Stimmen vom Bayer-Meeting
Die deutschen Leichtathleten waren am Mittwochabend beim Bayer-Meeting in Leverkusen angetreten, um Signale mit Blick zu den Olympischen Spielen in Peking (China; 15. bis 24. August) auszusenden. Alexandra Neuhaus und Michael Wiener gingen für leichtathletik.de auf Stimmenjagd und haben nach den Wettkämpfen für Sie die ersten Statements der Stars und Sieger eingefangen.
Kugelstoßen FrauenNadine Kleinert (SC Magdeburg; Siegerin, 19,49 m)
Ich habe direkt im ersten Versuch die Siegweite erzielt, aber das hat mir kein zusätzliches Selbstvertrauen gegeben, denn das habe ich ohnehin immer. Ich fand den Zeitplan sehr ungünstig, da das Speerwerfen gleichzeitig mit dem Kugelstoßen stattfand und dann natürlich alle auf das Duell dort geachtet haben. Der Ring hat zudem keine bessere Weite zugelassen. Was den DKB-Cup angeht, mache ich mir nach wie vor keine Gedanken. Abrechnet wird in Elstal. Vor Olympia kommt noch eine Menge Stress auf mich zu, von Vorfreude ist bei mir noch keine Spur. Aber ich denke, das kommt, wenn ich das Vogelnest dann vor mir sehe.
Speerwurf Frauen
Christina Obergföll (LG Offenburg; Siegerin; 66,92 m)
Das war einfach nur der Hammer heute. Ich dachte schon, dass mir das Geld im Jackpot flöten geht. Aber dann habe ich mit dem letzten Versuch noch einen rausgehauen. Jetzt weiß ich, dass ich noch kontern kann, wenn es drauf ankommt. Das macht mich mental stark. Ich hatte einen guten Wettkampf und eine gute Serie. Und das, obwohl ich mich sehr schlecht eingeworfen hatte. Wenn ich die Leistungen von heute und London abrufen kann, ist in Peking eine Medaille drin. Ich habe schon zweimal über 70 Meter geworfen, also habe ich keine Angst vor der Weltjahresbesten Barbora Spotakova.
Speerwurf Frauen
Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen; Zweite; 66,06 m)
Es ist schön, nun im Kreis der Großen zu sein. Da gehe ich nachher gleich mal an den Bierstand. Im Winter hatte ich schon gezeigt, dass ich weit werfen kann. Aber es fehlte bislang im Sommer die Lockerheit im Kopf. Das war schon bitter. Auf die Deutschen Meisterschaften möchte ich nicht mehr angesprochen werden. Das war eben Pech für mich und Glück für jemand anderes. Nächstes Jahr greife ich dann richtig an.
Speerwurf Frauen
Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen; Dritte; 62,37 m)
Mit knapp 63 Metern kann ich in Peking keinen Blumentopf gewinnen. Es wäre schön gewesen, heute 65 Meter zu werfen. Nun muss ich positiv denken. Ich hoffe, die Form kommt noch. Mit dem Training sind wir jedenfalls durch. Eigentlich wollte ich ja aufhören, wenn mich jemand aus meiner Trainingsgruppe schlägt [lacht]. Seit einer Woche bin ich wieder schmerzfrei.
1.500 Meter Männer Bartosz Nowicki (Polen; Sieger, 3:40,83 min)
Ich habe mich heute großartig gefühlt. Ich mag dieses Meeting einfach, die Zuschauer sind so dicht an der Bahn. Ich komme direkt aus dem Trainingslager in St. Moritz. Die Zeit geht daher also in Ordnung. Aber ich möchte dieses Jahr noch unter 3:40 Minuten laufen. Ich hoffe, mein Manager bringt mich noch in das Rennen am Freitag in Wattenscheid. Während der Olympischen Spiele werde ich in Polen versuchen, bei einem Meeting in Polen den Landesrekord über die Meile zu laufen. Momentan liegt der bei 3:55 Minuten.
100 Meter Frauen
Vida Anim (Ghana; Siegerin, 11,37 sec)
Eigentlich sollten wir hier Vor- und Endlauf haben, doch es waren nur vier Starterinnen da, also ist der Vorlauf ausgefallen. Das war ärgerlich für mich, denn ich brauche noch ein paar Rennen, um wieder richtig in Form zu kommen. Aber ich habe noch ein paar Möglichkeiten vor Olympia, ich mache mir also keine Sorgen. Am Freitag starte ich noch in Wattenscheid. Ich fühle mich hier in Deutschland zuhause, denn ich trainiere auch in Köln. In Peking trete ich über 100 und 200 Meter an, aber mein Hauptaugenmerk liegt auf den 100 Metern. Mein Traum ist das Finale.
