| DM Ulm

Stimmen vom ersten Tag

Am ersten Tag der DM in Ulm gab es am Samstag Favoritensiege, aber auch einige Überraschungen. Die DLV-Athleten haben sich im Hinblick auf die EM positioniert. Wir waren für Sie auf Stimmenfang.
Michael Wiener / Jan-Henner Reitze

Markus Rehm (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Sieger Weitsprung (8,24 m)
Wahnsinn! Es war ein Wahnsinns-Satz. Ich komme noch nicht richtig klar drauf. Ich wusste, dass ich gut springen kann. Die Bedingungen waren ultimativ. Super Windverhältnisse, ganz tolles Publikum. Es hat einfach nur Spass gemacht. Die Serie insgesamt war gut. Ich bin erst nicht richtig reingekommen, habe den ersten Versuch nicht richtig getroffen. Aber ich habe gemerkt, dass was drin ist. Nach den 8,24 Meter hatte ich einfach nur Herzrasen. Ich habe nix mehr gedacht. Ich konnte es nicht glauben. Ich hoffe, dass wir uns ganz schnell an den Tisch setzen und Gespräche führen, wie wir weiter vorgehen. Ich möchte einfach nur, dass es weiterhin faire Wettkämpfe sind. Ich bereite mich so vor, als würde ich in Zürich starten. Kurz danach haben wir unsere Europameisterschaften, sodass es vom Trainingsplan optimal passt. Wir haben zuletzt noch am Speed und an meiner Absprungvorbereitung gearbeitet. Das hat heute optimal gepasst. Aber daran werden wir weiter arbeiten, um Konstanz reinzubringen. Ziele für Zürich gebe ich erst aus, wenn die Sache klar ist. Jetzt freue ich mich auf das aktuelle Sportstudio heute Abend.

Christian Reif (LC Rehlingen)
Zweiter Weitsprung (8,20 m)
Sechs Sprünge über acht Meter - das ist ganz fantastisch. Am Ende hatte ich keine Kraft mehr, um noch weiter zu springen. Es stimmt mich optimistisch, dass ich dennoch im letzten Versuch meinen besten Sprung gezeigt habe. Ich springe in dieser Saison sehr konstant. Das ist wichtig. Wenn ich so stabil springe, kann der Ausreißer nach oben immer kommen. Auf diesen hoffe ich natürlich in Zürich. Dort ist alles möglich. Es gibt einige gute Weitspringer in Europa, aber der Titel wäre natürlich schön. Ich werde darauf hinarbeiten. Ich habe zwischendurch zu Markus [Rehm] gesagt, dass er doch noch 8,05 und 8,00 Meter springen soll. Dann springt er 8,24 Meter. Wahnsinn. Ich habe ihm gratuliert und freue mich für ihn. Wie es jetzt weitergeht, wird an anderer Stelle entschieden.

Thomas Röhler (LC Jena)
Sieger Speerwurf (84,28 m)
Im ersten hat es funktioniert: Ziel erreicht. Ich habe den dritten Titel infolge geholt, da wird langsam eine Pflicht draus. Zumindest wird versucht, das einem einzureden. Ich konnte damit umgehen. Bei Facebook wurde heute morgen dazu aufgerufen zu tippen: Was werfen sie denn? Da wurde oft auf 84 Meter getippt. Die Weite war unter den Bedingungen nicht einfach. Im Einwerfen war ein Wurf gut, danach habe ich abgebrochen. Ich habe dann versucht noch einmal genauso zu werfen, auch wenn 4,0 m/sec Gegenwind sind. Das habe ich gemacht und es hat geklappt. Mit dem Wind war es schwierig. Das ist wie angeln, in einem Teich, in dem viele Fische schwimmen. Jeder Speer, der einen Tick zu hoch gegangen ist, ist abgestürzt. Das macht Speerwerfen aus. Ich möchte in Zürich ins Finale, unter die Top Sechs. Dann ist alles möglich.

