist nun an der Zeit abzutreten und es Jüngeren zu überlassen, die Amerikaner zu schlagen. Bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Birmingham werde ich meinen letzten Wettkampf bestreiten. Von meinen insgesamt 25 internationalen Medaillen war wohl meine erste bei der Junioren-WM in Athen die wichtigste. Ich war der Favorit und stand unter Druck. Wenn ich diesem Druck damals nicht standgehalten hätte, wäre meine Karriere viel-leicht ganz anders verlaufen. Mit 36 Jahren soll jetzt aber endgültig Schluss sein."
Stanislavs Olijars (LAT), Silber:
"Ich bin die zweitbeste Zeit meines Lebens gelaufen und hinter Colin Jackson Zwei-ter geworden. Ich hatte allerdings gehofft, Colin zu schlagen. Er ist der größte Hür-denläufer aller Zeiten, und ich wollte ihn besiegen. Das habe ich bei einem Meeting schon einmal geschafft, doch eine Meisterschaft ist etwas Anderes. Er ist der Meister und verdiente Sieger. Ich hoffe immer noch, dass er seine Karriere nicht beendet, denn ohne ihn verliert ein Sieg an Wert."
Artur Kohutek (POL), Bronze:
"Ich hatte als Ziel, unter die besten Sechs zu kommen, doch als das Halbfinale gut lief, lieb-äugelte ich auch mit einer Medaille, meiner ersten internationalen. Ich wusste, das Gold und Silber schon an Colin und Stanislavs vergeben waren und ließ es locker angehen. In vier Jahren bin ich vielleicht besser als Colin, aber er soll bitte bleiben, ich habe mich so an ihn gewöhnt!"
Stabhochsprung Männer
Alex Averbukh (ISR), Gold:
"Ich bin einfach glücklich über meine erste Goldmedaille. Sie war schwer zu erringen, denn ich bin der Vizeweltmeister und musste das auch beweisen. Ich hatte schon gedacht, ich könnte nicht mehr springen, weil ich irgendwie meine Technik verloren hatte. Aber ich habe sie wieder gefunden. Es gibt mehrere Gründe, warum ich bei 5.95m nicht weiter machte: zu kalt, zu langes Warten und bereits gewonnen. Am 16. in Zürich werde ich die 6 Meter angreifen. Als ich auf dem Siegerpodest stand und 30 Jahre nach München die israelische Hymne gespielt wurde, habe ich natürlich an die Geschehnis-se gedacht, aber wir sollten nach vorn blicken und an die Zukunft denken. Ich widme diese Medaille meinem Vater und Trainer, der vor acht Monaten gestorben ist. Wir sind eine Familie von Leichtathleten aus Irkutsk in Sibirien - Vater, Mutter, Bruder - aber ich habe den Traum erfüllt."
Lars Börgeling (GER), Silber:
"Der Wettkampf ist so gelaufen, wie ich es mir im Vorfeld gedacht hatte. Alex hatte ich auf der Rech-nung, weil er ein typischer Meisterschaftsspringer und immer auf den Punkt fit ist. Er lieferte heute eine bärenstarke Vorstellung. Die vielen Unterbrechungen wegen Siegerehrungen und anderen Starts störten die Konzentration, man wurde kalt, aber das muss man professionell sein und außerdem war das für alle gleich. Es ist schon ein bisschen kurios, mit zwei gültigen Sprüngen hier Silber zu gewin-nen."
Tim Lobinger (GER), Bronze:
"Die Moral von der Geschicht': Wäre ich höher gesprungen, hätte ich ein fröhlicheres Gesicht. Es war eine gute Vorstellung als Mannschaft und für unseren Sport. 30 Jahre nach München bin ich wie Alex Averbukh der Meinung, dass wir nach vorn schauen sollten. Man muss aus der Vergangenheit lernen, aber positiv in die Zukunft sehen. Sonst baut man sich zu viele Hindernisse auf."
5.000m Frauen
Marta Dominguez (ESP), Gold:
"Das Rennen nahm einen optimalen Verlauf für mich. Anfangs war das Tempo kon-stant, am Ende wurde es dann schneller. Eingangs der letzte Rune habe ich etwas Probleme, den Anschluss zu halten. Die letzten 100 Meter gab ich mein Letztes, weil ich unbedingt diesen Titel gewinnen wollte. In den vergangenen drei Wochen legte ich im Training besonders großen Wert auf die letzte Runde und besonders den Schlussspurt."