800 Meter Männer
Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen; dns)
Ich bin gestern eine Treppe hochgefallen und habe mich dabei am Knie verletzt. Der Schmerz zieht jetzt hoch in den Oberschenkel. Ich denke, es ist nichts Schlimmes und sicher in ein paar Tagen wieder weg. Aber ich ärger mich natürlich, dass ich hier vor meinem Heimpublikum nicht starten konnte, vor allem, da ich hier eine gute Chance auf den Sieg gehabt hätte. Jetzt nehme ich ein bisschen im Training raus, aber in vier Wochen steht noch der Länderkampf in Zürich an und danach starte ich noch bei der DecaNation.
800 Meter Männer
Justus Koech (Kenia; Sieger, 1:46,21 min)
Ich wusste im Vorfeld, dass es ein ausgeglichenes Rennen wird, denn die Holländer sind ungefähr so stark wie ich. Der Tempomacher hat gute Arbeit geleistet. Mit der Zeit bin ich zufrieden, wäre aber gerne noch schneller gelaufen. Ich habe es leider nicht ins Olympia-Team geschafft. Deshalb will ich meinem Verband jetzt zeigen, dass ich noch schneller laufen kann.
Stabhochsprung Männer
Karsten Dilla (TSV Bayer Uerdingen/Dormagen; Vierter, 5,50 m)
Am Montag bin ich auf Norderney bereits Bestleistung mit 5,50 Metern gesprungen. Dass ich das heute bestätigen konnte, war super. Die Sprünge haben sich rund und sauber angefühlt. Für mich ist die Saison nun beendet. Ich werde heute Abend meinen Urlaub planen und dann geht es morgen los. Wohin weiß ich noch nicht. Vielleicht in die Sonne, vielleicht aber auch nach Holland.
100 Meter Männer
Carlos Moore (USA; Sieger; 10,15 sec)
Das war ein sehr guter Wettkampf. Es hat mir sehr geholfen, dass wir erst einen Vorlauf hatten. Die Gegner waren stark. Mit der Zeit bin ich sehr zufrieden. Es ist gut für mein Selbstvertrauen, dass ich auch noch Ende Juli schnell rennen kann. Im Mai hatte ich schon schnelle Zeiten, und heute 10,15 Sekunden sind super.
Weitsprung Männer
Sebastian Bayer (TSV Bayer 04 Leverkusen; Dritter; 7,92 m)
Ich hatte geplant, heute nur drei Versuche zu absolvieren. Ich bin voll im Training, daher fehlt etwas die körperliche Frische. Der Wettkampf hat keine Bedeutung für Peking. Ich bin daher mit 7,92 Metern schon zufrieden, denn sie waren mit einem Absprung vor dem Brett. Daher hätten es auch 25 Zentimeter mehr sein können. Mit meiner Nominierung habe ich natürlich etwas Glück gehabt. In Peking möchte ich die erste Runde überstehen, also auch noch am zweiten Tag springen.
Stabhochsprung Männer
Kim Yoo-Suk (Korea; Sieger, 5,60 Meter)
Das war ein guter letzter Test vor den Olympischen Spielen. Ich habe beim ersten Sprung über 5,70 Meter die Hand an der Latte gehabt, deshalb wurde der Sprung ungültig gegeben. Aber trotzdem hat mir der Wettkampf viel Selbstvertrauen gegeben, denn ich weiß jetzt, dass ich diese Höhe springen kann. Ich denke, dass man in Peking auch 5,70 Meter springen muss, um ins Finale zu kommen und das ist mein Ziel. Ich weiß, es wird nicht leicht, aber ich werde alles geben. Jetzt fliege ich zurück nach Kalifornien, wo ich studiere und wo ich auch Stabhochsprung gelernt habe. Von dort geht es dann nach Peking. Ich freue mich drauf.
Weitsprung Männer
Nils Winter (Team Referenznetzwerk Leverkusen; Sieger; 8,00 m)
Es fiel nicht leicht, in den Wettkampf zu kommen. Trotzdem hatte ich drei Sprünge über 7,90 Meter. Heute überwiegt die Zufriedenheit, dass noch einmal die Acht vor dem Komma standen. Das Loch, in das ich nach den Deutschen Meisterschaften gefallen war, habe ich mittlerweile überwunden. Diese Saison hat sehr viel geklappt, deshalb kann ich sehr viel Positives herausziehen. Es hätte genauso viele Argumente für meine Nominierung gegeben wie für Sebastian Bayers. Es war eine Millimeterentscheidung zu meinen Ungunsten.