Andreas Hofmann (MTG Mannheim)
Dritter Speerwurf (79,35 m)
Ich bin in den Wettkampf reingegangen und wollte einfach Spaß haben. Ich habe mich nicht unter Druck gesetzt. Es soll keine Ausrede sein, aber ich kam mit den Bedingungen nicht klar. Der Anlauf hat von vorne bis hinten nicht gepasst. Im letzten Durchgang konnte ich endlich den Schalter umlegen, mehr Druck machen, mehr Dampf im Anlauf machen. Aber die Versuche vorher? Ich weiß auch nicht, unerklärlich. Wenigstens ist eine Medaille heruasgeprungen. So einen Wettkampf wie heute gibt es mal. Es geht auch wieder nach oben. Beim Einwerfen gab es noch keine Anzeichen, dass es so schlecht laufen wird. Auf dem Nebenplatz und im Stadion dachte ich: Heute geht was. Ich war locker. Dass die Misere nach dem ersten ungültigen Versuch so weiter geht, war nicht abzusehen. Mit der Leistung bin ich nicht zufrieden, dennoch freue ich mich über die Medaille. Ich sehe den Wettkampf nicht als Tiefpunkt. Mein Blick geht Richtung Zürich. Dort will ich wieder Spaß haben. Ich habe schon eine gute Saison gezeigt. Hinfahren, einen guten Wettkampf zeigen.

Julian Reus (TV Wattenscheid 01)
Sieger 100 Meter (10,01 sec)
Ich habe die Nacht nicht ganz so gut geschlafen. Ich habe gemerkt, dass ich gut angespannt bin. Ich bin träge in den Tag gekommen und hatte trotzdem ein gutes Gefühl. Ich habe nach dem Vorlauf gemerkt, dass ich eine sehr gute Form habe. Vor dem Zwischenlauf habe ich gemerkt, dass einiges möglich ist. Nach dem deutschen Rekord war es zwischen Zwischenlauf und Endlauf nicht leicht. Ich hatte viel zu verlieren. Man muss sich konzentrieren. Ich wusste, dass Lucas [Jakubczyk] eine Konkurrenz ist und wenn man im Lauf merkt, da ist einer neben dir und du weißt: Ich bin gerade deutschen Rekord gelaufen und du darfst nicht verlieren. Das ist sehr anspruchsvoll und macht einen fertig. Momentan muss ich mich einfach sammeln, bis ich die Freude richtig genießen kann.

Lucas Jakubczyk (SCC Berlin)
Zweiter 100 Meter (10,01 sec)
Ohne Worte. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. War alles sehr überraschend. Ich hatte paar Probleme in den vergangenen Wochen. Dass es so gut läuft, war nicht zu erwarten. Ich bin überglücklich. Im ZIel konnte ich erst gar nicht entscheiden, wer nun vorne ist. Es war so eng. Ich musste die Team-EM wegen muskulärer Probleme sausen lassen. Deswegen hat sich eine solche Leistung nicht angedeutet. Der Vorlauf hat mir das Signal gegeben, dass es wieder geht. Bei einer Meisterschaft muss man da sein. Das hat funktioniert. Platz zwei ist echt egal. Die Zeit ist in diesem Fall wichtiger. Jetzt muss ich erstmal ein bisschen runterkommen. Was ich laufen kann, wenn ich vier, sechs Wochen richtig fit bin, ist schwer zu sagen. Das weiß keiner. Das ist mir nicht wichtig, Ich möchte mich im direkten Vergleich beweisen. In Zürich muss ich mich von Runde zu Runde durchkämpfen. Wenn ich im Finale bin, sehen wir weiter. Einfach sprinten, Mann gegen Mann.

Tatjana Pinto (LG Brillux Münster)
Siegerin 100 Meter (11,20 sec)
Ich dachte, Verena [Sailer] hätte gewonnen. Sie hat zu mir gesagt: Du hast gewonnen. Ich konnte das nicht glauben und dann war es doch so. Die letzten Wochen waren hart für mich und deshalb, bin ich froh. Es war super eng, da habe ich nicht fühlen können, dass ich ein Stückchen weiter vorne war. Mit meinem Lauf bin ich nicht zufrieden. Der Vorlauf war nahezu perfekt. Wenn ich das so im Finale umgesetzt hätte, wäre es vielleicht eine Bestzeit geworden. Hier geht es aber erst einmal um den Titel. Ich weiß, dass ich in guter Form bin. Und dann geht es in Zürich weiter. Ich denke von Lauf zu Lauf und wir werden sehen, was bei rumkommt. Ich stand vor zwei Jahren im Finale. Das ist auf jeden Fall ein großes Ziel.