Sonia O'Sullivan (IRL), Silber:
"Ich fühlte mich in ausgezeichneter Form und dachte daran, dass Rennen gewinnen zu können. Vielleicht war ich am Ende etwas zu ungeduldig, habe den Spurt zu früh angezogen und deshalb auf den letzten zehn Meter die Goldmedaille verloren. Über zwei Silbermedaillen bin ich überhaupt nicht traurig. Die erste habe ich meiner Tochter Kira gewidmet, die zweite ist nun für meine Tochter Sarah. Da kommt es wenigs-tens nicht zu Streitereien zwischen den Beiden."
Yelena Zadorozhnaya (RUS), Bronze:
"Für mich ist ein großer Erfolg, in einem derart gut besetzten Rennen den dritten Platz zu belegen. Es war ein gutes, aber kein exzellentes Rennen. Zumal ich mich in den vergangenen Tagen nicht so besonders gefühlt habe."
Kugelstoßen Frauen
Irina Korzhanenko (RUS), Gold:
"Ehrlich gesagt, erwartete ich diesen Ausgang nicht. Ich traute mir eine Leistung von etwa 20,30 Metern zu. Über diesen Erfolg bin ich mehr als angenehm überrascht."
Vita Pavlysh (UKR), Silber:
"Die Organisation war hervorragend, die Bedingungen glänzend, das Publikum aus-gezeichnet: Ich möchte mich bei Deutschland für diesen Wettkampf bedanken. Ich halte Astrid Kumbernuss für eine große Wettkämpferin, die ihren Namen bereits in goldenen Buchstaben in der Leichtathletik-Geschichte verewigt hat. An diesem Tag aber war ihr Wettkampf nicht ganz so glücklich."
Svetlana Krivelyova (RUS), Bronze:
"Ich möchte diese Bronzemedaille meiner Trainerin, Faina Melnik, widmen, die vor 30 Jahren bei den Olympischen Spielen in München die Goldmedaille gewann. Ich bin froh, diese Tradition fortgesetzt zu haben, auch wenn es für mich nicht zur Goldmedaille reichte."
Siebenkampf
Carolina Kluft (SWE), Gold:
"Die Siegerehrung war etwas komisch. Das ging alles so schnell, dass konnte ich alles gar nicht realisieren. Ehrlich gesagt, fühle ich mich im Moment etwas leer. Meine Punktzahl beträgt 6.542 Punkte. Obwohl ich mir eigentlich Zahlen nicht merken kann, weiß ich die. Sie ist nämlich auf die Medaille graviert. Ich hoffe, dass dieser Erfolg mich nicht verändert, ich möchte so bleiben, wie ich bin. Meine Steigerung führe ich darauf zurück, dass ich zum ersten Mal einen Winter ohne Verletzung oder Krankheit hatte und ich ohne Zwangspause trainieren konnte. Ich esse ganz normal, nichts besonders, das schwedische Essen ist übrigens sehr gut. Ich hoffe, Zehnkampf für Frauen wird nicht eingeführt. Eine solche Entscheidung würde das zerstören, was ich liebe, nämlich den Siebenkampf. Als Kind habe ich schon immer alles ausprobiert und deshalb probierte ich auch in der Leichtathletik alles aus."
Sabine Braun (GER), Silber:
"Diese zwei Tage waren gigantisch, das Publikum fantastisch – aber das sagen wahrscheinlich alle, die hier bei der Siegerpressekonferenz sitzen. Nachdenklich gefeiert habe ich in den letzten 20 Jahren oft genug. Ich möchte mit meiner Familie und meiner Trainingsgruppe im Deutschen Haus feiern. Obwohl das ja ein Heiligtum ist, kommen alle hoffentlich dort hinein. Ich werde dem Sport weiter verbunden bleiben. Die Konsequenz meines Rücktritts ist, das ich jetzt arbeiten muss. Ich besitze eine bis August 2003 befristete Halbtagsstelle beim Olympiastützpunkt Wattenscheid. Ich hoffe, dass es vielleicht eine Vollstelle wird. Und dann spekuliere ich auf eine Stelle im Jahr 2004. Ich hoffe, dass diese Silbermedaille meine Aussichten verbessert. In mein weiteres Leben nehme ich mein Selbstvertrauen und meine Zielstrebigkeit mit. Die meistens Dinge meiner Sportlerlaufbahn möchte ich nicht missen. Bei der Ehrenrunde gingen mir zwei Gedanken durch den Kopf: Das ist deine letzte und vor diesem Publikum etwas ganz besonderes."
Natalya Sazanovich (BLR), Bronze:
"Die Bronzemedaille ist nicht schlecht, aber ich hätte besser abschneiden können, wenn ich besser vorbe-reitet gewesen wäre. Ich weinte in der Mixed Zone wegen meiner Muskelverletzung, nicht aus Enttäu-schung. Jetzt bereite ich mich auf die Hallen-WM und die WM in Paris vor. Dort möchte ich natürlich gewin-nen."