Weitsprung Männer
André Niklaus (LG Nike Berlin; Zehnter; 7,08 m)
Die Weite ist natürlich ausbaufähig. Aber ich liege im Plan für Peking und bin wieder ganz gut drauf. In Wattenscheid machen wir einen Dreikampf. In Peking möchte ich Bestleitung erzielen. 8.400 bis 8.500 Punkte sind drin.
Hochsprung Männer
Matthias Franta (USC Mainz; Sieger, 2,15 m)
Ich muss gestehen, dass ich mir im Vorfeld des Wettkampfs die Startliste überhaupt nicht angeschaut habe, daher bin ich jetzt auch von meinem Sieg nicht überrascht. Ich bin mit dem Ziel Bestleistung, also über 2,20 Meter, zu springen nach Leverkusen gekommen. Das ist mir leider nicht gelungen. Woran das liegt, keine Ahnung. Ich glaube das Problem ist mein Kopf. Der Knoten ist noch nicht geplatzt. Aber ich weiß, dass ich mehr als 2,20 Meter drauf habe. Jetzt starte ich noch bei den Süddeutschen Meisterschaften und dann lasse ich die Saison mit einem Jedermann-Zehnkampf ausklingen. Und wer weiß - vielleicht springe ich ja dann dort Bestleistung im Hochsprung.
Hammerwurf Männer
Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen; Sieger; 79,97 m)
Die 80 Meter sind nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Die Saison war bislang miserabel. Aber heute habe ich in jedem Versuch im Schnitt zwei Meter weiter geworfen als in den vorigen Wettkämpfen. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Noch sind zweieinhalb Wochen Zeit. Dank meiner Tochter und meiner Frau habe ich noch an mich und meine Olympiachance geglaubt. Wir hatten den Urlaub schon gebucht. Nun müssen sie ohne mich fahren. Nach den Deutschen Meisterschaften hatte ich die Saison eigentlich schon abgehakt. Umso überraschender war, dass ich noch den Anruf bekommen habe, dass ich nominiert bin. Von der Fristverlängerung hatte ich nichts gewusst. In Peking werden 78,50 Meter für den Endkampf notwendig sein, den möchte ich erreichen. In Wattenscheid gibt es nun den letzten Test.
100 Meter Hürden Frauen
Lucie Skrobakova (Tschechische Republik; Siegerin, 13,00 sec)
Ich bin mehr als zufrieden mit der Zeit, denn damit liege ich gut im Soll. Ich komme direkt aus dem Trainingslager und hätte nicht mit dieser Zeit gerechnet, denn meine Beine fühlen sich doch ziemlich müde an. Am Freitag will ich in Wattenscheid dann möglichst noch eins drauf legen und unter 13 Sekunden bleiben. Das ist mein letzter Test vor den Olympischen Spielen. Die Vorfreude auf Peking ist jetzt schon riesig.
1.500 Meter Frauen
Antje Möldner (SC Potsdam; Siegerin, 4:11,96 min)
Ich wollte einfach noch mal testen, ob die Schnelligkeit da ist. Es hat mich gewundert, dass ich plötzlich so weit vorne war. Wir wollten 2:10 Minuten auf 800 Meter angehen, und das habe ich gemacht. Ich habe mich umgeschaut, und keiner war mehr hinter mir. Dann hieß es einfach nur Kopf aus und durch. Das war ein Motivationsschub für Peking. Dort möchte ich zunächst den Endlauf erreichen und eine Bestzeit laufen. Aber Vorläufe haben ihre eigenen Gesetze.
3.000 Meter Frauen
Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon; Siegerin 8:50,81 min)
Der Sieg hier bedeutet mir nicht viel, er ist nur ein schönes Beiwerk. Das Ziel war heute, schnell und unter neun Minuten zu laufen. Das habe ich geschafft, daher bin ich überglücklich. Das war heute nur ein Tempotest, morgen geht das Training normal weiter. Die letzten drei Wochen habe ich im Schnitt 170 Kilometer gemacht, ich bin also schon fast im Marathontraining. In Peking mache ich nur noch eine Tempoeinheit. Dort bin ich nur Außenseiter, und Außenseiter können nur ‚gewinnen’.
Weitsprung Frauen
Sophie Krauel (TuS Jena; Siegerin 6,26 m)
Ich bin gar nicht zufrieden. Ich bin einfach nicht vom Brett weggekommen. Fünf gültige Versuche ist sehr viel für mich, sodass ich mir eine bessere Weite aufgrund des Wettkampfverlaufs erhofft hatte. 6,40 bis 6,50 Meter sollten es schon werden. Jetzt habe ich eine Woche trainingsfrei und dann bereite ich mich auf die Team Challenge in Paris vor.
Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...