Verena Sailer (MTG Mannheim)
Zweite 100 Meter (11,23 sec)
Es fing ganz gut an und hat nicht so gut geendet, wie ich es mir gewünscht habe. Das gehört auch zum Sport. Man muss auch mal verlieren. Silber fühlt mich eher so für mich an. Es ist aber auch nicht schlimm, kein Weltuntergang. Irgendwann ist es eben mal soweit. Ich freue mich für Tatjana [Pinto]. Das hat sie super gemacht. Mein Lauf war eine Katastrophe. Der Vorlauf war noch gut. Mein Fokus liegt auf Zürich. Das Jahr ist ein bisschen ein Auf und Ab, genauso wie es auch heute war. Es zieht sich durch die Saison. Ich weiß, dass ich eigentlich gut drauf bin. Auch wenn die Zeit aus dem Vorlauf nicht steht, der Lauf hat sich super angefühlt. Ich war kraftvoll, im Finale war das nicht so. Bei der EM möchte ich gerne ins Finale kommen. Ich konzentriere mich auf mich und mache meine Rennen und sehe, wie es läuft.

Matthias Bühler (LG Offenburg)
Sieger 110 Meter Hürden (13,20 sec)
Der Lauf hat sich sehr schnell angefühlt wegen des vielen Rückenwindes. Der Start war gut, aber nicht optimal. Da kann ich noch was rausholen. Ich bin sehr gut drauf, das hat die Zeit gezeigt. Das muss man erstmal laufen, auch wenn zu viel Rückenwind ist. Zürich ist wichtiger als die DM. Ich bin sehr zuversichtlich. Das Ziel ist das Finale. Ich war zweimal im Halbfinale in den vergangenen vier Jahren, da muss jetzt der Endlauf her. Zumal ich in der europäischen Bestenliste auf Rang sechs stehe. Da will ich meine Leistung bringen und auch nicht Achter werden. Meine Vorbereitung auf den Lauf in den vergangenen Tagen war etwas kurios. Am Freitagmorgen kam die Dopingkontrolle, da konnte ich nicht ausschlafen. Das war sehr ärgerlich, das habe ich dem Kontrolleur gesagt. Letzte Nacht habe ich noch schlechter geschlafen, weil mein Hotelzimmer nicht klimatisiert war. Durch das ganze Adrenalin legt sich das. Ich bin im Oktober in die USA gereist, habe dort sechs Monate mit Weltklasse-Athleten trainiert. Das war optimal, man kann sich sehr viel abschauen. Wir hatten dort die optimale Physiotherapie, ein ziemlich geiles Trainingskonzept und sehr warme Temperaturen das ganze Jahr. Ich werde jetzt weiter an meiner Startphase arbeiten. Technisch ist wichtig, dass mein rechter Arm nicht immer so tief hängt. Dann kann ich das Schwungbein besser auf den Boden bringen.

Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen)
Siegerin Stabhochsprung (4,50 m)
Ich hatte ein klares Ziel. Ich wollte Deutsche Meisterin werden. Das war ich noch nie. Es war keine Formsache und ich bin froh, dass es so geklappt hat. Ich wollte auch die Qualifikation für Zürich simulieren. 4,72 wären toll gewesen, aber es war absolut kein Rekordwetter. Als ich heute morgen den Regen gesehen habe, dachte ich: Lasst mich doch in Ruhe. Ich denke von Wettkampf zu Wettkampf und in Zürich ist der erste Schritt die Quali. Man darf keine Schritte überspringen. Die Bestenliste kennen wir und dann geht es von vorne los.

Gregor Traber (LAV Stadterke Tübingen)
Zweiter 110 Meter Hürden (13,23 sec)
Ich hatte in dieser Saison mit vielen Verletzungen zu kämpfen. Es stand sogar in den Sternen, ob ich diesen Sommer überhaupt laufen kann. Ich habe mich jetzt zurückgekämpft. Die internationalen Wettkämpfe in Linz und Madrid haben mich vorwärts gebracht. Da ist es gut gelaufen, das war wichtig für die Wettkampfpraxis. Das hat sich ausgezahlt. Ich wollte eigentlich gewinnen. Aber ich kann mir keinen Vorwurf machen. Ich habe meine Leistung gebracht und gekämpft. Die Freude überwiegt, die beste Leistung auf den Punkt gebracht zu haben. Matthias war einfach ein Stückchen schneller. Aber es war knapp. Ich wollte besser laufen als im Vorlauf. Der war zu passiv. Im Finale ging es besser. Der Abstand hat mir im Vorlauf Probleme bereitet, da war ich zu dicht. Im FInale war ich aktiver. Die Zeit ist auf jeden Fall sehr stark. Auch wenn zu viel Rückenwind war. Meine Bestzeit liegt bei 13,47 Sekunden, das war heute sicherlich auch mit weniger Wind schneller. In Zürich denke ich von Runde zu Runde. Wenn ich im Halbfinale bin, möchte ich meine Leistung abrufen. Im Finale ist alles möglich. Sopot hat gezeigt, dass auch die anderen Läufer Fehler machen.

Carolin Hingst (TG Nieder-Ingelheim)
Zweite Stabhochsprung (4,40 m)
Ganz zufrieden bin ich nicht. Die 4,50 Meter wäre ich gerne gesprungen. Ich bin natürlich auch happy, das Ticket für Zürich sicher zu haben. Das ist bei uns nicht selbstverständlich, obwohl Silke [Spiegelburg], Kristina [Gadschiew] und Strutzi nicht dabei sind. Wir haben trotzdem ein paar Mädels, die 4,50 Meter springen können. Das hat sich heute geklärt. Ich bin noch nicht stabil, ich hatte auch Wettkämpfe um 4,15 Meter, mal schlechten Wind. Ich habe keine guten Wettkämpfe gehabt, bei denen ich gute Stäbe gesprungen bin. Jetzt muss ich überlegen, wie ich die nächsten zwei Wochen bis zur EM noch trainiere. Ich freue mich. Ich bin fast 34 und seit megavielen Jahren dabei. Ich muss immer über mich selbst schmunzeln, wie ich es dann doch hinbekomme. Toll wäre, in Zürich gute Sprünge zu machen. Ich bin instabil und jemehr Sprünge ich mache, desto besser wird es.

Nadine Hildbrand (VfL Sindelfingen)
Siegerin 100 Meter Hürden (12,71 sec)
Das Rennen war gar nicht so optimal. Ich habe den Start nicht richtig getroffen, das kann ich besser. Der Wind hat gut geschoben. Ich hatte ein bisschen Probleme, meine Beine reinzukriegen. Man macht den Oberkörper zu weit auf, das bremst. An der achten oder neunten Hürde hatte ich etwas Bammel, aber ich bin noch ganz gut drüberkommen. Der Vorlauf war sauberer, aber noch nicht ganz ausgereizt. Im Finale habe ich alles reingelegt, aber mehr kleinere Fehler gemacht. In Zürich denke ich von Lauf zu Lauf. Da sind zehn Hürden im Weg. Es kann für Jede ganz schnell aus sein. Es wird sehr hart, ins Finale zu kommen. Mein Ziel muss es aber sein, in den Endlauf zu kommen.

Cindy Roleder (LAZ Leipzig)
Zweite 100 Meter Hürden (12,80 sec)
Im Vorlauf bin ich schon 12,87 Sekunden gelaufen, im Finale habe ich mich nochmal auf 12,80 Sekunden gesteigert. Ich habe schon geahnt, dass etwas Richtung Bestzeit geht. Ich hätte aber nicht gedacht, dass es so schnell wird. Da fehlen mir die Worte. Ich habe zweimal die Woche Hürden trainiert, ein bisschen Technik gemacht. Ich bin aber auch hoch gesprungen, weit gesprungen, habe ein bisschen Kugel gemacht. Das tut mir gut. Es macht mir Spaß und dann kommt der Erfolg von ganz alleine. In Kienbaum haben wir ein Trainingslager eingeschoben, das auf Zürich zielt. Ich lasse mich überraschen, was dort rauskommt. In Helsinki war Regen und Gegenwind, man ist mit 13,12 noch ins Finale gekommen. Ich glaube, das wird diesmal anders sein.

Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg)
Siegerin 5.000 Meter (15:49,63 min)
Ich stand unter Druck, weil in Braunschweig gar nichts mit mir los war. Ich bin direkt aus dem Höhentrainingslager gekommen. Das war ein kleines Risiko. Ich habe mich für den Marathon und die 10.000 Meter in Zürich vorbereitet. Ich wollte mit den Mädels zusammenarbeiten, die wollten gerne unter 16 Minuten laufen. Das hat mir gut in den Kram gepasst. Da musste ich nur die letzten vier Runden Gas geben. Es war gut. Ich bin zufrieden. Für mich war es die Abschlussbelastung vom Höhentrainingslager. Jetzt wird nochmal gut traniert. Man muss auch noch einmal Geschwindigkeiten rennen und das ist immer besser mit Zuschauern und mit Wettkampf. Und wenn man dann noch gewinnen kann, warum nicht? Das Trainingslager hat mir soviel Kraft gegeben, wieder an mich zu glauben. Ich arbeite seitdem auch mit einer Mentaltrainerin gearbeitet. Wolfgang Heinig hat gesagt: Mocki, dir steckt soviel in den Beinen, du weißt nur noch nicht, wie du es rausholen kann. In mir steckt noch was, sonst könnte ich in den Ruhestand gehen. Es ist eine Umsetzungsfrage. Über genaue Ziele möchte ich nicht reden, ich will zeigen, was ich trainiert habe und das habe ich gut.

Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB)
Sieger 3.000 Meter Hinernis (8:35,82 min)
Der Titel hat heute eine ganz andere Bedeutung, wenn man ganz hart ans Limit gehen musste. Dieses Jahr hatte ich erstmals wieder ernsthafte Konkurrenz. Ziel war, den Titel zu verteidigen. Da muss ich ans Limit gehen. Da freut man sich um so mehr. Wir hatten uns verschiedene Taktiken zurechtgelegt. Martin [Grau] und ich hatten uns gedacht, dass wir erstmal die anderen Jungs nach vorne lassen. Das war sehr langsam auf dem ersten Kilometer. Hatten wir nicht so gedacht. Dann mussten wir ein Zeichen setzen und sind richtig los. Ich war vor dem Rennen aufgeregt wie nie zuvor. Das war eine sehr große Herausforderung. Aber ich habe an mich geglaubt. Die letzten zwei Runden hat Martin seiner Ansicht nach alles gegeben. Da habe ich gesehen, dass bei mir noch was geht. Der Angriff 250 Meter vor dem Ziel war aus dem Bauch heraus. Ich wollte eigentlich wie in Luzern und Oordegem schon zur letzten Runde angreifen. Martin hatte aber schon hart forciert, also habe ich noch abgewartet und den Konter gesetzt. Ich bin ganz viel mit Martin zusammen und coache ihn ein bisschen. Das hat sich bewährt, er macht eine tolle Entwicklung. In Zürich möchte ich nicht nur ins Finale, sondern auch Platz sechs toppen. Das ist meine beste Platzierung in einem EM-Finale bisher. Meine Form ist ansteigend, ich bin bester Dinge, dass ich dort gut abschneide.

Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch)
Zweiter 3.000 Meter Hindernis (8:42,13 min)
Ich wusste, dass Steffen [Uliczka] eine schnellere letzte Runde laufen kann. Er ist 61 Sekunden gelaufen, das konnte ich nicht halten. Ich habe versucht, vorher wegzukommen. Das habe ich nicht hingekriegt, weil er erfahren genug ist. Da muss ich mit dem zweiten Platz leben. Eine andere Chance hatte ich nicht. Natürlich wollte ich gewinnen, ich hatte eine sehr gute Zeit stehen. Aber ich bin noch jung und habe noch nicht so viel Erfahrung in Rennen auf Platzierung. Ich werde Erfahrung sammeln, dann ist er irgendwann fällig. Steffen und ich haben in den vergangenen drei Wochen viel gemeinsam trainiert und uns gemeinsam vorbereitet. Wir ergänzen uns ganz gut, weil wir zwei verschiedene Typen sind. Im Rennen muss man den Kopf umschalten. Das hat nicht ganz geklappt, so ganz in Angriffsstimmung war ich nicht. Das muss ich als Erfahrung verbuchen. Nach Braunschweig war das Training etwas zäh, dort hatte ich viel Kraft gelassen. Dann war es aber ein sehr gutes Trainingslager. Ich weiß nicht, was mich in Zürich erwartet. Ich würde gerne ins Finale kommen, egal ob über Zeit oder Platz. Wenn das klappt, möchte ich im Finale Bestzeit laufen.

Marie-Laurence Jungfleisch (LAV Stadtwerke Tübingen)
Siegerin Hochsprung (1,90 m)
Ich war sehr nervös. In jedem Sprung war ich zitterig. Der Wettkampf war aber schön. Meine Familie war da, das ganze Stadion stand hinter mir. Es war ja ein Heimspiel für mich. Ich hatte mich mitten in der Saison verletzt. Ich habe Probleme mit dem Gewebe um die Achillessehne gehabt. Ich konnte innerhalb von drei Monaten nur einmal Techniktraining machen und hatte auch nur wenige Wettkämpfe. Ich war beim Physio, der das Problem sofort erkannt hat. Er hat mir schnell helfen können. Ich bin letzte Woche 1,95 Meter gesprungen. Ich bin gut drauf, das konnte ich heute nicht so zeigen, aber ich weiß es. Ich möchte in Zürich ins Finale und dann auch über die 90 - 95 - 97 auch vielleicht. Ich muss mich langsam steigern und international weiter kommen, als nur gerade so die Quali schaffen und dann im Finale schnell ausscheiden.

Shanice Craft (MTG Mannheim)
Siegerin Diskuswurf (65,88 m)
Ich habe schon im ersten Versuch 64 Meter geworfen und gemerkt, ich fühle mich gut. In den Versuchen danach, wollte ich zuviel und habe oben zuviel gemacht. Die Beine sind nicht nachgekommen. Im Letzten habe ich mich noch einmal konzentriert. Das ganze Stadion hat geklatscht. Das hat unheimlich gepusht und dann ist der Diskus geflogen. Meine Probleme mit den Adduktoren aus dem vergangenen Jahr habe ich in den Griff bekommen, zum Beispiel mache ich viel Stabilisation. Das Krafttraining haben wir ein bisschen umgestellt. Damit lässt sich die Leistungssteigerung erklären. Ich bin froh, dass ich in Zürich dabei bin. Das war immer ein bisschen fraglich, weil wir vier starke Mädels sind. Ich will unter die Top Sechs kommen. Alles was weiter geht, ist Bombe. Schade, dass Nadine Müller hier nicht starten konnte. Ich hatte mich sehr auf ein Duell gefreut, weil mich das pusht. Ich wünsche ihr gute Besserung und wir holen das im nächsten Jahr nach.

Julia Fischer (SCC Berlin)
Zweite Diskuswurf (63,02 m)
Ich bin schwer in den Wettkampf gekommen. Das Training lief diese Woche auch schon nicht. Das war komisch, in den Wochen davor hatte ich super Trainingsleistungen. Ich bin froh, dass ich mich in den Wettkampf reinkämpfen konnte und das zeigen, was ich auch schon im Training gezeigt habe. Wegen meines Rückens war ich gestern noch einmal in Behandlung bei Peter Müller. Das hat gut getan. Ein bisschen Probleme sind noch da, aber ich denke, dass ich das in den Griff bekomme. In Zürich möchte ich möglichst nah an meine persönliche Bestleistung heranwerfen und sehen, wofür es reicht. Ich freue mich drauf. Es ist für mich auch ein Lernjahr und ich hoffe, dass es mit einer schönen Platzierung ausklingt.

Anna Rüh (SC Neubrandenburg)
Dritte Diskuswurf (62,94 m)
In den vergangenen Jahren habe ich von meiner Technik gelebt und hatte wenig Kraft. Das haben wir umgestellt und gedacht, dass die Technik mehr Kraft wegsteckt. Das hat sie leider nicht. Deswegen musste ich ein paar Wettkämpfe auslassen. Ich habe mich in diesem Jahr wenig gezeigt. Schade, dass der eine Versuch ungültig war, möglicherweise war das der zweite Platz. Aber so ist das eben im Sport. Ich habe gut trainiert in den letzten Wochen und kann mit einem guten Gefühl nach Zürich reisen. Ich konnte die EM-Norm noch einmal bestätigen. Ich bin für Nadine [Müller] die Nachrückerin, dennoch möchte ich ein gutes Ergebnis abliefern. Ich möchte das Finale erreichen. Das ist bei der Konkurrenz schon ein Ziel. Es wird nie wieder so einfach werden wie 2012 in Helsinki ins Finale zu kommen. Da war die Konkurrenz nicht so stark wie heute. Wenn ich diesmal ins Finale komme, kann ich vielleicht vorne mitmischen. Jeder ist angreifbar.

Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt)
Siegerin Hammerwurf (72,08 m)
Es fühlt sich noch etwas unwirklich an. Ich habe versucht, meinen Wettkampf durchzubringen und eine gute Weite zu werfen. Die Bedingungen mit Regen waren etwas schwierig, aber für alle gleich. Ich bin froh, dass es am Ende so gekommen ist. Bei Meisterschaften zählen nicht die Weiten sondern die Platzierungen. Bei mir passt im Moment alles, ich bin sehr zufrieden mit meiner Situation, im Training und zu Hause. Mein Trainer gibt mir ein gutes Gefühl. Wir haben das gleiche Ziel. Es läuft einfach hintereinander. Mein Freund ist vor ein paar Tagen aus den USA gelandet und auch hier, meine Eltern sind hier. Ich bin glücklich. Das Timing stimmt im Ring. Ich bin ein Risikowerfer, ich bin nicht so groß, ich bin nicht so schwer, ich habe nicht soviel Gegengewicht. Es sind physikalische Kräfte, die wirken. Deswegen muss bei mir alles stimmen. Es geht um Zentimeter. Wenn ich mich richtig treffe, fliegt der Hammer weit. Wenn einmal die Spannung nicht stimmt, dann geht es gleich nicht so weit. In Zürich muss gleich im ersten auch so ein 71er raus und dann kann man darauf aufbauen.

Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt)
Zweite Hammerwurf (69,93 m)
Ich habe keine Erklärung. Im Training lief es gut und die Werte auf weite Würfe hoffen. Bei der EM habe ich etwas gutzumachen.

Manuel Ziegler
(LG Telis Finanz Regensburg)
Sieger Dreisprung (16,54 m)
Ich habe viele Anlaufprobleme in der gesamten Saison gehabt. Dazu kamen muskuläre Probleme pünktlich zum Start der Wettkämpfe. Die Trainingswerte haben aber gestimmt. Ich wusste, dass ich es kann. Ich wusste: wenn ich den Anlauf im Griff habe, klappt es heute. Ich habe geliebäugelt, sogar noch ein bisschen weiter zu springen. Aber die Bedingungen waren nicht optimal, vorallendingen beim Einspringen hat es stark geregnet. Von daher bin ich überglücklich. Die Serie war gut. Ich hatte zwei Sprünge über Bestleistung. Dazu noch einer, der sehr weit, aber leider ungültig war. Wahrscheinlich werde ich jetzt die Saison beenden und mich auf das nächste Jahr vorbereiten, um vielleicht etwas dichter an die Normen für die internationalen Wettkämpfe heranzukommen.

David Storl (LAC Erdgas Chemnitz)
Sieger Kugelstoßen (21,87 m)
Ich war richtig aufgeregt vor dem Wettkampf. Auf der Hinfahrt habe ich schon Fotos bekommen, wie die Arena aussieht. Alles war perfekt vorbereitet, und es war eine tolle Stimmung. Das Stadion in Ulm ist natürlich auch sehr schön. Aber für uns ist es schöner, wenn uns keine Vorläufe oder Weitsprünge dazwischenkommen. Auf dem Münsterplatz war wesentlich mehr Stimmung für uns. Die Zuschauer haben mehr davon, die Athleten sowieso. Gerade die jungen Kugelstoßer profitieren ungemein davon. Die Anlage war ähnlich wie in London vergangene Woche. Für mich sind das die schönsten Wettkämpfe. Jetzt fahren wir nach Kienbaum. Es werden die Wochen 15 und 16 dieses Jahr dort. Danach geht es nach Zürich. Der Plan war, dieses Jahr mehr Konstanz zu zeigen. Ich habe einen Fünferschnitt von 21,80 Meter oder mehr sogar. Das ist beachtlich. Vielleicht ist es ganz gut, dass in Ulm die 22 Meter nicht gefallen sind. Dann ist man im nächsten Wettkampf motivierter, dieses Ziel noch zu erreichen. Ich habe natürlich den eigenen Antrieb, 22 Meter zu stoßen. Darauf lege ich mehr Augenmerk als auf den Titel. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass wir uns akribisch auf den Saisonhöhepunkt vorbereiten und uns dort steigern können. Ich bin davon überzeugt, dass das für Zürich klappt. Dort war ich vergangenes Jahr Zuschauer. Ich freue mich auf den Letzigrund. Die letzten Wettkämpfe waren alle sehr konstant. Ich kann voller Zuversicht und Selbstvertrauen nach Zürich fahren. Mein ungültig gegebener Versuch war glaube ich nicht ungültig. Aber ich will hier keinen Streit anbrechen. Das Umspringen ist eine zusätzliche Bewegung, die vielleicht zehn Zentimeter bringt. Momentan macht das mein Knie nicht mit, ich muss nochmal zum Arzt und zum Physio. In Zürich kann ich es eventuell wieder riskieren.

 

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